Schule statt Bolzplatz: Auf diesen Nenner lässt sich ein Beschluss bringen, den der Kirchheimer Gemeinderat mit knapper Mehrheit gefasst hat. Konkret geht es darum, dass sich die Freie Evangelische Schule Kirchheim gerne wieder in der Stadt ansiedeln würde, die sie in ihrem Namen trägt. Derzeit ist die Bekenntnisschule mit ihren rund 80 Schülern in Dettingen untergebracht. Dieser Standort ist aber nur bis maximal Sommer 2029 gesichert. Um also in Kirchheim möglichst dauerhaft zu bauen, bleibt nicht allzu viel Zeit.
Für die Stadt Kirchheim wäre diese Schule ein Gewinn.
Bürgermeisterin Christine Kullen über die beabsichtigte Ansiedlung der Freien Evangelischen Schule
Vorgesehen als neuer Schulstandort sind der Bolzplatz und der Spielplatz, die sich zwischen Kegelesbach und der Straße „Badwiesen“ befinden – südlich der Tankstelle an der Kreuzung Schöllkopfstraße / Hegelstraße. Die Freifläche zum Spielen soll an dieser Stelle aber nicht komplett verschwinden. Sie soll etwas weiter nach Süden verlegt werden, auf die andere Seite der Bahnschienen.
Neue Gebäude für eine Schule, die weniger als hundert Schüler hat, diese Vorstellung könnte zunächst befremdlich wirken. Die Freie Evangelische Schule plant den Neubau aber in mehreren Abschnitten. Parallel dazu soll die Schule wachsen. Die Bauten passen sich demnach der Entwicklung der Schülerzahlen an.
Wachsen wird die Schule automatisch, weil die Grundschule, mit der 2015 alles seinen Anfang an, 2022 um eine Realschule ergänzt wurde. Diese Realschule, deren oberste Klasse derzeit noch die siebte ist, „schiebt“ sich vorwärts, Schuljahr um Schuljahr, bis sie 2027/28 „komplett“ ist, also auch über eine zehnte Klasse verfügt.
Das ist aber noch nicht alles, was sich die Schule und der Trägerverein, der dahintersteht, an Entwicklung vorgenommen haben: Langfristig sollen Grund- und Realschule zweizügig ausgebaut werden, sodass bei 25 Schülern pro Klasse von insgesamt 500 Schülern auszugehen ist. Hinzu kommt eine zweizügige Kindertagesstätte, die ebenfalls am neuen Standort entstehen soll.
Standortfrage in der Diskussion
Der konkrete Standort in den Badwiesen war im Gemeinderat sehr umstritten. Aus Sicht der Stadtverwaltung würde die Schule das gesamte Quartier aufwerten, wie Bürgermeisterin Christine Kullen erläuterte: „Für die Stadt Kirchheim wäre diese Schule ein Gewinn, unter anderem deshalb, weil sie zum Zuzug von Familien beitragen würde.“ Trotzdem wäre davon auszugehen, dass nur rund die Hälfte der Schüler auch wirklich aus Kirchheim kommen.
Der Standort südlich der Schöllkopfstraße hätte aber den zusätzlichen Vorteil, dass die Freie Evangelische Schule mit den nahegelegenen Berufsschulen kooperieren könnte, zumindest was die Nutzung der Kreissporthalle und der Fachräume betrifft.
CDU-Stadtrat Giancarlo Crescente sprach von einem „exzellenten Standort“ sowie von einem „durchdachten und zukunftsfähigen Konzept“. Tobias Öhrlich von der Christlichen Initiative Kirchheim (CIK) sieht auch die Nähe zum Bahnhof als Vorteil einer Schule, deren Einzugsgebiet weit über Kirchheim hinausragt. Die Verlegung des Bolzplatzes ist aus seiner Sicht sogar ein Vorteil, weil er mehr Abstand zur Wohnbebauung haben wird, was die Lärmbelästigung reduziere.
Gerade darin sieht Manfred Machoczek (Grüne) einen erheblichen Nachteil: „Das verdichtete Wohnen sorgt dafür, dass es für Kinder immer weniger Platz zum Spielen gibt, schon gar nicht in unmittelbarer Nähe.“ Er hält es für schwierig, wenn Kinder, die in den Badwiesen wohnen, auf die andere Seite der Schienen gelangen müssen, um spielen zu können.
Auch SPD-Stadträtin Andrea Helmer-Denzel hält den vorgesehenen Standort für die Schule nicht für den richtigen. Stattdessen schlug sie vor, Bolz- und Spielplatz zu belassen, wo sie sind, und lieber die Schule südlich der Eisenbahn zu bauen. Die Freie Evangelische Schule wird ihrer Meinung nach ein Fremdkörper in den Badwiesen sein: „Als Bekenntnisschule wird sie sich nicht zur Quartiersschule entwickeln. Kaum ein Kind, das dort wohnt, dürfte auf diese Schule gehen.“
Der Austausch der Meinungen hat aber auf beiden Seiten nicht dazu geführt, dass jemand seine Meinung geändert hätte. Entsprechend knapp fiel die Abstimmung aus: Mit nur zwei Stimmen Mehrheit hat sich der Gemeinderat dafür entschieden, den Plänen zu folgen und der Freien Evangelischen Schule den bisherigen Bolzplatz zuweisen zu wollen. Das städtische Grundstück wird zu diesem Zweck entweder verkauft oder der Schule in Erbpacht überlassen.
Baubeginn vielleicht schon 2026
Der Zeitplan für den Schulbau ist eng getaktet, zumal erst einmal ein komplettes Bebauungsplanverfahren zu durchlaufen ist. Wenn alles nach Plan läuft, der von „optimalen Bedingungen“ ausgeht, würde der Bau bereits im September 2026 beginnen. Die Inbetriebnahme könnte im Idealfall also mit Beginn des Schuljahrs 2028/29 erfolgen – ein Jahr vor der Zeit.