Bauarbeiten
Neustart am Kornhaus: Kirchheim braucht sein Museum

Seit acht Jahren ist das Kornhaus im Herzen Kirchheims ein Sanierungsfall, das Städtische Museum ist zu. Jetzt soll es endlich weitergehen - auch wenn zwischenzeitlich die Preise explodiert sind.

Das Kornhaus in der Kirchheimer Stadtmitte ist nicht nur ein markantes Gebäude, sondern unter anderem auch Sitz des Museums. Drumherum pulsiert das Leben, doch das Haus ist seit Jahren zu. Jetzt kommt wieder Bewegung in die Sanierung. Foto: Thomas Krytzner

Kirchheim. Hitzig wird in Kirchheim derzeit allerorten über ein Gebäude diskutiert: das Wachthaus. In so mancher Diskussion geht es dann auch schnell ums Kornhaus. Beide haben viel gemeinsam. So sind beide stadtbildprägend, ebenso gilt für beide, dass sie sanierungsbedürftig sind, und dass die Stadt dafür viel Geld in die Hand nehmen muss.

Immerhin geht es beim Kornhaus nicht ums Thema Fachwerk. Die Optik nach der längst abgesegneten Sanierung ist nicht umstritten, eher die Dauer. Das Gebäude, das fast 500 Jahre auf dem Buckel hat und schon mal als Turnhalle oder Feuerwehrmagazin diente, wird vermisst als wichtiger Ausstellungsort für Kulturschaffende und Sitz des städtischen Museums. Altersbedingte Mängel, vor allem Defizite im Brandschutz, setzten dem regen kulturellen Treiben dort 2016 ein Ende. Seither ist das Kornhaus ein Sanierungsfall und das Museum zu. Zwar lag schon 2019 ein Entwurf für die Sanierung vor, doch im Jahr 2022 fehlten plötzlich Kindergartenplätze, sodass die finanziellen Mittel umgebucht wurden und die Sanierung auf die lange Bank geriet.

Das wollen die Stadtverantwortlichen schleunigst ändern, auch wenn die Preissteigerung im Vergleich zur ursprünglichen Planung bei sage und schreibe 47 Prozent liegt. Allerdings erholen sich die Preise etwas. „Es ist wichtig, dass es zügig weitergeht“, meinte SPD-Vertreterin Marianne Gmelin und sprach von „Respekt gegenüber der Geschichte“. Die städtische Sammlung müsse unbedingt der Gesellschaft zurückgegeben werden, schließlich sei sie auch eine Attraktion für die Innenstadt. „Es geht hier um Kirchheims Identität“, pflichtete ihr CDU-Mann Wilfried Veeser bei und erklärte die Hängepartie für beendet.

Dort wird das neue Herz schlagen!

Stadtrat Ulrich Kübler sieht das Kornhaus mit Museum als zentrale Einrichtung für Kirchheim.

 

„Die Preissteigerung ist unangenehm, aber das Geld wurde nunmal für andere städtische Angelegenheiten benötigt“, rechtfertigte Ulrich Kübler von den Freien Wählern die Verzögerung. Er zitierte einen ehemaligen Gemeinderatskollegen, der das Kornhaus einst als „Identitätsspeicher der Stadt“ bezeichnet hatte und prophezeite: „Dort wird das neue Herz schlagen.“

Jens Hildebrandt (FDP/KiBÜ) mahnte, unter dem Aspekt von Einsparungen nun, wo möglich, über gestalterische Alternativen nachzudenken. Sabine Lauterwasser von den Grünen lobte die jetzt verfolgte Interimslösung in punkto Heizung und ließ keinen Zweifel an der schnellen Sanierung: „Wir brauchen wieder ein Museum!“

Diese Interimslösung stellte Jelena Bozic vor von Cheret-Bozic-Architekten, Sieger beim Wettbewerb im Vorfeld der Sanierung. Sie ging darauf ein, dass in Folge der Energiekrise mittlerweile ein Nahwärmenetz für die Innenstadt in Planung ist. Ursprünglich sollte das Blockheizkraftwerk, das mit Gas betrieben wird, verdoppelt werden. Dies passt jedoch heute nicht mehr ins Konzept. 

Ziel ist nun, dass das Kornhaus nach dem ersten Bauabschnitt funktionieren soll und im Untergeschoss nur das Notwendigste gemacht wird. Der Aufwand für die Technik reduziert sich damit. Gebaut werden ein mit dem Landesdenkmalamt abgestimmtes Abgasrohr im Westen, also Richtung Max-Eyth-Haus, und ein neuer Treppenaufgang als Rettungsweg. „Im Osttreppenhaus muss von Anfang an ein Aufzug die Barrierefreiheit garantieren“, betonte Jelena Bozic. Der bestehende Aufzug erübrigt sich.

Der endgültige Ausbau erfolgt in einem zweiten Bauabschnitt. Alles zusammen beläuft sich nach derzeitiger Berechnung auf fast 17 Millionen Euro, wobei Fördermittel beantragt werden.

Die wesentlichen Arbeiten sollen noch 2024 ausgeschrieben werden. Baubeginn könnte dann Anfang 2025 sein, Anfang 2028 dürfte es um den Einbau des Museums gehen. Ende 2028 könnte das Städtische Museum wieder komplett der Bürgerschaft offenstehen.