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15 Mal auf den eigenen Bruder eingestochen

Justiz Seit Montag muss sich ein 27-jähriger Nürtinger wegen Totschlags vor dem Landgericht verantworten.

Nürtingen/Stuttgart. Der Angeklagte wird in Handschellen in den Gerichtssaal geführt, sein Gesicht ist fahl, er wirkt sichtlich benommen. Am Montagmorgen wird im Stuttgarter Landgericht das Verfahren gegen einen 27-Jährigen eröffnet, der in Nürtingen seinen jüngeren Bruder getötet haben soll. Als er sich im Beisein seines Anwalts auf die Anklagebank setzt, werden ihm die Handschellen nicht abgenommen.

Der Vorwurf der Anklage lautet auf Totschlag. Die Tat in der Jägerstraße, so schildert der Staatsanwalt, soll sich folgendermaßen zugetragen haben: Die beiden Brüder hielten sich am mutmaßlichen Tatabend in der elterlichen Wohnung auf, die sie gemeinsam bewohnten. Zwischen 19.29 und 19.43 Uhr soll der Angeklagte mit einem 20 Zentimeter langen Messer 15 Mal in den Oberkörper des im Bett liegenden Bruders gestochen und danach die Wohnung verlassen haben. Die Umstände der Tat sind bisher unklar. Rettungskräfte fanden den 24-Jährigen tot in der Wohnung auf, er war seinen inneren Verletzungen erlegen. Der Angeklagte war noch am selben Abend festgenommen worden. Laut Polizei hatte sich der Verdächtige nach der Tat Nachbarn offenbart, die dann gegen 22.15 Uhr die Einsatzkräfte alarmierten. Am nächsten Tag wurde ein Haftbefehl gegen den Mann erlassen.

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Angeklagte nur vermindert schuldfähig ist. Sie befürchtet, dass er ein erhebliches Risiko für die Allgemeinheit darstellen könnte, weshalb eine Sicherungsverwahrung angezeigt sei. Wegen seiner psychischen Verfassung seien weitere Straftaten zu erwarten. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der 27-Jährige an Schizophrenie leidet. Diesem Umstand geschuldet war er zunächst in einem Justizvollzugskrankenhaus untergebracht, Anfang Juli wurde er in die forensische Psychiatrie überwiesen.

Der Angeklagte gab auf Frage der Richterin an, dass er sich an den mutmaßlichen Tatabend erinnern könne. Für den Prozess sind vier Verhandlungstage anberaumt. Am Montag wurden nur die Personalien festgestellt und die Anklage verlesen. Der Prozess geht am Mittwoch, 13. Dezember, weiter. Julian Baum, Felicitas Vogel