Kirchheim

Getrübter Badespaß

Das beschauliche Bad an der Kirchheimer Lindach hat eine schwierige Saison hinter sich

Der Sommer hatte es in sich. Nicht nur wettertechnisch war die Freibadsaison aufregend. Sicherheitskräfte wurden zum Dauergast.

Viel Platz zum Bahnenschwimmen: Das unbeständige Wetter und die Vorfälle gegen Ende Juli machten den Badegästen dieses Jahr eine
Viel Platz zum Bahnenschwimmen: Das unbeständige Wetter und die Vorfälle gegen Ende Juli machten den Badegästen dieses Jahr einen Strich durch die Rechnung. Einige wagten trotzdem den Sprung ins kühle Nass.Fotos: Carsten Riedl

Kirchheim. Ein rebellischer Jugendlicher, eine Gruppe Männer, die gegenüber der Polizei und dem Bademeister handgreiflich werden, und Asylbewerber, die junge Mädchen unsittlich berühren: Das Kirchheimer Freibad hatte dieses Jahr mit massiven Problemen zu kämpfen. Aber auch das Wetter ist schon seit Jahren nicht mehr so beständig, wie man es sich von einem richtigen Sommer erhofft – so auch dieses Jahr.

Der August war mit seinem Wetter wohl der abwechslungsreichste Monat in diesem Jahr. Anfang August lagen die Temperaturen nachts nur knapp über dem Gefrierpunkt. Aber gegen Ende des Monats hatte der August noch etwas im petto: den heißesten Tag dieses Sommers. Am 27. August zeigte das Thermometer in manchen Orten Deutschlands 37,8 Grad an. Aber auch Tage, an denen es wie aus Kübeln schüttete, waren zwischen Juni und August keine Seltenheit. Die Freibäder mussten also Abstriche machen, so auch das Bad an der Lindach in Kirchheim.

Das Freibad hat seine Pforten noch nicht geschlossen, doch mit einer Prognose von 120 000 Badegästen fällt diese Saison deutlich schlechter aus als die vorherige. Im Jahr 2015 zog es dank des guten Wetters 141 593 Badegäste in das Kirchheimer Freibad. Mit dem drittwärms­ten Sommer seit Beginn der Wetteraufzeichnungen könnte der diesjährige Sommer also nicht mithalten. Doch das trübte die Vorfreude der Wasserratten auf jede Menge Badespaß nicht: Im Jahr 2015 wurden 1 509 Dauerkarten verkauft, in diesem Jahr waren es nur knapp über 100 Karten weniger, wobei während der Saison einige zurückgegeben wurden. Für einen schönen Sommer im Freibad waren auf jeden Fall einige Besucher gut ausgerüstet.

Der Rückgang der Besucherzahlen im Kirchheimer Freibad ist zum einen wetterbedingt, aber steht zweifelsohne auch im Zusammenhang mit den Vorfällen, die sich dort im Juli ereigneten. Auch Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker ist sich über den hohen Stellenwert des Freibades bewusst. Sie weiß aber auch, dass der Ruf des Bades nun in Mitleidenschaft gezogen wurde. „Die Vorfälle Ende Juli haben natürlich die Akzeptanz des Freibades angegriffen.“ Es sei verständlich, dass viele Badegäste Angst haben, wie gewohnt ins Freibad zu gehen. Aber auch die Flüchtlinge trauen sich nun nicht mehr ins Freibad, wie die Stadtchefin beobachtet hat.

Ob der Einsatz von Sicherheitspersonal zu einem Wiederanstieg der Besucherzahl geführt hat, kann weder die Stadtverwaltung Kirchheim noch Angelika Matt-Heidecker mit hundertprozentiger Sicherheit sagen. „Wir haben schon vor den Vorfällen Verhaltensregeln im Freibad angebracht“, erklärt die Oberbürgermeisterin, „doch als ich von den Vorfällen hörte, habe ich sofort Security ins Freibad geschickt.“ Positive Resonanz erhielt sie dann auch per E-Mail. „Ich hoffe natürlich, dass wir durch das sofortige Handeln das Vertrauen unserer Bürger wiederherstellen können“, sagt Angelika Matt-Heidecker. Auch der AK Asyl hat sofort alle Hebel in Bewegung gesetzt und den Flüchtlingen vermittelt, wie man sich richtig zu verhalten hat.

„Doch es ist wichtig, in die Zukunft zu blicken“, sagt die Oberbürgermeisterin, die die letzten Sommertage selbst zum Freibadbesuch nutzen will. Sie hofft, dass das Freibad in Zukunft wieder eine beliebte Freizeiteinrichtung sein wird und seinen hohen Stellenwert wieder erreicht.