Infrastruktur
Sporthalle für Schulen, Vereine und Profis: Mehr Fragen als Antworten

Schul- und Vereinssport brauchen Hallen in Kirchheim. Auch die Knights haben einen klaren Bedarf. Von den Kosten abgesehen, erweist sich das Verkehrs- und Parkkonzept als Knackpunkt.

Am Parkplatz des Kirchheimer Schlossgymnasiums soll eine neue Sporthalle entstehen. Für bis zu 2700 Zuschauer wäre allerdings auch ein Parkhaus nötig.   Foto: Carsten Riedl

Kommt die neue Halle in Kirchheim? Und wenn ja, für welche Bedürfnisse könnte sie zur Verfügung stehen? Wird es eine Halle, die nur dem Schul- und Vereinssport dient? Wird es eine Halle, in der auch Profi-Basketball-Spiele stattfinden können? Wird es außerdem vielleicht noch eine Halle, die für Konzerte, Theateraufführungen oder auch Messen geeignet ist? Wird es gar ein Ersatz für die Stadthalle?

Mit diesen Fragen hat sich der Kirchheimer Gemeinderat befasst. Konkrete Antworten gab es in der 48-minütigen Debatte nicht, weil es nur um die Kenntnisnahme des aktuellen Sachstands ging. Dafür aber wurden in den Antwortversuchen der einzelnen Fraktionen vielfach neue Fragen aufgeworfen.

Die Einzelprojekte sind finanziell nicht machbar.

Dem CDU-Stadtrat Michael Haug fehlt ein Gesamtkonzept für Sporthallen und Hallenbad

 

Was gehört zu den Pflichtaufgaben der Stadt Kirchheim? Zumindest diese Frage lässt sich klar beantworten. Marco Wanzke, der stellvertretende Leiter des Sachgebiets Schulen und Sport, sprach von einem Defizit an Hallenkapazitäten für den Schul- und Vereinssport. Deshalb wird die Stadt Kirchheim eher früher als später Geld in die Hand nehmen müssen, um dieses Defizit so weit wie möglich zu verringern.

Dafür wiederum würde eine Halle genügen, die gänzlich ohne Zuschauerränge auskommt. Doch auch diese Aussage stimmt nur zum Teil: Eigentlich werden mindestens zwei Hallen benötigt – eine am Parkplatz des Schlossgymnasiums, der ja auch als Standort der möglichen Vielzweckhalle vorgesehen ist, und eine weitere für die Schulen im Freihof.

Für den Profisport ist die Stadt Kirchheim nicht zuständig. Dessen ist sich auch Knights-Geschäftsführer Christoph Schmidt sehr wohl bewusst, der im Gemeinderat sagte: „Natürlich hat die Stadt nicht die Aufgabe, die Zukunft der Knights zu sichern oder eine Veranstaltungshalle zu bauen.“ Dennoch appellierte er an die Stadtverwaltung und an den gesamten Gemeinderat: „Bitte überlegen Sie, wie wir zusammenarbeiten können, wenn am Schlossgymnasium ohnehin eine Schulsporthalle gebaut werden soll.“ Eindrücklich schilderte er das Problem des Profi-Basketballs in Kirchheim: „Die Sporthalle Stadtmitte ist 2028 nicht mehr lizenzfähig.“

Platz für 2700 Zuschauer

Das Problem der Basketballer zumindest wäre durch die „mittlere Variante“ gelöst, um die es im Gemeinderat ging: Diese Variante sieht Platz für 2700 Zuschauer vor. Bei „Bühnenveranstaltungen“ wie Konzerten oder Theateraufführungen würde sich dieser Platz reduzieren. Die Halle würde dann aber immer noch 2500 Besucher fassen. Schul- und Vereinssport wären in dieser Halle selbstverständlich ebenso möglich. Gedacht ist an eine 75-prozentige Nutzung durch Schulen und Vereine. Die restlichen 25 Prozent stünden an Wochenenden für Veranstaltungen zur Verfügung – in den Bereichen Sport, Kultur, Unterhaltung und Wirtschaft.

Die Baukosten belaufen sich auf 18,7 Millionen Euro, während eine Sporthalle ohne Tribüne bei 13,9 Millionen Euro läge. Mit hohen Fördergeldern ist nicht zu rechnen: Aktuell liegt die Höchstsumme bei 600.000 Euro. Immer wieder wurden im Gemeinderat zwar die Gelder aus dem neuen Investitionsprogramm der künftigen Bundesregierung genannt. Aber konkrete Zahlen liegen in diesem Fall so wenig vor wie belastbare Aussagen über die Chancen, an diese Töpfe heranzukommen.

Die Tribüne ist allerdings nicht der einzige Punkt, der zu Mehrkosten gegenüber der reinen Schul- und Vereinssporthalle führt: Wer Platz für 2700 Gäste bietet, muss diesen Gästen auch einen Parkplatz zur Verfügung stellen. Zu diesem Zweck bräuchte es ein Parkhaus an der Halle. Zu den Kosten für ein solches Parkhaus hieß es, dass sie bei mindestens fünf Millionen Euro liegen würden. Noch gar nicht beziffert sind die Kosten für eine notwendige Umgestaltung der Verkehrsführung, sollte es zur Verwirklichung dieser „mittleren Variante“ kommen.

Der Gemeinderat hat die Zahlen und Fakten zwiegespalten zur Kenntnis genommen: Bei allem Verständnis für den Bedarf der Knights ging es immer wieder um die Kosten, um die Infrastruktur sowie um die Tatsache, dass der Bedarf der Grund- und der Realschule im Freihof damit eben immer noch nicht gedeckt wäre.

CDU-Stadtrat Michael Haug fehlt es an einem Gesamtkonzept für die Hallen, aber auch für ein Hallenbad: „Die Einzelprojekte sind finanziell nicht machbar.“ Marianne Gmelin (SPD) ging vor allem auf die Verkehrsführung ein: „Die Jesinger Straße dürfte auch so schon überlastet sein, wenn das Gewerbegebiet Bohnau-Süd kommt.“ Zur Kosten-Lücke zwischen einer Halle mit und einer ohne Tribüne sagte Tobias Öhrlich (CIK): „Diese Lücke müssen diejenigen schließen, die eine Halle mit Zuschauerplätzen nutzen.“

Kollision von Kultur und Sport

Zu möglichen Kulturveranstaltungen meinte Ralf Gerber (Freie Wähler): „Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich eine Stadthalle in die Sporthalle integrieren lässt.“ Für Kultur blieben da gar keine vernünftigen Zeitfenster. Selbst für Oberbürgermeister Bader ist das unrealistisch: „Die Vorbereitungen für Großveranstaltungen würden immer mit dem Schul- und Vereinssport kollidieren.“

Was ist das Fazit? Die Probleme sind benannt – und sie betreffen nicht nur die Finanzierung. Weil am Ende aber kein konkreter Beschluss zu fassen war, bleibt als Ergebnis die Feststellung des Oberbürgermeisters: „Die Diskussion geht weiter.“ So viel zumindest ist sicher. Alles andere bleibt vage.

 

Vom finanziell notwendigen Verzicht auf manches Wünschenswerte

Auf großes Interesse ist die jüngste Kirchheimer Gemeinderatssitzung gestoßen – was vor allem darauf zurückzuführen war, dass es außer um die Sporthallenthematik auch um den möglichen Neubau eines Hallenbads ging: Nur äußerst selten sind Sitzungen dermaßen gut besucht. In der Stadthalle war extra der kleine Saal zu öffnen, damit es genügend Sitzplätze für die Öffentlichkeit gab.

Die Öffentlichkeit fehlte allerdings bei einem späteren Tagesordnungspunkt: „Örtliche Überprüfung der Jahresrechnung 2022“. Der Leiter des Rechnungsprüfungsamts, Claus Kuchelmeister, ging detailliert auf das Haushaltsjahr 2022 ein und kam dabei zu folgendem Fazit: „Die Bürgerinnen und Bürger können nicht beliebig mit neuen Steuern belastet werden. Auf manches Wünschenswerte wird künftig also zu verzichten sein.“

Als falsch getaktet empfand Stadtrat Ralf Gerber von den Freien Wählern, der im Namen des gesamten Gemeinderats eine Stellungnahme zur Jahresrechnung abgab, daraufhin die Tagesordnung: „Dieser Vortrag hätte am Anfang stattfinden sollen, als noch das ganze Publikum im Saal war. Wenn schon das Haushaltsjahr 2022 zu solchen Aussagen führt, was soll man da erst zum Haushaltsjahr 2025 und zu den Folgejahren sagen?“     vol