Kirchheim
Frühmorgens in Ochsenwang: „Aufstande! S’isch Feuerwehrfeschd!“

Bissingen-Ochsenwang Vier Tage lang feierten die Feuerwehrangehörigen in Ochsenwang ihr 150-jähriges Bestehen nach. Der Festumzug am gestrigen Sonntag bot eine faszinierende Zeitreise. Von Thomas Krytzner 

Am Sonntagmorgen um halb acht Uhr ist die Welt im Bissinger Ortsteil Ochsenwang noch in Ordnung. In aller Stille versammeln sich Dutzende Feuerwehrangehörige bereits beim Feuerwehrmagazin und die Bevölkerung schlummert dem vierten Festtag des Feuerwehrjubiläums entgegen. Mit lautem Gebimmel der Feuerwehrglocke, die der langjährige Feuerwehrangehörige Günter Schempp schwingt, ist es zehn Minuten später allerdings mit der sonntäglichen Ruhe vorbei. Nebst der Glocke machte er auch stimmlich lautstark auf den bevorstehenden Festumzug aufmerksam: „Aufstande! S’ isch Feuerwehrfeschd!“ Die Bevölkerung horcht und versammelt sich auf den Straßen und Gassen.

 

Die Feuerwehr ist sehr im Ort verwurzelt, zehn Prozent sind dabei.
Bürgermeister Marcel Musolf
über die Bedeutung der Feuerwehr in Ochsenwang
 

Mit dem achten Glockenschlag der Turmuhr der evangelischen Kirche setzt sich der Festumzug in Bewegung. Angeführt von Günter Schempp ziehen die Fahnenträger am Publikum vorbei. Mitglieder der Jugendfeuerwehr tragen stolz die Jubiläumsfahnen zum Rathaus. Es folgt eine spannende Zeitreise durch die vergangenen 150 Jahre der Bissinger Wehr: In der noch nicht motorisierten und elektrifizierten Welt mussten Feuerwehrangehörige damals noch mit einer handbetriebenen Kurbelsirene Alarm schlagen, wenn ein Feuer ausbrach. An moderne Einsatzfahrzeuge und Mannschaftstransportwagen war vor über 100 Jahren noch gar nicht zu denken. Viel mehr mussten die Pumpen- und Spritzenwagen von Hand in Windeseile zum Einsatzort gezogen werden.


Dank den vielen Landwirtschaftsbetrieben konnten Traktoren als Zugmaschinen eingesetzt werden, bis die ersten roten Feuerwehrautos zum Brand rasten. Eines dieser ersten Fahrzeuge ist das Löschgruppenfahrzeug LF8 von Mercedes. Vor über 50 Jahren eine moderne Errungenschaft, zählt das heute historische Fahrzeug zu den wertvollen Schätzen der Feuerwehr. Das Fahrzeug Baujahr 1966 leistete bis 1989 gute Dienste bei der Wehr in Ochsenwang. Danach wurde es verkauft und kam im Jahr 2010 wieder zurück, wo es acht Jahre lang restauriert wurde.
Der Festumzug macht immer wieder Halt: Der Posaunenchor spielt dann für das Publikum auf und beim Rathaus werden die Jubiläumsfahnen gehisst. Nach dem Gottesdienst spielt der Musikverein im Festzelt. Bürgermeister Marcel Musolf zeigt sich von der Jubiläumsfeier begeistert. „Die Feuerwehr Ochsenwang hat eine besondere Bedeutung. Für die Kameradinnen und Kameraden der Wehr ist es mehr, als retten und löschen“, betont er. Groß ist auch die Beteiligung der Frauen in der Feuerwehr. „Gerda Pauling begann ihren Dienst als Feuerwehrfrau vor rund 30 Jahren“, plaudert Marcel Musolf aus dem Nähkästchen.
Auch wenn das Jubiläumsfest wegen Corona um ein Jahr verschoben werden musste, tut dies der Feierlaune der vielen Gäste keinen Abbruch. Im Gegenteil: Im gut gefüllten Festzelt herrscht gute Stimmung und alle warten schon auf den bierigen Höhepunkt – das Maßkrugstemmen. Die Zahl der Teilnehmer ist allerdings so groß, dass das Los entscheiden muss, welche Acht sich beim Stemmen messen dürfen. Und diese liefern sich einen feuchtfröhlichen, aber spannenden Wettkampf. Es gilt, einen gut gefüllten Maßkrug möglichst lange mit ausgestrecktem Arm über eine rote Schnur zu halten. Während für die meisten nach drei oder vier Minuten Schluss war, liefern sich Lokalmatador Simon Schempp und Andi Nägele aus Bissingen einen kräftezehrenden Zweikampf. Simon Schempp hält mit sieben Minuten und 15 Sekunden am längsten durch und verweist Andi Nägele, der ebenfalls knapp über sieben Minuten stemmt, auf den zweiten Platz. Dritter wird H.G. Hausmann aus Ohmden mit fünf Minuten und 40 Sekunden. Alle Teilnehmer erhalten zur Erinnerung einen Bierkrug, der in limitierter Auflage extra für das Jubiläum der Feuerwehr angefertigt wurde. Im Verlauf des Nachmittags messen sich einige Vereine noch zum Abschluss der Feiern im Tauziehen.

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