Wohnen
Hängepartie im Henriettengarten Kirchheim geht weiter

Das Wohnquartier befindet sich nach zwei Insolvenzen in einer Art Schwebezustand. Die Anwohner ärgern sich über Baustellen und unbeseitigte Mängel. Doch ein wenig Hoffnung gibt es. 

Ungelöstes Problem ist der fehlende Übergang zwischen dem Henriettengarten und der Stuttgarter Straße. Die meisten Anwohner nutzen verbotenerweise das Loch im Bauzaun, um über das Gelände der Firma Unger in die Innenstadt zu gelangen. Archivfoto: Markus Brändli

Im Henriettengarten in Kirchheim wird der Frust der Bewohnerinnen und Bewohner immer größer. Seit dem Insolvenzantrag des Projektentwicklers Fischer Wohnbau und Immobilien (Fiwoim) sind rund zehn Monate vergangen. Im Februar hatte auch die Schwes­tergesellschaft Jomafi, die die 73 Mietwohnungen der Fiwoim übernommen hatte, Zahlungsunfähigkeit angemeldet. Ein Insolvenzverwalter hat die Verwaltung übernommen.

Die Insolvenzen sind natürlich keine guten Nachrichten für das Kirchheimer Quartier auf dem ehemaligen BlessOf-Areal, in dem zahlreiche Dinge im Außenbereich im Argen liegen. Weil Fiwoim es versäumt hat, rechtzeitig für eine offizielle Wegeverbindung zur Stuttgarter Straße zu sorgen, hat die Stadt Kirchheim noch keine Verantwortung für das Gelände übernommen. Bewohnerinnen und Bewohner beschreiben die Flächen und Straßen rund um die Gebäude des Henriettengartens als eine Art Niemandsland, in dem wild geparkt wird, weil keiner kontrolliert, in dem bei Schnee und Glätte Straßen nicht geräumt oder gestreut werden und Autos viel zu schnell durchs Quartier fah­ren, da keine Konsequenzen drohen. 

Weil das Unternehmen Fiwoim, das den unbefriedigenden Zustand verursacht hat, für die Bewohnerinnen und Bewohner nicht mehr greifbar ist, laden sie ihren Ärger bei der Stadt Kirchheim ab. Den neuen ersten Bürgermeister und Riemer-Nachfolger Achim Rapp erreichen nach eigener Aussage regelmäßig Anrufe und Mails von aufgebrachten Anwohnern, die diesen Schwebezustand nicht mehr akzeptieren wollen und eine Lösung der Probleme fordern. Die Mieter im Quartier haben es etwas besser: Für sie gibt es nach wie vor Ansprechpartner, beispielsweise die Hausverwaltung.

Die gute Nachricht ist: Stadt und Insolvenzverwalter arbeiten daran, dass die Missstände behoben werden, damit das Gelände in die Hände der Stadt übergehen kann. Der Insolvenzverwalter der Jomafi, Sebastian Krapohl, will noch im März eine Liste vorlegen, auf der die Mängel und offenen Arbeiten mit Preisen aufgeführt sind. „Außerdem will er uns mitteilen, welche Ausgaben aus den laufenden Mieteinnahmen gedeckt werden können und welche größeren Maßnahmen ein zukünftiger Investor zu tragen hätte“, sagt Achim Rapp. Die Wohnungen, die die Jomafi von der Fiwoim nach deren Insolvenz übernommen hatte, sollen im Insolvenzverfahren verkauft werden.

Der Kirchheimer Bürgermeister stellt jedoch klar, dass der städtebauliche Vertrag seine Gültigkeit behält. Die Stadt – und somit der Steuerzahler – müssten definitiv nicht für die Behebung der Mängel im Henriettengarten bezahlen. 

Eine der größeren Maßnahmen dürfte die Herstellung der Wegeverbindung zur Stuttgarter Straße sein. An der Grenze zum Ficker-Areal gibt es aktuell einen Absturz, der dort eigentlich nicht sein dürfte – zumindest nicht an der Stelle, an der die Wegeverbindung geplant ist. Abgesperrt ist er mit einem Bauzaun, in den Löcher zum Durchklettern geschnitten worden sind. Der Stadt, den Anwohnern, dem Insolvenzverwalter und der Firma Unger ist dieses Provisorium ein Dorn im Auge. Sie wünschen sich an dieser Stelle eine sichere und barrierefreie Lösung. Der Insolvenzverwalter hat angekündigt, die Durchgänge demnächst absperren zu lassen.

„Ziel ist ganz klar, dass die Absenkung des Geländes auf dem Fischer-Grundstück passiert“, sagt der Kirchheimer Bürgermeister. Wenn das technisch nicht möglich sei, müsse man mit der Firma Unger über eine Lösung auf deren Grundstück sprechen. Für den Weg zur Stuttgarter Straße ist hingegen definitiv die Firma Unger zuständig.

Was die Stadt ebenfalls vom Insolvenzverwalter fordert, ist die Reparatur des Straßenbelags. „Die Gefälle stimmen an einigen Stellen nicht, sodass der Niederschlag nicht richtig abfließen kann und sich Pfützen bilden“, sagt Achim Rapp. Das führe langfristig zu Asphaltschäden. „Wenn wir die Straßen im Quartier als Straßenbaulastträger übernehmen, wollen wir sie mängelfrei haben“, sagt der Bürgermeister. Rapp hofft, dass das spätestens zum nächsten Winter der Fall sein wird.

Was mit den Quartiersplätzen geschieht, ist aktuell noch völlig unklar. Viele Bewohner wünschen sich eine ansprechendere Gestaltung und bessere Spielmöglichkeiten für die Kinder. Ob dafür jedoch nach ​​​​​​​der Beseitigung aller Mängel noch Geld übrig sein wird, ist ebenso offen wie die Frage, wer dafür überhaupt zuständig ist.