Für die Turmbläser Kirchheim war es ein besonderer Festtag: Am Samstag waren neun Turmbläsergruppen aus dem ganzen Land gekommen, um den Kirchheimern mit klingendem Spiel in den Gassen der Teckstadt zum 500-jährigen Bestehen zu gratulieren. Einen würdigen Abschluss fand der Turmbläsertag der Stadtkapelle Kirchheim am Abend mit einem öffentlichen Festakt in der Stadthalle, bei dem die lange Tradition des Turmblasens in Kirchheim im Fokus stand. Oberbürgermeister Dr. Pascal Bader überbrachte die Glückwünsche der Stadt und wartete mit einer Überraschung auf: „Ich verleihe den Turmbläsern für ihr außerordentliches Engagement die höchste Auszeichnung der Stadt Kirchheim, die Konrad-Widerholt-Medaille“, sagte das Stadtoberhaupt.
„Ich verleihe den Turmbläsern die höchste Auszeichnung der Stadt Kirchheim.
Oberbürgermeister Pascal Bader überreicht den Musikerinnen und Musikern die Konrad-Widerholt-Medaille
Eine besondere Ehrung hatte auch der Bundestagsabgeordnete Markus Grübel im Gepäck. In seiner Eigenschaft als Präsident des Blasmusikverbands Esslingen zeichnete er Heribert Diemer aus, der die Turmbläser Kirchheim bereits seit 40 Jahren mit Herzblut leitet. „Es ist mir eine große Freude, Herrn Diemer heute die Erich-Ganzenmüller-Medaille des Blasmusikverbands Baden-Württemberg zu überreichen“, sagte Grübel und fügte an: „Diese Ehrung ist nicht alltäglich. Letztmals wurde die Medaille, mit der verdiente Personen für ihre Lebensleistung in Dienst der Blasmusik ausgezeichnet werden, vor 16 Jahren vergeben“.
Livia Gööck, die geschäftsführende Vorsitzende der Stadtkapelle, bedankte sich bei der Stadt Kirchheim für die Unterstützung bei der Organisation des Turmbläserjubiläums. „Die enorme Arbeit hat sich gelohnt. Es war ein unglaubliches Feeling, das heute Morgen durch die Stadt gewabert ist“, äußerte sich Gööck zufrieden.
1832 den Grundstein für Stadtkappelle gelegt
In seinem Festvortrag machte sich Dr. Frank Bauer - er leitet in der Stadtverwaltung neben der Abteilung Kultur auch das Stadtarchiv - auf zur historischen Reise „Ein halbes Jahrtausend Musik in Kirchheim unter Teck“. Anhand von drei Themenschwerpunkten beleuchtete er den Weg von der ersten Erwähnung eines Turmbläsers im Jahr 1524, über die Kirchheimer Turmbläser und Zinkenisten des 18. Jahrhunderts bis zu Christian Hafenbrak, der als Stadtmusikus Musikunterricht erteilt hat und um 1832 den Grundstein für die heutige Stadtkapelle legte.
Einen interessanten Blick hinter die Kulissen der Turmbläser bot die Premiere des Films „Echo der Jahrhunderte“ von Wayne Storz, und in einem von Frank Bauer moderierten Podiumsgespräch diskutierten Livia Gööck und die jungen Turmbläser Matthias Pantl und Marcello Kuhn über die Gegenwart und Zukunft der Turmbläser. „Die Wertschätzung, die uns Bläsern entgegengebracht wird, macht mich stolz“, sagte Pantl. Einig waren sich die Diskutanten, dass man den Blick nach vorne richten müsse, etwa mit Blick auf die sozialen Medien.
Umrahmt wurde der Festakt mit viel Musik. Beim eröffnenden „A Festival Prelude“ von Alfred Reed begeisterte die Stadtkapelle Kirchheim unter der Leitung von Stadtmusikdirektor Marc Lange mit strahlenden Klängen. Und auch bei John Williams „Star Wars Saga“ und dem festlichen „The Saints Halleluja“ war bläserische Brillanz Trumpf.
Der Jubilar, die Kirchheimer Turmbläser, hat den Festakt mit exquisiter Blechbläserkunst bereichert. Heribert Diemer motivierte seine Mannschaft beim Vortrag von Intraden und festlichen barocken Werken zu glutvollem Spiel, das vom Publikum entsprechend mit viel Beifall honoriert wurde.
Geschichte der Turmbläser
Historie Erstmals wurde 1524 in einem Rechnungsbuch der Stadt Kirchheim ein Turmbläser erwähnt. Damals war es seine Aufgabe, vom höchsten Turm der Stadt herab mit Signalen Informationen, etwa über drohende Gefahren, zu übermitteln. Nach 1727 musste der Turmbläser, als Lehrling des höher gestellten städtischen Zinkenisten, auch Choräle blasen und Festivitäten untermalen.
Musikensemble Im Jahr 1832 wurde Christian Hafenbrak Stadtzinkenist in Kirchheim. Er war dadurch zuständig für die Kirchenmusik und auch für die Turmbläser. Hafenbrak bildete Musiker aus und bereicherte mit seinem Bläserensemble das städtische Leben. Damit legte er den Grundstein für die heutige Stadtkapelle. Im Jahr 1871 wurde Friedrich Planitz erster Musikdirektor Kirchheims.
Stadtkapelle 1920 verfügte der Rat der Stadt, dass die Musiker der Stadtkapelle neben weiteren musikalischen Aufgaben auch das Turmblasen übernehmen müssen. Einen Aufschwung nahm die Stadtkapelle Kirchheim unter der Leitung von Harry D. Bath, der 1971 zum Stadtmusikdirektor berufen wurde. Seit dem Jahr 2012 führt sein Nachfolger Marc Lange die Stadtkapelle auf erfolgreichem Kurs. kell