Das Schadstoffmobil kommt am Samstag nach Kirchheim
Hier kann man sogar „Ich weiß nicht, was da drin ist“ entsorgen

Insektengift, Farbreste, Frostschutzmittel: 169 Tonnen giftiger Abfall aus Privathaushalten wurden im vergangenen Jahr im Kreis Esslingen kostenlos eingesammelt.

Auch der Insektenentferner fürs Auto ist ein Fall für das Schadstoffmobil, sagt Fachmann Michael Papenberg. Foto: Roberto Bulgrin

Michael Papenberg hält prüfend ein verschmiertes Schraubglas mit undefinierbarem Inhalt gegen das Sonnenlicht. Die trübe Flüssigkeit darin lässt sich nicht auf Anhieb bestimmen. „Das habe ich beim Aufräumen im Keller meines Opas gefunden“, sagt die junge Frau, die mit einer kleinen Kiste voller angestaubter Fläschchen und vergilbter Dosen am Schadstoffmobil steht, fast entschuldigend. „Ich weiß leider nicht, was da drin ist.“

Michael Papenberg schmunzelt: „Diesen Satz bekomme ich täglich mehrmals zu hören.“ Doch für den erfahrenden Fachmann ist die Analyse des Inhalts kein Problem. Er greift zu einer Rolle Testpapier, um den pH-Wert der Substanz zu ermitteln, und wirft einen Schnipsel davon ins Glas. Schnell wird anhand der Verfärbung des Papiers klar, es handelt sich um eine Lauge. Weil diese umwelt- und gesundheitsgefährdend ist, gehört sie auf keinen Fall in die Restmülltonne.

 

Die Sammelmengen sind in den letzten Jahren tendenziell rückläufig.

Michael Potthast, Geschäftsführer des Abfallwirtschaftsbetriebs im Kreis Esslingen

 

Für solcherart Problemabfall ist das Schadstoffmobil der Firma Prezero, das im Auftrag des Abfallwirtschaftsbetriebes (AWB) des Landkreises Esslingen durch die Lande tourt, die richtige Adresse. Hier können Privatleute beispielsweise Schimmelvernichter, Entfärber, Frostschutzmittel, Grillreiniger, Silikonmasse oder Bremsflüssigkeit abgeben. Die Liste ist lang. „Schadstoffhaltige Produkte finden sich überall im privaten Haushalt“, sagt Anton Steckl, Leiter Kommunalvertrieb bei Prezero.

Fachlich als gefährlicher Abfall bezeichnet, sind die Problemstoffe laut Gesetz einer gesonderten Verwertung oder Entsorgung zuzuführen. Dafür werden sie im Kreis Esslingen über das Schadstoffmobil kostenlos eingesammelt. Dabei handelt es sich nicht um ein einzelnes Fahrzeug, sondern vielmehr um zwei spezielle Sammelbehälter, die per Lastwagen zu den jeweiligen Standorten gefahren und dort für ein paar Stunden aufgestellt werden. Das ist laut Anton Steckl aber nur möglich, wenn die Halteverbotsschilder beachtet werden. „Sonst geht das nicht.“ Die Fahrzeuge würden sehr viel Raum zum Abladen und Rangieren benötigen.

Mittel für Haushalt, Garten und Auto sind oft giftig

Auf den Containern prangen zahlreiche Warnsymbole. Ätzend, leicht entzündlich, brandfördernd, umweltgefährdend, giftig: Viele der gebräuchlichen Mittel für Haus, Garten und Auto sind alles andere als harmlos. Deshalb schaut Michael Papenberg bei jedem einzelnen Produkt genau auf das Etikett, bevor er es in eine der blauen Tonnen einsortiert, die sich im Inneren des Containers aneinanderreihen. Sie sind in verschiedene Abfallgruppen unterteilt.

Die strikte Trennung ist notwendig, um weder Mensch noch Natur zu gefährden – miteinander reagierende Chemikalien aus auslaufenden Flüssigkeiten können großen Schaden anrichten. Sicherheit steht an oberster Stelle. „Man muss mit allem rechnen“, weiß Michael Papenberg aus Erfahrung. Einmal habe jemand Schwarzpulver beim Schadstoffmobil abgeben wollen. „Sprengstoffe und Munition nehmen wir aber nicht an“, sagt er klipp und klar. Dafür sind die Behörden zuständig.

Renovierungsabfälle machen den Großteil der Sammelmenge aus

An diesem Nachmittag ist viel los in der Marquardtstraße in Plochingen. Am Schüttgutcontainer nebenan nehmen seine Kollegen Gerd Korn und Erwin Dziedzic im Minutentakt halb leere Farbeimer in jeder Größe, alte Dosen mit Lacken und Kunstharzen, Tuben und Plastikflaschen mit Klebstoffresten sowie angefangene Sprays aller Art entgegen. Solcherart Renovierungsabfälle machen den Großteil der Sammelmenge aus.

Es gibt allerdings etwas, was partout nicht angenommen wird – und einen gewissen Unmut bei vielen Menschen auslöst, die ihre Kanister wieder mitnehmen müssen, räumt Michael Potthast, der Geschäftsführer des AWB, ein: „Am häufigsten werden bei der Schadstoffsammlung Gebinde mit Altöl abgelehnt.“ Einige Landkreise nehmen Altöl freiwillig an, Esslingen macht das nicht. „Die Verkaufsstellen sind zur Rücknahme verpflichtet“, begründet das der AWB-Chef. Die Verbraucher könnten dort entsprechende Behälter ohne Kassenzettel abgeben. Das sei zum Beispiel an Tankstellen möglich.

Schadstoffmobil tourt im Frühjahr und Herbst durch den Kreis Esslingen

Das Schadstoffmobil ist immer im Frühjahr und Herbst für einige Wochen im Kreisgebiet unterwegs. In diesem Jahr stehen 41 Termine auf dem Fahrplan. Der AWB setzt bei der Entsorgung bewusst auf Dezentralität. „Der Bürger soll es möglichst einfach haben“, betont Michael Potthast. Und dennoch werden nicht alle 44 Städte und Gemeinden angefahren. Das hat einen Grund: „Die Standorte sollen für alle Bewohner gut erreichbar und ausreichend groß sein“, erklärt der AWB-Chef. Daran hapere es häufig.

Zudem sei die Nachfrage in kleineren Gemeinden nicht ausreichend für den enormen Aufwand der Sammlung. In größeren Städten, allen voran Esslingen, Filderstadt, Kirchheim und Nürtingen, werde das Angebot dagegen rege genutzt. Und dennoch: „Die Sammelmengen sind in den letzten Jahren tendenziell rückläufig“, berichtet Michael Potthast. 2024 wurden im Kreisgebiet 169 Tonnen private Sonderabfälle erfasst.

Sondermüll wird aufbereitet oder verbrannt

Das, was das Schadstoffmobil eingesammelt hat, wird laut Anton Steckl zunächst zum Zwischenlager von Prezero nach Knittlingen gebracht, wo nicht nur die Problemstoffe aus dem Kreis Esslingen landen, sondern auch jene aus dem Rems-Murr-Kreis und dem Landkreis Heilbronn. „Dort wird alles gebündelt, noch einmal gründlich sortiert und dann entsprechend aufbereitet. Oder letztendlich in einer Sondermüllverbrennungsanlage entsorgt.“

Schadstoffmobil auf Tour

Termine: Die Frühjahrssammlung neigt sich bereits dem Ende zu. Das Schadstoffmobil macht jetzt noch am Samstag, 5. April, in Kirchheim (8 bis 15 Uhr, Parkplatz Ziegelwiesen) Station. Die Herbstsammlung 2025 findet im Zeitraum vom 3. September bis 8. Oktober statt.

Annahme: Angenommen werden in haushaltsüblichen Mengen unter anderem Pflanzenschutz- und Schädlingsbekämpfungsmittel, mineralöl- und lösemittelhaltige Stoffe, Farben und Lacke (soweit sie nicht eingetrocknet sind), Desinfektions- und Holzschutzmittel, Chemikalienreste, Säuren, Laugen und Salze. Gefährliche Produkte tragen einen Warnhinweis auf der Verpackung. Nicht angenommen werden Altöl, Batterien und Akkumulatoren, Feuerlöscher, Munition. Alle Infos gibt’s hier: www.awb-es.de/entsorgung/problemstoffe/