Projekt
„SNEG“ in Kirchheim: Das Paradies bangt um den Fortbestand

Stadtverwaltung und Gemeinderat haben sich ein Bild vom Leben im „Südstadt-Natur-Erlebnis-Garten“ in der Kirchheimer Pfaffenhalde gemacht. Was noch fehlt, ist die dauerhafte Finanzierung.

Lagerfeuerromantik konnten die Besucher aus Stadtverwaltung und Gemeinderat im Kirchheimer „SNEG“ erleben – ein eher seltenes Natur-Erlebnis auch für Erwachsene.      Foto: Andreas Volz

Es ist ein kleines Paradies. Aber wie das bei Paradiesen nun mal so geht: Es ist bedroht. Konkret fehlt es an einer dauerhaft gesicherten Finanzierung für das Brückenhaus-Projekt „Südstadt-Natur-Erlebnis-Garten“ – kurz „SNEG“. Kinder können sich auf diesem idyllischen Gelände in der Kirchheimer Pfaffenhalde nicht nur austoben, sondern auch ausprobieren. So sieht es das Konzept vor. „Wir wollen die Kinder nicht in Watte packen“, erklärt Andreas Lang, SNEG-Leiter seit Oktober 2023.

Kinder und Jugendliche zwischen 6 und 14 Jahren betreut Andreas Lang gemeinsam mit jungen Mitarbeitern, die beim Kirchheimer Verein Brückenhaus ein Freiwilliges Soziales Jahr leisten. „Ich habe wirklich tolle FSJler“, sagt Andreas Lang. „Ohne die könnte ich die Arbeit hier gar nicht leisten. Wenn die ausfallen, lasse ich zu.“ Umgekehrt kann er den jungen Freiwilligen die Verantwortung aber auch nicht alleine überlassen: Er und seine FSJler sind wechselseitig aufeinander angewiesen. Und sie können sich aufeinander verlassen.

Auch auf die Kinder ist Verlass: Sie müssen nicht in Sichtweite sein, aber in Hörweite. Das gilt auch für den Jauchertbach, der das Gelände im Westen begrenzt: Der Bach wird ins Spiel einbezogen, sommers wie winters. „Aber die SNEG-Grenze ist auch die Grenze für den Aufenthalt am Bach“, betont Andreas Lang, der dennoch großes Verständnis für die Verlockung aufbringt, dem Bachlauf noch weiter zu folgen: „Das machen wir dann aber alle gemeinsam, als fester Programmpunkt.“

Die Natur im Mittelpunkt

Im SNEG geht es aber auch darum, etwas über die Natur und ihren Erhalt zu lernen. Insofern ist der Jauchertbach ein wichtiger Teil des Alltags. Aber er darf nicht verändert werden: „Staudamm-Bauen macht großen Spaß. Aber das kommt trotzdem nicht infrage für uns.“ Auch Steine aus dem Bach dürfen nicht nach oben genommen werden: An den Steinen könnten Kleinstlebewesen hängen, die zwingend in den Bach gehören und nicht aufs Gelände.

Auch im Winter ist der Bach Bestandteil des SNEG-Lebens – mit einem wichtigen Unterschied: „Ich sage immer, wer nass wird, den schicken wir sofort nach Hause.“ Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt ist mit Nässe schließlich nicht zu spaßen. Aber es gehört zum Nicht-in-Watte-Packen, dass die Kinder deswegen trotzdem an den Bach dürfen.

Andreas Lang spricht von einer beständigen Gratwanderung: „Natürlich wollen wir die Kinder auch nicht gezielt irgendwelchen Gefahren aussetzen.“ Deshalb überprüft er auch selbst regelmäßig Baumhäuser und sonstige Lager auf deren Stabilität. Das Werkeln mit Holz ist im Konzept fest vorgesehen. Auch da gibt es eine Menge auszuprobieren und spielerisch zu lernen.

Je nach Wetter, kommen an einem der drei Nachmittage, an denen der SNEG jede Woche während der Schulzeit geöffnet ist, fünf bis 25 Kinder. Im Schnitt sind es zwölf. An Vormittagen bietet Andreas Lang im SNEG ein grünes Klassenzimmer an. 35 bis 40 Besuche – meist von Grundschulklassen – hat er pro Jahr zu verzeichnen.

Um sich ein Bild von der Arbeit im SNEG zu machen, waren Mitglieder der Stadtverwaltung und des Gemeinderats zu einem offenen Abend eingeladen. Mitarbeiter, Kinder, Eltern konnten überzeugend darlegen, dass dieser kleine „Garten Eden“ in Kirchheim ein wichtiger Platz ist – einfach, um „Kind“ sein zu dürfen.

302 Unterschriften, die zum Erhalt der halben Personalstelle auffordern, bekam Oberbürgermeister Pascal Bader überreicht. Aktuell ist die Finanzierung geklärt: Die Stuttgarter Vector-Stiftung ist vorerst eingesprungen. Die Stiftung hat aber gleichzeitig betont, dass das keine Dauerlösung sein kann und dass auch die Stadt in der Pflicht sei.

Und damit wäre wieder einmal das Utopische am Paradies beschrieben: Bei Adam und Eva hat es noch ohne pädagogisch geschultes Personal funktioniert und war daher kostenlos. Aber aus dem Paradies des kostenlosen Daseins ist die Menschheit eben schon sehr lange vertrieben.