Schule
IT-Panne sorgt für Diskussionen

1440 Lehrerstellen in Baden-Württemberg sind über Jahre versehentlich unbesetzt geblieben. Wie so etwas unbemerkt bleiben konnte, fragen sich auch Kirchheimer Lehrkräfte. Die Gymnasial-Referendare ohne Stelle machen sich jedoch keine großen Hoffnungen.

Ein Software-Fehler im Kultusministerium, der 20 Jahre lang für 1440 unbesetzte Lehrerstellen im Land sorgte, blieb unbemerkt. Symbolbild: stock.adobe.com

Neben den vielen fehlenden Stellen für die zum Ende des Schuljahres fertigen Gymnasial-Referendare überbrachte das baden-württembergische Kultusministerium unlängst eine weitere Hiobsbotschaft, die landauf, landab für großes Unverständnis und Ärger sorgt. Dabei geht es um die Tatsache, dass wegen eines angeblichen Software­fehlers im Personalverwaltungsprogramm über viele Jahre lang – die Rede ist derzeit von zwei Jahrzehnten – 1440 Lehrerstellen unbesetzt blieben.

Wie das Kultusministerium und das Finanzministerium jetzt bekannt gaben, waren die Stellen im System offenbar als belegt ausgewiesen worden, obwohl sie eigentlich frei waren. Wie so etwas über eine so lange Zeit in beiden Ministerien unbemerkt bleiben konnte, ist für viele ein Rätsel. Das gilt auch für die jungen Kirchheimer Gymnasiallehrerinnen und -lehrer, die aktuell ohne Aussicht auf einen Job dastehen, sowie ihre beiden Schulleiter Martin Roll (LUG) und Lucia Heffner (Schlossgymnasium). Hoffnungen, dass das für sie eine Chance sein könnte, jetzt doch noch eine Gymnasialstelle zu bekommen, haben die Kirchheimer Lehreranwärter kaum. 

Laut aktueller Aussagen von Kultusministerin Theresa Schopper wird mit 485 Stellen der Großteil den Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ) zugutekommen. Für die Grundschulen im Land sind 350 Stellen vorgesehen. Die Gemeinschafts- und Realschulen sollen insgesamt je 50 Stellen bekommen, ebenso die Gymnasien. 

Neu ist zudem, dass im Hinblick auf den voraussehbar wieder ansteigenden Lehrerbedarf an den Gymnasien eine Vorsorge aus 300 Stellen geschaffen werden soll. Diese sollen an Gymnasiallehrer gehen, die aber zunächst an anderen Schularten eingesetzt werden. Die Rede ist hier von 100 an beruflichen Schulen, 50 an den Gemeinschaftsschulen und 150 an den Real- und Werkrealschulen. Die restlichen 155 Stellen will die Kultusministerin für den Ausbau der Krankheitsreserve nutzen. Was auf den ersten Blick nach viel klingen mag, wird von Schopper direkt relativiert: Es gebe im Land rund 4500 Schulen, was angesichts der nachzubesetzenden 1440 Stellen im Schnitt nur rund eine zusätzliche Stelle an jeder dritten Schule bedeute.

Was die Verteilung potenzieller zusätzlicher Stellen an Schulen im Landkreis Esslingen angeht, kann die Nürtinger Schulamtsleiterin Corina Schimitzek noch keine Aussage treffen. Ihr lägen noch keine Informationen seitens des Kultusministeriums vor. „Ich würde mich aber freuen, wenn ich die eine oder andere Lehrkraft gewinnen könnte“, so Schimitzek.