Kirchheim. Mangelnde Verkehrstüchtigkeit der Fahrer, zu hohe Geschwindigkeit, zu geringe Abstände sowie Überholmanöver nennt Kirchheims Polizeirevierleiter Jürgen Ringhofer als die wesentlichen Ursachen für Verkehrsunfälle. Hinzu kommen Fragen nach der Vorfahrt sowie Fehler beim Abbiegen, beim Wenden sowie generell beim Rückwärtsfahren.
Bei der Verkehrstüchtigkeit sieht Jürgen Ringhofer ein zunehmendes Problem, wie er bei der Vorstellung der Unfallstatistik im Gemeinderat erläuterte. „Die Cannabis-Grenzwerte sind erst vor wenigen Wochen festgelegt worden.“ Aber auch unabhängig von den tatsächlichen Grenzwerten sorge die Liberalisierung des Gesetzes für schärfere Kontrollen. Großen Wert legt er bei den Kontrollen aber auch auf eine ganz andere Art von „Suchtmittel“ – auf das Handy: „Die Ablenkung durch das Handy generell ist so ähnlich einzuschätzen wie das Fahren mit einem Blutalkoholgehalt von 1,0 Promille.“
Auch bei der Unfallstatistik ist es wichtig, die Zahlen zu interpretieren: Von den fünf tödlichen Unfällen, zu denen es 2023 im Landkreis Esslingen gekommen war, hatten sich zwei im Bereich des Polizeireviers Kirchheim ereignet. Auch wenn sich ein Unfallbeteiligter zunächst schwere Verletzungen zuzieht und erst einige Zeit später – bis zu einer Frist von 30 Tagen – im Krankenhaus diesen Verletzungen erliegt, handle es sich in der Statistik um einen „Unfall mit Todesfolge“.
Dass sich keiner der beiden tödlichen Unfälle 2023 in der Stadt Kirchheim selbst zugetragen hat, ist auch wieder eine besondere Sache der Statistik: „Im Juli 2023 gab es kurz hintereinander zwei tödliche Unfälle auf dem Verkehrsübungsplatz. Diese Fälle werden in unserer Statistik aber nicht erfasst, weil es sich dabei nicht um Unfälle im öffentlichen Verkehrsraum handelt.“ Jürgen Ringhofer sprach dabei von wirklich ganz ungewöhnlichen Fällen: „Ich kann mich nicht daran erinnern, dass es auf dem Verkehrsübungsplatz sonst jemals einen schlimmen Unfall gab.“
An Unfallschwerpunkten nannte der Revierleiter die Kreuzung Jesinger Straße/Eichendorffstraße sowie den Gaiserplatz in Kirchheim und außerdem die Autobahnanschlussstelle Kirchheim-Ost in Fahrtrichtung Karlsruhe. Als „Unfallhäufigkeitsstelle“ gilt ein Bereich, in dem es innerhalb eines Jahres zu mindestens fünf Unfällen kommt.
Sogar auf das aktuelle Jahr gab Jürgen Ringhofer einen ersten Rückblick – zumindest was das zentrale Ereignis betrifft: „Die Fußball-EM hat uns allein in Kirchheim über 1000 Mann-Stunden zusätzlich zum täglichen Dienst beschert.“ In dieser Zeit habe es eine Urlaubssperre gegeben.
Auch die Einsätze während der EM betreffen häufig den Straßenverkehr: „Da geht es um die unterschiedlichen Bedürfnisse feiernder Fans, die unbedingt einen Auto-Korso fahren wollen, und der Anwohner, die ein Recht auf Nachtruhe haben.“
Das führt zu einem weiteren Problem: zunehmende Gewalt gegenüber der Polizei: „In der Anonymität der Masse kommt es immer häufiger zu Solidarisierungen mit einigen wenigen Störern gegen die Polizei.“ Mittlerweile sei das Strafmaß verschärft worden. Jürgen Ringhofer hofft darauf, dass das Früchte trägt und dass diese Form der Gewalt wieder weniger wird. Denn eins wird sich nicht ändern: „Die Polizei ist für Sicherheit und Ordnung bei Veranstaltungen zuständig.“