Mut, Kreativität und Leidenschaft forderte Kirchheims Oberbürgermeister Pascal Bader in seiner Rede zum Neujahrsempfang. Das klingt zunächst einmal deutlich besser als bei Winston Churchill, der vor bald 85 Jahren nur „Blut, Schweiß und Tränen“ anzubieten hatte. Und doch läuft es in etwa auf dasselbe hinaus, denn nicht nur zum Thema Hallenbadneubau beschwor der Oberbürgermeister die Gemeinschaft: „Wir werden das nur gemeinsam schaffen – wenn es ein Projekt der gesamten Stadtbevölkerung wird.“
Allein für diese Aussicht lohnt es sich, den Bund der Ehe einzugehen.
Pascal Bader lobt den Blick auf Kirchheim vom neuen Verwaltungsgebäude aus
Zu diesem Zweck verbreitete Pascal Bader Optimismus, indem er dazu aufrief, kollektiv die Ärmel hochzukrempeln und die Dinge gemeinsam anzupacken. Er verglich die aktuelle Stimmungslage in der Gesellschaft mit der Taktik einer Fußballmannschaft, „die defensiv spielt und hofft, es irgendwie bis zum Elfmeterschießen zu schaffen“. Diese Vorgehensweise lähmt: „Man hat nur noch Angst, ein Tor zu kassieren, anstatt mutig nach vorne zu spielen und selbst ein Tor zu schießen.“ Sein Fazit: „Wir müssen als Team Deutschland oder auch als Team Kirchheim wieder mutiger und offensiver nach vorne spielen.“
Damit sich das besser einprägt, zitierte Pascal Bader auch noch Albert Einstein, der gesagt haben soll: „Auf Veränderung zu hoffen, ohne selbst etwas zu tun, ist wie am Bahnhof zu stehen und auf ein Schiff zu warten.“ Positiv appellierte er deshalb an die Stadtgesellschaft, mutig anzupacken, Experimentierfreude sowie Optimismus an den Tag zu legen. „Weniger Meckern und mehr Machen“ sei gefragt: „Wir müssen aufhören, alles für selbstverständlich anzusehen, und uns von der Vorstellung verabschieden, dass der Staat oder Kommunen für alles eine Lösung parat haben. Nur wenn sich Menschen einbringen, kann eine Gesellschaft funktionieren.“

Kommunen am Bettelstab
Einen „Rüffler“ an Bund und Land hatte er aber dennoch im Gepäck: „Wir haben ein strukturelles Problem bei den Kommunalfinanzen. Die Kommunen tragen mehr als 25 Prozent des öffentlichen Gesamthaushalts, erhalten aber nur 14 Prozent des Steueraufkommens. Diese gewaltige Lücke ist schlicht inakzeptabel.“ Kommunen dürften nicht wie Bettler dastehen, wenn sie investieren oder reparieren müssten. Kommunale Selbstverwaltung könne sich nicht darin erschöpfen „Aufgaben von Bund oder Land ohne eigene Spielräume und angemessene Mittelausstattung zu erledigen“.
Dass es auch anders gehen kann, zeigte er am Beispiel der Sanierung des Ludwig-Uhland-Gymnasiums auf: „Über 20 Millionen Euro werden wir für die Sanierung der Bauteile C und D investieren. Dank höherer Zuschüsse aus der Schulbauförderung des Landes werden – aller Voraussicht nach – die Umlandkommunen nicht mehr an den Sanierungskosten beteiligt werden müssen.“
Die Sanierung der Gymnasien steht sinnbildlich für zwei Themen in der Stadt Kirchheim: einerseits für einen großen Investitionsstau, wenn es um den Erhalt der Infrastruktur geht, und andererseits für die Bereitschaft, viel Geld in die Hand zu nehmen, um Bildung und Jugend zu fördern. Letzteres zeigen die Investitionen in Kindergärten, die 2025 eröffnet werden sollen: 9,4 Millionen Euro für den fünfgruppigen Kindergarten in der Tannenbergstraße und 5,6 Millionen Euro für den viergruppigen Jurtenkindergarten auf dem Schafhof.
Auch in der Innenstadt arbeitet die Stadt Kirchheim an der Infrastruktur: Für 4,5 Millionen Euro wird das Wachthaus bis 2026 saniert, für rund 17 Millionen Euro soll das Kornhaus in den kommenden Jahren folgen. Für 22 Millionen Euro entsteht derzeit das neue Verwaltungsgebäude am Rollschuhplatz. Pascal Bader lobte die Aussicht, die es von den oberen Stockwerken aus gibt, wo unter anderem Trauungen stattfinden sollen, und fügte hinzu: „Allein für diese Aussicht lohnt es sich, den Bund der Ehe einzugehen.“
Die Aussichten für ein neues Hallenbad schwanken dagegen zwischen trübe und allenfalls wolkig, wie der Oberbürgermeister eingestehen musste: „Das Hallenbad ist mir ein Herzensanliegen. Die Zeichen stehen aber nicht gut, das muss man leider sagen. Die aktuelle Finanzlage steht auf den ersten Blick einer Realisierung entgegen.“ Das sei aber 1962 beim Bau des alten Hallenbads nicht anders gewesen – und trotzdem sei es damals gebaut worden.