Außerirdisch geht es zu beim Ferienwaldheim der evangelischen Gesamtkirchengemeinde in
Kirchheim. Das Thema lautet „Nicht von dieser Welt“ – und es bezieht sich außer auf das Neue Testament auch auf den täglichen Stargast am Ludwig-Uhland-Gymnasium: „Kliri“ ist eben auch nicht von dieser Welt, sondern besucht die 7- bis 11-jährigen Kinder des Ferienwaldheims als Alien, also als ein fremdes, außerirdisches Wesen. Vieles auf der Erde ist für Kliri fremd, manches aber ist auf dem Planeten der Klirinauten schon beinahe irdisch oder menschlich. Die Familie heißt „Klirilie“ und die Sprache ist „klirikisch“ – wobei die Schreibweise nicht ganz klar ist. Es gibt nämlich eine eigene Schrift.
„The Masked Dancer“
Aber mit den Kirchheimer Kindern kommuniziert Kliri ja auch gar nicht schriftlich, sondern mündlich – mit einer verfremdeten Stimme. Weil Kliri zudem in einem Ganzkörper-Raumanzug steckt und konsequent Helm trägt, handelt es sich beinahe um ein weihnachtsmannähnliches Wesen: Die Kinder wissen, dass in dem Anzug eine Person stecken muss, die sie kennen sollten. Aber sie wissen nicht, wer genau das ist. Also wird munter geraten und spekuliert. Es ist ein bisschen wie in der Fernseh-Show „The Masked Singer“, meint Waldheim-Leiter Klaus Onischke – nur mit einem kleinen Unterschied: „Kliri singt nicht, Kliri tanzt.“ Demnach wäre Kliri also „The Masked Dancer“.
Es sind aber nicht nur die Kinder, die heftig am Raten sind. Manchmal drehen sie den Spieß auch um und lassen Klaus Onischke raten, wer sie selbst sind, also wie sie heißen. Das ist bei 165 Kindern alles andere als einfach. Aber der Waldheim-Leiter bringt es immerhin fertig, auf einen Vornamen fast jedes Mal den richtigen Nachnamen anzugeben. Das ist eines der Spiele, die sich zwei Mädchen beim Ausflug zur Göppinger Waldmurmelbahn ausgedacht haben. Weil Klaus Onischke ihre beiden Nachnamen sofort nennen kann, kommen sie ein wenig ins Grübeln, nachdem er hinzugefügt hat, dass es bei den unauffälligeren Kindern sehr viel schwieriger ist, sich die Namen zu merken.
Im Wald bei Göppingen scheint die Welt auf jeden Fall in Ordnung zu sein – auch wenn der Ausflug wetterbedingt hatte verschoben werden müssen: Außer mit den Murmelbahnen befassen sich die Kinder mit Federball oder toben sich in Hängematten aus.
Wenn dann aber nach dem Essen die Lautsprecherdurchsage kommt, dass noch Gemüse da ist, dann funktioniert es ähnlich wie bei Aschenputtel mit den Tauben: Sofort strömen die Kinder in Massen zur Essensausgabe. Mit Äpfeln funktioniert das später auch.
Was Freundschaft bedeutet
Das wichtigste biblische Thema ist dieses Mal die Freundschaft – unter besonderer Berücksichtigung der Geschichten um Samuel, Saul, David und Jonathan. In diesem Zusammenhang ist auch Kliri sehr interessiert an den menschlichen Beziehungen untereinander und an den Freundschaften der Kinder. Im Wald harmonieren die Waldheimkinder prächtig.
Nur an einer Stelle herrscht große Uneinigkeit: Die Jüngeren fahren die komplette Strecke zurück nach Kirchheim mit dem Bus, die Älteren legen einen Teil der Strecke zu Fuß zurück. Und schon ist Klaus Onischke wieder von fragenden Kindern umringt. Die Älteren fragen: „Warum dürfen wir nicht mit dem Bus fahren?“ Und die Jüngeren wollen wissen, warum sie mit dem Bus fahren müssen, anstatt laufen zu dürfen. An diesem Punkt ist Klaus Onischke mit seinem Latein am Ende – wie Kliri mit dem Klirikisch.