Wer derzeit über den Kirchplatz oder die Max-Eyth-Straße schlendert, stößt auf Bauzäune und Container. Das Kornhaus, ein Wahrzeichen Kirchheims mit fast 500-jähriger Geschichte, wird umfassend saniert. Im „Stadtgespräch“ des Bürgertreffs stellte Museumsleiterin Stefanie Schwarzenbek die Neukonzeption vor und gab Einblicke in die zukünftige Nutzung des Gebäudes.
Errichtet im Jahr 1541 als Lager für Getreidevorräte, hat der steinerne Bau den verheerenden Stadtbrand von 1690 überstanden. Seit 1851 im Eigentum der Stadt, diente das Kornhaus im Laufe der Zeit als Turnhalle, Veranstaltungsstätte und Feuerwehrmagazin. Die Generalsanierung in den Jahren 1976 bis 1978 markiert die letzte große Zäsur. Seither war das Gebäude fest in kultureller Hand. Es fungierte als städtisches Museum und als Galerie mit überregionaler Strahlkraft.
Doch seit dem Jahr 2014 wurde es allmählich ruhiger im Kornhaus. Neue Brandschutzvorgaben führten zur schrittweisen Schließung von Ausstellungsflächen. Gleichzeitig offenbarten sich gravierende Schäden am hölzernen Tragwerk. Die nun anstehende Generalsanierung verfolgt das Ziel, das Gebäude auf seine historische Substanz zurückzuführen, ohne dabei auf moderne Anforderungen zu verzichten.
Das Stuttgarter Architekturbüro Cheret & Bozic setzt auf authentische Materialien. Lehmputz sorgt für ein ausgewogenes Raumklima, während die markanten Holzsäulen mit einem traditionellen Kalkanstrich versehen werden. Mit ihren über 100 Quadratmetern werden die früheren Arkaden entlang der Max-Eyth-Straße dem Galerieraum im Erdgeschoss zugeschlagen.
Noch befindet sich die Baustelle in der Rückbauphase. Im Herbst beginnt die Instandsetzung der tragenden Holzkonstruktion. Ganze 20 Wochen pro Etage sind für die Zimmermannsarbeiten veranschlagt. Allein der erste Bauabschnitt, vom Erdgeschoss bis zum Dach, wird mit 15,7 Millionen Euro zu Buche schlagen. Für die anschließende Sanierung des Untergeschosses rechnet die Stadt mit weiteren 1,27 Millionen Euro. Baustellenführungen mit Architekt Peter Cheret halten die Öffentlichkeit auf dem Laufenden.
Ende 2028 soll das Kornhaus seine Pforten wieder öffnen. Dann wird das Dachgeschoss einen großzügigen Multifunktionssaal beherbergen – für Bürgerveranstaltungen, kulturelle Formate und Sitzungen des Gemeinderats. Die Ausstellung des Museums verteilt sich künftig auf das erste und zweite Obergeschoss. Dort setzt man auf ein flexibles und zukunftsorientiertes Konzept. Sogenannte „Wissensspeicher“, modular aufgebaute Einheiten mit interaktiven Medienstationen, sollen historische Inhalte zeitgemäß vermitteln. Die vergrößerte Kunstgalerie befindet sich im Erdgeschoss. Und das Untergeschoss wird für Sonderausstellungen zur Verfügung stehen.
Auch äußerlich will das neue Kornhaus Akzente setzen: Die ehemaligen Tore des Feuerwehrmagazins an der Nordseite werden zum Martinskirchplatz hin geöffnet. Das schafft Transparenz und soll den Kirchplatz beleben. Für Freunde des Sommernachtkinos hatte Stefanie Schwarzenbek eine gute Nachricht: Trotz Baustelle kann das Open-Air-Kino dieses Jahr wie gewohnt auf dem Kirchplatz stattfinden.