Auf breites Interesse sind sie gestoßen – die studentischen Arbeiten zu einer hypothetischen Umgestaltung des Teck-Centers in Kirchheim. Der öffentlichen Präsentation der Werke im Kleinen Saal der Stadthalle war die interne Vorstellung vorausgegangen – unter Beteiligung des Center-Managements, der Stadtverwaltung, der Architektenkammergruppe und der beiden Professoren der Hochschule Rhein-Main in Wiesbaden. Einer der beiden Professoren, der Kirchheimer Architekt Sascha Luippold, ging öffentlich noch einmal darauf ein, dass es sich um „ein rein fiktives Projekt“ gehandelt hat: „Keine der Arbeiten soll auch nur ansatzweise umgesetzt werden.“
Trotzdem haben sich die Gedankenspiele gelohnt – unter anderem weil sie zeigen, was sich in 40 oder 50 Jahren so alles umgestalten lässt. Im Ideenteil waren die Teilnehmer des Masterstudiengangs „Bauen mit Bestand“ nämlich aufgefordert worden, auch die Umgebung des Teck-Centers mit einzubeziehen. Und so wurde auch gleich munter das gegenüberliegende Nanz-Center „aufgebrochen“.
Die beiden Entwürfe, die sich den ersten Platz des Kammerwettbewerbs teilten, haben denn auch konsequenterweise die Stuttgarter Straße deutlich verschmälert und die Zufahrt zum Parkhaus des Teck-Centers in die nordwestliche Ecke verlegt, an die Kreuzung Friedrichstraße / Osianderstraße. Das Parkhaus als solches würde erhalten bleiben, denn beim „Bauen mit Bestand“ geht es auch um Nachhaltigkeit. Wenn wesentliche Bauteile entfernt werden sollen, ist das grundsätzlich möglich, muss aber nachvollziehbar begründet sein.
Es geht hoch hinaus
Was deutlich auffällt: Künftig dürfte mehr in die Höhe gebaut werden. Aufstockungen zeigen die Arbeiten also ebenso wie „Aufbrüche“. Nicht zuletzt war auch das Thema „Wohnen“ noch zu integrieren, was vor allem dadurch gelingt, dass die einstöckigen Gebäudeteile zum Postplatz hin in die Höhe wachsen würden.

Das Konzept „Ein Areal für alle(s)“ von Celine Grösch und Ida Philipp sieht ein Lernzentrum ebenso vor wie ein Jugendzentrum mit Skaterplatz, aber auch Wohnungen, Büros und vor allem einen „Stadtgarten“ auf dem obersten Parkdeck. Die Läden würden ebenso erhalten bleiben wie die Stadthalle. Das leerstehende Restaurant würde als „kleine Stadthalle“ genutzt werden.

Das Projekt „Kult-Teck“ von Jelena Lang und Eirini Paratsiou würde das Teck-Center zum Kulturzentrum umgestalten. Die Stadthalle bekäme einen Anschluss an die Straßenhöhe – mit einem zweigeschossigen, verglasten Foyer, in dem eine große Treppe zur eigentlichen Halle nach oben führen würde. Passend dazu legt das Konzept großen Wert auf einladend gestaltete Vorplätze.
Bertram Kiltz von der Architektenkammergruppe Esslingen II lobte alle neun eingereichten Arbeiten ausdrücklich und stellte fest, dass nicht nur die insgesamt vier Gewinnerteams – zwei erste, ein zweiter und ein dritter Platz – etwas mitnehmen können, sondern alle Beteiligten. Zu diesen Beteiligten gehöre das Center-Management ebenso wie die Kirchheimer Stadtplanung. Die Fachdiskussion vor der Preisverleihung habe bereits verdeutlicht, wie wichtig es ist, auf ein solches Areal mit vielen unterschiedlichen Sichtweisen zu schauen.
Und falls in 50 Jahren tatsächlich ein Wettbewerb ausgeschrieben wird, dessen Siegerentwurf Chancen auf eine Realisierung hat, dann sie daran erinnert, dass die Umgestaltung der vergangenen 50 Jahre deutlich radikaler war als alle neun fiktiven Konzepte zum „Bauen mit Bestand“: 1974 gab es anstelle des Teck-Centers noch den alten Kirchheimer Bahnhof – und an der Stelle des Nanz-Centers standen Büros und Werkhallen des traditionsreichen Textil-Unternehmens Kolb & Schüle.