„Fast sprachlos“, zeigte sich Kirchheims SPD-Landtagsabgeordneter Andreas Kenner am Telefon, als es um die Frage nach seinem bisherigen Fraktionskollegen Daniel Born ging, der am Freitag nicht nur aus der Fraktion ausgetreten war, sondern auch sein Amt als Landtagsvizepräsident niedergelegt hatte. Hintergrund war die Tatsache, dass Daniel Born auf seinem Stimmzettel bei einer geheimen Wahl den Namen eines AfD-Abgeordneten mit einem Hakenkreuz versehen hatte – wohl um darauf hinzuweisen, dass er diesen Kandidaten nicht für wählbar hielt.
Andreas Kenner gehörte zu den ersten, die von dem Hakenkreuz etwas bemerkt haben: „Ich war beim Auszählen dabei.“ Sein erster Gedanke: „Ich habe mich gefragt, was das für eine komische Aktion sein soll. Wer das gemacht haben könnte, darüber wollte ich nicht spekulieren. Aber auf Daniel Born wäre ich wirklich zuallerletzt gekommen.“
Eine verhängnisvolle Minute
Andreas Kenner sieht dadurch die politische Laufbahn seines langjährigen Fraktionskollegen als abrupt beendet an: „Um so einen Stimmzettel auszufüllen, braucht man höchstens eine Minute. In dieser einen Minute hat er seine komplette Karriere zerstört.“
Sein Amt als Landtagsvizepräsident habe Daniel Born bis dahin tadellos ausgeübt, erklärt Andreas Kenner: „Er hat alle gleich behandelt, er hat für Ordnung gesorgt – und er hat das alles auch mit einem gewissen Humor gehandhabt.“ Dass er jetzt von seinem Amt zurückgetreten ist und auch die Fraktion verlassen hat, bezeichnet Andreas Kenner als einen „großen Verlust für uns“.
Persönlich habe er mit Daniel Born nach den jüngsten Entwicklungen gar nicht mehr sprechen können. „Ich möchte jetzt auch wirklich nicht in seiner Haut stecken“, sagt er. „Er muss selbst wissen, dass er so etwas nicht machen darf. Das war eine ziemlich dumme Sache. Es ist ein klassisches Eigentor: Er hat das genaue Gegenteil dessen erreicht, was er dadurch aussagen wollte.“
Trotz aller Fassungslosigkeit möchte Andreas Kenner seinem Kollegen aber auch großen Respekt zollen – dafür, dass er sein Fehlverhalten zugegeben hat: „Er hätte ja versuchen können, das irgendwie auszusitzen. Man hätte ihm sicher nichts nachweisen können, und dann wäre die Sache vielleicht im Sande verlaufen.“
So richtig einschätzen kann Andreas Kenner die Situation immer noch nicht: „Manchmal passieren Dinge, die hältst du einfach nicht für möglich.“ Ob Daniel Born jetzt auch sein Mandat zurückgibt, werde sich zeigen müssen: „Warten wir’s ab: Die nächste Sitzung ist erst im Oktober.“

