Fußverkehr im Fokus: Die Stadt Kirchheim analysiert – gefördert vom baden-württembergischen Verkehrsministerium – beim „Fußverkehrs-Check“ unter dem Schwerpunktthema „Schulwege und Schulstraßen“ die Verkehrsströme an der Freihof-Grundschule wie auch an der Freihof-Realschule. Eine öffentliche Begehung hat nun pünktlich zum Schulschluss in der Wollmarktstraße begonnen.
Jedes Kind hat das Recht auf 500 Meter Fußweg.
Günter Riemer
Eltern bezeichneten den Schulschluss als „Knackpunkt“ – und alle Teilnehmer konnten sich ein Bild davon machen, wie rege die Wollmarktstraße zu dieser Zeit befahren ist, obwohl es sich nicht mehr um eine Durchfahrtstraße handelt: Die Pfosten, mit denen die Zufahrt von der Plochinger Straße her gesperrt ist, halten viele Eltern nicht davon ab, ihr Kind dennoch direkt am Schultor mit dem Auto abzuholen. Andere wiederum vermeiden die Wollmarktstraße zwar, parken stattdessen aber die Gehwege der Plochinger Straße zu. Kirchheims Erster Bürgermeister Günter Riemer wiederholte deshalb eine Aussage, die die Sache auf den Punkt bringt: „Jedes Kind hat das Recht auf 500 Meter Fußweg.“
An der Plochinger Straße bemängeln Eltern wie Kinder, dass der Zebrastreifen an der falschen Stelle angebracht ist: Wer vom Schulhof aus den Überweg ansteuert, wird von Autofahrern, die aus Richtung Alleenstraße kommen, erst sehr spät bemerkt, weil ein Hauseck die Sicht versperrt. Möglicherweise lautet am Ende des Fußverkehrs-Checks eine Empfehlung an die Stadtverwaltung, diesen Zebrastreifen um einige Meter stadtauswärts zu verlegen.
Auch über eine Fußgängerampel anstelle des Zebrastreifens wurde bei der Begehung kurz diskutiert, selbst wenn niemand direkt eine solche Ampel fordert. Günter Riemer sagte dazu: „Eine Ampel kommt für uns an dieser Stelle überhaupt nicht in Frage, weil man sie ja nur zu jeweils ganz kurzen Stoßzeiten brauchen würde.“
Wollmarktstraße als Schulstraße
Er regte die Einrichtung einer temporären „Schulstraße“ an. Das würde so aussehen, dass die komplette Wollmarktstraße – von der Herdfeld- bis zur Plochinger Straße – zu den Stoßzeiten für eine gewisse Zeit durch mobile Hindernisse gesperrt wird: „Dann fährt dort in dieser Zeit gar niemand mehr mit dem Auto. Aber das wäre eine politische Entscheidung, die der Gemeinderat zu treffen hätte.“
Wie auch immer die Entscheidung irgendwann ausfallen mag, einer Aussage Günter Riemers konnten sicherlich alle Teilnehmer zustimmen: „Wir können nicht auf die Einsicht derer hoffen, die nach wie vor die Kinder mit dem Auto abholen. Meistens siegt da die Bequemlichkeit.“
Nicht immer geht es um Konflikte zwischen Fuß- und Autoverkehr: Viele Schüler sind per Fahrrad unterwegs, was ebenfalls zu gefährlichen Situationen führen kann. Auch da gibt es Unterscheidungen: Rangierende Autos können Radfahrer schwer in Bedrängnis bringen. Andererseits stellen aber auch die Radfahrer eine mögliche Gefahr für die Fußgänger dar.
Verkehrsplaner Jonas Schmid vom Büro Planersocietät, der den Fußverkehrs-Check in Kirchheim fachlich betreut, brachte deshalb auch diese Konflikte zwischen Fuß- und Radverkehr ins Gespräch, wenn es darum geht, die Wollmarktstraße gegebenenfalls in eine Fahrradstraße umzuwandeln: Der entsprechende Vorrang für das Zweirad wäre nicht unbedingt ein Vorteil für diejenigen, die zu Fuß unterwegs sind.
Nicht zu vergessen ist dabei auch eine Tatsache, die beim Treffpunkt zum Rundgang weder zu übersehen noch zu überhören war: Ältere Schüler sind mitunter auch auf motorisieren Zweirädern unterwegs, und etliche von ihnen knattern damit bereits auf dem Schulhof los.
Eine weitere Frage ist die, wie Schüler über wichtige Straßen wie die Paradiesstraße gelangen. Die einzig wirklich sichere Überquerung gibt es an der Ampel in der Ludwigstraße. Wer aber der Plochinger Straße folgt, um irgendwo zwischen Au- und Saarstraße ins Paradiesle wechseln zu können, findet dort keine geeignete Stelle, die sich beispielsweis für ein Grundschulkind empfehlen ließe.
Solche Erfahrungen werden im Rahmen des Fußverkehrs-Checks in Workshops und Begehungen gesammelt und aufgenommen. Sie fließen mit Lösungsansätzen in die Abschlussempfehlungen ein. Weil sich manche der Probleme auch auf andere Schulstandorte übertragen lassen, dürfte der „Check“ dafür sorgen, dass Kirchheim die Schulwege allgemein ganz anders in den Blick nimmt.