Gallusmarkt in Kirchheim: Das ist dann, wenn mehr Menschen in der Stadt sind als Blätter an den Bäumen, wenn Kinder mit Zuckerwatte und Luftballons unterwegs sind – und wenn sich an allen Zugängen zur Innenstadt die Autos stauen, weil der Strom der Fußgänger nicht abreißt. Die Läden sind so voll wie die Restaurants und die Cafés. Sogar draußen sitzen die Gäste und lassen es sich gutgehen. Selbst die Eiscafés sind noch gut besucht.
Für Gallusmarktverhältnisse herrschten zum verkaufsoffenen Sonntag in Kirchheim und Dettingen vergleichsweise angenehme Temperaturen mit niedrigen zweistelligen Celsiusgraden, und selbst der Himmel hielt sich größtenteils bedeckt, sodass alles überwiegend im grauen Bereich blieb und die mitgebrachten Regenschirme eher nicht geöffnet zu werden brauchten.
„Glühwein mit Herz“
An manchen Ständen war bereits der erste Glühwein im Angebot. Dafür braucht es schließlich keine Minusgrade. In dieser Hinsicht gab es die perfekte Kombination von offenen Läden, herbstlichem Markttreiben und Rummel direkt am Ziegelwasen: den „Glühwein mit Herz“ – also mit einem kleinen Lebkuchenherzchen, das bereits auf die bevorstehende Adventszeit verweisen konnte.
Ebenfalls vorausdeutend, standen am Rossmarkt schon die ersten Budenteile parat, für den Aufbau der Hüttengaudi, die dort am Donnerstag beginnt, wenn der Gallusmarkt also gerade erst zwei Tage vorbei ist. Die Devise heißt demnach in Kirchheim: Nach dem Glühwein ist vor dem Glühwein – auch wenn nicht immer das (Lebkuchen)-Herz dazugehört.
Anderer Leute Herz schlägt fürs Skifahren – vielleicht auch, weil es eine große Schnittmenge gibt zwischen mehr oder weniger ambitioniertem Hangrutschen und Hüttengaudi: Jedenfalls waren auch vereinzelt Leute in der Stadt unterwegs, die ihre frisch vom Basar im Freihof erworbenen Skier frohgemut nach Hause trugen. Somit waren also sommerliches Eis, herbstliches Wetter und winterliches Skivergnügen froh vereint.





















Ein weiteres verbindendes Element ist die Bimmelbahn, die Einkaufs- und sonstige Rummelfreunde zwischen Innenstadt und Ziegelwasen hin und her kutschierte. Am Eingang des Ziegelwasens dann ein Bild, an das man sich immer mehr gewöhnen muss: Statt des einladenden Torbogens standen – weitaus weniger malerisch – Fahrzeuge zum Empfang bereit. Sie dienen der Sicherheit der Rummelplatzbesucher.
Schließlich soll das Fahren auf dem Ziegelwasen möglichst unbeschwertes Vergnügen bereiten. Für Groß und Klein ist auf dem Rummel wieder allerhand geboten – bei „Mad Max“ allerdings eher für Groß, denn die „Messlatte“ für Fahrgäste liegt bei 140 Zentimetern. Nahezu zeitlos ist das Angebot an Los- und Schießbuden. Sie haben sich in den vergangenen 50 Jahren kaum verändert, und das gilt auch für alles, was sich werfen lässt: Pfeile auf Luftballons, Bälle auf Dosen oder auch Ringe auf alle Preise, die das Herz begehrt.
„Glücksmomente“: So heißt ein Stand mit Süßigkeiten auf dem Ziegelwasen. Für solche Momente sorgt bereits der Duft nach frisch gebrannten Mandeln, der sich den Passanten ganz verführerisch aufdrängt. Einen anderen Duft werden nicht alle vermissen: den der Steckerlfische, die es seit einiger Zeit nicht mehr gibt. Allerdings ist damit auch ein Stück alter Gallusmarkttradition weggefallen. In die Bresche springen dafür Angebote wie Langos, Churros und Kartoffelspiralen, die sich neben Crêpes und Pizza einreihen, die allerdings die gute alte Rote Wurst noch nicht verdrängen konnten.
Gallus sei fürs Glück gedankt
„Glücksmomente“ gab es am Sonntag aber allenthalben, nicht nur am Schokoladenfrüchtespieß: Wer bei der Einkaufstour das passende Stück ergattert hat, wer bei den besonders heftigen Fahrgeschäften vor Wonne kreischte oder wer im Teck-Center beim Basteln für Kinder voller Eifer dabei war – allen hat der heilige Gallus großes Glück beschert.

