Kirchheim. Der Strompumpe in der Kirchheimer Max-Eyth-Straße ist bislang kein großes Glück beschieden: Kaum war sie im Sommer aufgestellt, musste sie schon wieder außer Betrieb genommen und nachjustiert werden. Dabei war bereits die Rede von „kleineren Zwischenfällen mit Jugendlichen“. Was darunter genau zu verstehen ist, bleibt unklar. Im besten Fall handelte es sich um jugendlichen Übermut beim Strompumpen. Im weniger günstigen Fall waren es bereits im Juli Akte des Vandalismus.
Seit Oktober jedenfalls ist das Kunstwerk, das einen Gebrauchswert hat, wieder unter einer Plane versteckt. Und diese Plane ist kein Bestandteil des Exponats im öffentlichen Raum – zumindest nicht im Sinne der Verpackungskunst. Sie ist pure Notwendigkeit, weil der Hebel der Pumpe verschwunden ist. Somit lässt sich das Gerät nicht mehr im Sinne des Erfinders nutzen. Außerdem besteht eine erhöhte Verletzungsgefahr, wegen eines scharfen Grats an der Stelle, an der zuvor der Hebel befestigt war.
Details sind nach wie vor unbekannt. Aber die Stadt Kirchheim hat immerhin Anzeige gegen Unbekannt erstattet, wegen des Verdachts auf Vandalismus. War es zunächst unklar gewesen, ob nicht auch unsachgemäße Nutzung der Strompumpe zur Beschädigung geführt haben könnte, sprächen nun die Indizien doch für eine vorsätzliche Zerstörung, wie Frank Bauer, der Leiter der Kulturabteilung, mitteilt.
Zu dieser Annahme passt die Tatsache, dass der Hebel bis jetzt nirgendwo aufgetaucht ist. Andererseits aber bleibt fraglich, warum es niemandem aufgefallen ist, sollte der Hebel wirklich – wie anhand der Bruchstelle anzunehmen ist – abgeflext worden sein. Die Arbeit mit der Flex wäre sicher zu hören gewesen, aber auch zu sehen und zu riechen.
Einen besonderen Grund für die absichtliche Zerstörung kann sich Frank Bauer allerdings nicht ausmalen: „Bei diesem Gerät kann es sich aus meiner Sicht nicht um ein politisches Hassobjekt handeln.“ Vielleicht war nicht jedem klar, dass es sich um ein Kunstwerk handelt. Und vielleicht hat sich nicht jedem erschlossen, wozu es gut sein soll, mittels Muskelkraft Strom zu erzeugen, um ein Mobiltelefon oder eine Digitalkamera damit aufzuladen. Bei etwas Nachdenken hätte man durchaus selbst auf den Gedanken kommen können, dass es darum geht, spielerisch ein Gefühl für die Energie zu entwickeln, die so häufig gedankenlos verschwendet wird.
Was also bleiben könnte als Motiv, wäre die reine Zerstörungswut, eine destruktive Lust am Kaputtmachen, wie sie häufig im öffentlichen Raum zu beobachten ist – insbesondere bei Toiletten, die ja nun wirklich keinen künstlerischen Rang beanspruchen, den jeder dringend erkennen können müsste. Wie es mit der Strompumpe weitergeht, wird sich zeigen, wenn Frank Bauer Gespräche mit dem Künstler Sebastian Fleiter sowie mit dem Kirchheimer Kunstbeirat geführt hat.