Die Tropen rücken gefühlt näher. Das ist mehr als ein Gefühl, wie der Kirchheimer „Klimasteckbrief“ (siehe Kasten unten) mit Daten belegt. Demnach nimmt die Zahl der Hitzetage und Tropennächte dramatisch zu. Natürlich handelt es sich um statistische Durchschnittswerte, und es gibt deutliche Schwankungen je nach Wohnort innerhalb Kirchheims. Dennoch beeinträchtigt die Hitze längst das Lebensgefühl der Bürgerinnen und Bürger.
Das belegt eine Haushaltsbefragung, die Kirchheim bereits im Jahr 2021/22 durchgeführt hat. Demnach empfinden die Bürgerinnen und Bürger die Innenstadt
Für mich ist klar: Wenn es 38 Grad hat,
Reinhold Ambacher (Freie Wähler) vermisst bei aller Bedeutung der Hitzeplanung die Eigenverantwortlichkeit der Menschen und kritisiert die Vollkaskomentalität.
muss ich einen Sonnenhut aufsetzen.
als besonders heiß, 45 Prozent leiden sogar in ihrem Haus unter der Hitze. Körperliche Beschwerden sind die Folge. Richtig angenehm scheint es im Sommer nur im Wald beziehungsweise in den Parks und Gärten zu sein. „Die Bürger sehen eine klare Hitzebelastung“, bilanzierte Klimaschutzmanagerin Dr. Beate Arman vor dem gemeinderätlichen Ausschuss für Umwelt. Daraus erwächst ein klarer Auftrag an die Stadt: Die Verwaltung soll dem Thema Hitze hohe Priorität einräumen.
Doch was kann die Stadt tun? Recht groß sind ihre Einflussmöglichkeiten tatsächlich in einigen Bereichen. Arman listet hier die Wald- und Forstwirtschaft auf, die beispielsweise auf angepasste Baumsorten setzt, und den Bereich Wasserwirtschaft, in dem entsprechende Konzepte erarbeitet werden. Helfend eingreifen kann die Stadt aber vor allem in punkto Gesundheit und Stadtplanung. Bauliche Maßnahmen und die Entsiegelung von Flächen sind ein großes Thema. Beim der Gesundheit spielt die Aufklärung eine große Rolle. Auch sollten ältere Menschen, die allein, also weitgehend isoliert leben, im Hitzefall gewarnt und beispielsweise daran erinnert werden, mehr zu trinken. Einfacher ist dies mit Senioren oder auch Kindern, die über Institutionen wie Schulen oder Tagesstätten erreicht werden können.
Im akuten Fall muss nach Vorstellung der Klimamanagerin ein Aktionsplan greifen, dessen Kern die Warnungen des Deutschen Wetterdienstes sind. Davon ausgehend sollen kaskadenartig alle von Hitze irgendwie betroffenen Institutionen und Gruppierungen, vom Krankenhaus bis zur Feuerwehr, von bevorstehender Hitze informiert werden, damit sie in ihrem jeweiligen Bereich tätig werden können. All dies erfolgt in Kooperation mit anderen Einrichtungen, etwa dem Landratsamt. Mittlerweile wird vielerorts so auf den Klimawandel reagiert, dennoch ist ein Hitzeaktionsplan – noch – eine freiwillige Aufgabe.
Sprecher aller Fraktionen im Ratsrund befürworteten ein Handlungskonzept für Hitzetage. Entscheiden, ob es zu einem Hitzeaktionsplan kommt, wird der Gesamtgemeinderat. Dabei geht es auch um Geld. Einerseits werden bauliche Maßnahmen anfallen, um die Innenstadt kühler und somit attraktiv zu gestalten. Ferner ließ die Klimamanagerin keinen Zweifel daran, dass auch Personal nötig sein wird.
„Klimasteckbrief“ für Kirchheim
Sommertage sind Tage, an denen das Thermometer über 25 Grad Celsius zeigt. Solche Tage gab es in Kirchheim zwischen 1971 und 2000 gerade mal 42 im Jahr. In der nahen Zukunft, also zwischen 2021 und 2050, werden 54 Sommertage jährlich erwartet. Gegen Ende des Jahrhunderts, zwischen 2071 und 2100, rechnen die Wissenschaftler mit 84 Tagen.
Heiße Tage sind dadurch gekennzeichnet, dass sich das Quecksilber im herkömmlichen Thermometer über die 30-Grad-Marke ausdehnt. Dies war gegen Ende des vergangenen Jahrhunderts durchschnittlich sieben Mal im Jahr der Fall. In den drei Jahrzehnten von 2021 bis 2050 wird das mindestens 15 Mal passieren, zwischen 2071 und 2100 sogar 27 Mal.
In Tropennächten fällt das Thermometer gar nicht mehr unter 20 Grad. Das kam zwischen 1971 und 2000 in Kirchheim vermutlich kein einziges Mal vor. In der nahen Zukunft ist jedoch mit wenigstens einer Tropennacht pro Jahr zu rechnen. In den drei Jahrzehnten nach 2070 wird die Zahl der jährlichen Tropennächte sogar auf mindestens elf steigen.