Innovationen in der Wiederaufbereitung ist man vom Kirchheimer Unternehmen Feeß durchaus gewohnt. Jetzt aber ist in Stuttgart-Wangen, direkt am Neckar, ein weiteres wegweisendes Standbein hinzugekommen: Gemeinsam mit Deantec aus Kirchhundem, im südlichen Sauerland, hat Feeß die FSP GmbH gegründet. FSP heißt Foundry Sand Processing, auf Deutsch Gusssandverarbeitung. Für Feeß ist das einerseits komplettes Neuland, andererseits ergänzt die neue „Nass-Regenerierungsanlage für Gießerei-Altsande“ die Feeß’sche Angebotspalette perfekt.
Feeß-Geschäftsführer Alexander Feeß erinnerte bei der Einweihung der Anlage an den „Besuch von drei Herren aus Köln vor vier Jahren“. Mercedes-Benz habe sie geschickt. Es war der Beginn einer langfristigen Partnerschaft, die 2022 zur Gründung der FSP führte. „Bis dahin ging es bei uns um Recycling statt um Regenerierung, und mit Gießereisand hatten wir zuvor auch noch nichts zu tun“, bekannte Alexander Feeß freimütig. Schnell waren die Kirchheimer aber überzeugt von den Vorteilen des Projekts: „Es ist ökologisch mehr als sinnvoll, bietet aber auch ökonomisch einen echten Mehrwert für die gesamte Branche.“
Hohe Wiederverwertungsquote
Das Problem beim Gusssand: Er kann nur einmal verwendet werden und wird danach auf Deponien entsorgt. Mit der neuen Anlage lassen sich 90 bis 95 Prozent des Altmaterials regenerieren und somit in den Kreislauf zurückführen. Ein weiteres Problem: Die Gewinnung des benötigten Quarzsands erfolgt Hunderte von Kilometern entfernt von den Standorten, an denen das Material benötigt wird. „Für jede einzelne Lieferung müsste man eigentlich einen Baum pflanzen, um die CO2-Bilanz auszugleichen“, sagte Alexander Feeß. Die Anlage in Wangen hat vor der Einweihung die entsprechenden Tests bestanden, mit dem Ergebnis: „Wir konnten recht schnell die ersten Lkws mit regeneriertem Sand zu Mercedes-Benz nach Mettingen schicken. Das sind keine zehn Kilometer Strecke.“
Die Halle hatte Feeß eigentlich für einen ganz anderen Zweck erworben. Aber für die Gießereisandverarbeitung hat sich der Standort als ideal erwiesen, wie Alexander Feeß weiter ausführte: „Quarzsandgruben kann man nicht überall bauen – unsere Anlage aber schon. Bestenfalls entstehen solche Anlagen dort, wo der Altsand anfällt und wo der regenerierte Sand auch wieder gebraucht wird.“ Die Aufarbeitung von Gusssand ist ähnlichen Vorbehalten ausgesetzt wie die Aufarbeitung mineralischer Baustoffe. Alexander Feeß betonte folglich: „Die Ansprüche an das regenerierte Material sind sehr hoch. Deshalb gibt es im hauseigenen Labor eine laufende Qualitätskontrolle.“
FSP-Geschäftsführer Stefan Zimmermann erläuterte in groben Zügen die Funktionsweise der Anlage. Im Prinzip komme der Sand zunächst in eine große „Waschmaschine“ und durchlaufe anschließend diverse Filterungs-, Trocknungs- und Entstaubungsprozesse, bis er sich als wiederverwendbar erweist. Selbst das Wasser wird nach dem Trocknen gereinigt und in den Kreislauf zurückgebracht. „Das ist Kreislaufwirtschaft im besten Sinne – aus Altem Neues machen. Wir schaffen und wahren dadurch Arbeitsplätze, und wir zeigen, dass Industrie, Umweltbewusstsein und Wirtschaft kein Widerspruch sein müssen.“
Den Wandel gestalten
Entsprechendes Lob gab es denn auch aus den Umweltministerien von Bund und Land. Rita Schwarzelühr-Sutter, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesumweltministerium, lobte den entsprechenden Pioniergeist und konstatierte: „Ich bin davon überzeugt, dass FSP eine große Zukunft hat. Dass Kreislaufwirtschaft sich ökologisch und ökonomisch lohnt, ist ein gutes Signal an die gesamte Industrie. Diese Anlage wird noch viel Aufmerksamkeit finden – weit über Baden-Württemberg hinaus.“ Klimaschutz könne sich zu einem Standortvorteil entwickeln, der die Wettbewerbsfähigkeit der gesamten Wirtschaftsregion stärke, denn: „Wandel ist keine Bedrohung, wenn man ihn gestaltet.“
Auch Andre Baumann, Staatsekretär im baden-württembergischen Umweltministerium, betonte, dass die Kreislaufwirtschaft kein Nischenthema mehr ist: „Sie ist längst in der Breite angekommen. Sie kann sogar ein Geschäftsmodell sein.“ Die Anlage zeige, was möglich ist, wenn die Automobilindustrie, ein Recyclingspezialist und ein innovativer Anlagenbauer eine Partnerschaft eingehen. „Es freut mich besonders, dass die Industrie hier eigenverantwortlich handelt.“

