Um interessante Programmkonzeptionen ist Siegfried Hartauer nun wirklich nicht verlegen: Diesmal stellte der erfahrene Dirigent beim Konzert des VHS-Orchesters Kirchheim in der Stadthalle den filigranen Klängen von Claude Debussys „Clair de lune“ mit Beethovens zweitem Klavierkonzert und dessen sechster Sinfonie zwei orchestrale Schwergewichte gegenüber.
„In die bisherigen Programme habe ich stets ein französisches Orchesterwerk integriert, damit auch die Harfen meines Orchesters beschäftigt sind“, erläutert Hartauer, der sich in der sinfonischen Literatur
„Damit auch die Harfen meines Orchesters beschäftigt sind.
Dirigent Siegfried Hartauer erklärt, warum er in seine Programme immer ein französisches Orchesterwerk integriert hat.
durch seine frühere Tätigkeit als Geiger bei den Stuttgarter Philharmonikern bestens auskennt. Und natürlich weiß er auch, wie man an die heikle, äußerst durchsichtige Partitur von „Clair de lune“, einer
Bearbeitung des dritten Satzes aus Debussys Klavierwerk „Suite bergamasque“, herangehen muss.
Hartauer legte die Interpretation des reizvollen impressionistischen Werks im Sinne einer pastellartigen, feinen Klangformung an. Aus den zarten Anfangstakten der Streicher wuchsen schwelgerische Bläsertöne heraus, die Harfe steuerte perlende Arpeggien bei, und unter stetigem Changieren der Klangfarben steigerte sich das Orchester zu sinfonischer Größe. Die weich fließenden Melodien und eine subtile dynamische Formung gaben dem Ganzen Kontur: Man hörte wunderschöne Tonmalereien die vom Publikum mit viel Beifall bedacht wurden.
Solistin des Abends war die in Winterbach lebende Pianistin Claudia Bühlweiler, die derzeit an der Musikschule Fellbach unterrichtet. Sie gab in Ludwig van Beethovens „Klavierkonzert Nr. 2, B-Dur“ eine gute Visitenkarte ab.
Mit brillantem Anschlag stieg Bühlweiler nach den gesanglichen Themen des Orchestervorspiels in den Solopart ein. Die Töne perlten locker, und das virtuose Laufwerk schnurrte wie ein Spinnrad. Ein weiterer Pluspunkt: Das Zusammenspiel mit dem zuverlässig sekundierenden Orchester war bestens abgestimmt, und angesichts der technisch überzeugenden Wiedergabe vergaß man alsbald, dass Beethoven den Solopart mit allerhand Tücken gespickt hat. Diese meisterte Bühlweiler souverän, und in der Kadenz überraschte sie mit gekonnt geformten Tonspuren und markant gesetzten Akkorden.
Die spannungsvoll ausmusizierten Melodien des herrlichen zweiten Satzes mündeten in ein spritziges Rondo, das mit seinen quirligen Tonspielen beste Unterhaltung bot. Das Publikum war begeistert, und als Schmankerl schlug Bühlweiler bei der Zugabe den Bogen zum Konzertbeginn: Sie ließ „Clair de lune“ in der originalen Klavierfassung aufleuchten.
Nr. 6 als anspruchsvolle Aufgabe
Ludwig van Beethovens sechste Sinfonie, in der der Komponist mannigfache Naturmalereien verarbeitet hat, stellte dem Kirchheimer VHS-Orchester eine anspruchsvolle Aufgabe. Siegfried Hartauer umschiffte mit seinen tüchtigen Musici alle Klippen. Inspiriert vom engagierten Dirigat fand das Orchester zu homogenem Spiel und feuriger Musizierlaune. Die Holzbläsersolisten setzten Glanzlichter, und im mit „Gewitter“ überschrieben vierten Satz stachen die mächtig auftrumpfenden Blechbläser und Pauken aus dem Orchestertutti heraus. Das faszinierte Publikum überschüttete die Akteure mit Beifall, und als Zugabe gab es den Satz „Nimrod“ aus Edward Elgars „Enigma Variationen“.