Solidarität
Kirchheim schickt Hilfsgüter in die Ukraine

Die Teckstadt unterstützt Sarata durch die Lieferung von dringend benötigten Solaranlagen. Hinzu kommen Balkonkraftwerke, Schultafeln und ein Luftreiniger für Bunkerräume.

Oberbürgermeister Pascal Bader war beim Beladen der beiden Lastwagen mit Hilfsgütern für Sarata persönlich vor Ort.      Foto: Andreas Volz

Hilfe für Sarata ist auf dem Weg: Was der Kirchheimer Gemeinderat bereits im März beschlossen hatte, kann jetzt kurz vor Weihnachten umgesetzt werden – die Lieferung von Solarmodulen, um die Stromversorgung in dem ukrainischen Ort deutlich verbessern zu können. Auch wenn Sarata im Südwesten der Ukraine vergleichsweise weit entfernt liegt von den östlichen Kriegsgebieten, ist der Krieg dort allgegenwertig. Sirenenalarm ist so alltäglich wie das Ausharren in Schutzbunkern oder eben auch der Stromausfall.

Für die Menschen in Sarata ist die Stromversorgung immens wichtig.

Pascal Bader 

 

Kirchheims Oberbürgermeister Pascal Bader hatte sich kurz vor Ostern selbst ein Bild von der Lage vor Ort gemacht, als Mitglied einer Delegation, die den Menschen in Sarata und in der Region einen Besuch abgestattet hat. „Solidarität“ war dabei ein wichtiges Stichwort. Es geht um eine Solidaritätspartnerschaft zwischen Kirchheim und Sarata – mit dem Zweck, die rund 5000 Einwohner der 200 Jahre alten Siedlung nicht im Stich zu lassen und sie aus der Ferne so gut wie möglich zu unterstützen.

Die Verbindung nach Sarata ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass die einstmals deutschsprachigen Einwohner ihre Heimatregion 1940 verlassen mussten. Viele von ihnen haben später in Kirchheim eine neue Heimat gefunden, und sie haben die Erinnerung an Bessarabien an ihre Nachfahren weitergegeben.

„Ich finde es toll, dass man hier als Kommune eine andere Kommune unterstützen kann – in diesem Fall in der Ukraine“, sagte Oberbürgermeister Bader beim Verladen der Hilfsgüter. „Wie es gesamtpolitisch weitergeht, weiß niemand. Aber aktuell ist die Stromversorgung für die Menschen in Sarata immens wichtig. Ich hoffe, dass solche Projekte weitergeführt werden können.“

Die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) organsiert im Auftrag des Bundesministeriums für Entwicklung und Zusammenarbeit viele solcher Hilfslieferungen. Im konkreten Fall hat die GIZ vier Solaranlagen im Gesamtwert von 100.000 Euro bereitgestellt, um sie von Kirchheim aus verschicken zu lassen. Den Bedarf für genau diese vier Anlagen hatte die ukrainische Kommune nach Deutschland gemeldet.

Weil sich jetzt ohnehin zwei Lastwagen auf den langen Weg machen, gab es auch Platz für weitere Güter, die in Sarata dringend benötigt werden: So hat das Wendlinger Robert-Bosch-Gymnasium zwölf Tafeln gestiftet. Diese Tafeln sind im Prinzip neuwertig, werden aber in Wendlingen nicht mehr benötigt, weil dort stattdessen multimediale Whiteboards im Einsatz sind. In Sarata dagegen besteht der doppelte Bedarf an Tafeln, weil es immer wieder vorkommt, dass der Schulunterricht über Stunden hinweg in Bunker verlegt werden muss. Also braucht es auch in den Schutzräumen entsprechendes Unterrichtsmaterial.

Für die Schulbunker braucht es auch Luftreiniger. Ein solches Gerät ist jetzt ebenfalls auf dem Weg in die Ukraine, finanziert über eine private Crowdfunding-Aktion. Über diese Schiene kommen noch Stromspeicherbatterien und vor allem Balkonkraftwerke hinzu. Letztere haben die „Teckwerke  Bürgerenergie“ zu einem symbolischen Preis zur Verfügung gestellt. Die Balkonkraftwerke sollen unter anderem dazu beitragen, dass sich der Mensabetrieb für Kinder und Jugendliche aufrechterhalten lässt.

Kein Mensaessen ohne Strom

Das Problem: Bei Stromausfall über längere Zeit hinweg würden viele Lebensmittel durch Unterbrechen der Kühlkette verderben. Die Balkonkraftwerke sichern in diesem Fall die Unabhängigkeit vom öffentlichen Stromnetz. Weil sie aber in der Nacht keinen Strom liefern, braucht es zusätzlich noch die Speicherbatterien.

Die Crowdfunding-Aktion geht auf Brigitte Bader zurück: Familie Bader hatte im Juli drei Schüler aus Sarata untergebracht, die zusammen mit 17 weiteren Jugendlichen neun Tage in Kirchheim verbringen konnten. Somit war das Wissen über den großen Bedarf an Hilfsgütern auch durch diesen privaten Kontakt noch zusätzlich erweitert worden. Fahrräder und Weihnachtsgeschenke für diese Schüler sind ebenfalls an Bord der Lastwagen.

Die Stadt Kirchheim ist für den Transport als solchen verantwortlich. Kosten in Höhe von 5000 Euro hatte der Gemeinderat zu diesem Zweck im Mai freigegeben. Ein weiterer Transport soll Anfang nächsten Jahres folgen. Pascal Bader sprach gestern zusätzlich von einem ausgemusterten Feuerwehrfahrzeug, das ebenfalls in Bälde die Reise Richtung Sarata antreten soll: „Wir hoffen, dass die Hilfsgüter nicht nur kurzfristig helfen, sondern einen nachhaltigen Beitrag zur Energieversorgung und zum Wiederaufbau leisten können.“