Weilheim · Lenningen · Umland
Prunkvoller Tannhäuser und mitreißender Swing

Begeisterung Die Spielgemeinschaft der Musikvereine Weilheim und Holzmaden hat mit einem eindrucksvollen Winterkonzert in der Limburghalle überzeugt. Von Hans-Günther Driess

Thomas Schediwy, Moderator des Abends, eröffnete das Konzert gleich mit einer Neuigkeit. Er verriet, dass die Zusammenarbeit der Musikvereine Weilheim und Holzmaden nach dem gelungenen Konzert im Mai 2022 intensiviert wurde und eine Fusion angestrebt wird. Für dieses Vorhaben waren die hervorragenden Vorträge beim Winterkonzert in der vollbesetzten Limburghalle in Weilheim ein weiteres klingendes Argument.

Zu Beginn traten die beiden Jugendkapellen gemeinsam auf und gefielen mit dem Arrangement „Magische Reise“ aus der Filmmusik zu „Harry Potter“. Die Jugendleiter Julian Linsenmayer und Nicole Bertsch, die sich beim Dirigieren abwechselten, haben eingängige Stücke gewählt, die ihren Jugendlichen sichtlich Spielfreude und Motivation bescherten. Nach dem südafrikanischen Tanz „Siyahamba“ und stimmungsvollen Auszügen aus dem Disney-Film „Dschungelbuch“ folgte verdienter Applaus, und als Zugabe „Circle of Life“ von Elton John aus dem Musical „König der Löwen“.

Vielfältige musikalische Facetten glanzvoll präsentiert

Luigi di Ghisallo hat die Gegensätze von fremdartiger Tradition und moderner Metropole in seiner Fantasie „Tokyo Adventure“ fesselnd eingefangen. Die vielen musikalischen Facetten dieser Abenteuer in Tokio wurden von den beiden vereinten Stamm-Orchestern glanzvoll präsentiert. So stand der gehetzte Duktus der Musik im ersten Satz für die Geschäftigkeit im Hafen Yokohama, das langsame Strömen der Bläser im zweiten Satz symbolisierte den Frieden und die Abgeschiedenheit eines Shinto-Tempels, und das exotisch-folkloristisch anmutende Kolorit des dritten Satzes spiegelte die Begegnung und Liebe zu einer Geisha. Der riesige Klangkörper beeindruckte in allen Registern wie auch im Gesamten durch sauberen, ausgewogenen Klang. Mit weichen sanglichen Linien verzauberte das tiefe Blech im zweiten Satz, die Holzbläser zogen in lyrischen Passagen sanft ihre Klangspuren, und im vierten Satz, der dem großen Buddha gewidmet ist, ließen die Blechbläser mit Fanfarengeschmetter und präzisem Spiel ihr Temperament aufblitzen.

Madjarisches Feuer in der Limburghalle

Pál Kinizsi war ein General im Königreich Ungarn im 15. Jahrhundert. Durch seine außerordentliche Körperkraft und seinen Kampfstil mit zwei Schwertern erlangte er einen legendären Ruf. Diesem Volkshelden ist der energiegeladene Konzertmarsch „Kinizsi“ im Arrangement von Siegfried Rundel gewidmet. Er bot dem Ensemble die Gelegenheit, in der Limburghalle madjarisches Feuer zu entzünden. Schnelle Läufe wurden durch die spieltechnische Fertigkeit der Musici gut gemeistert. Stefan Koch hatte das Orchester gut vorbereitet, er dirigierte ruhig, gab genaue Einsätze und führte seine Musici sicher durch teilweise schwieriges Fahrwasser.

Weilheim statt Bayreuth

Höhepunkt des Konzertprogramms war die brillante Aufführung des „Tannhäuser Festival“ von Alfred Bösendorfer. Hier kamen die bei Richard Wagner groß angelegten Akkordflächen im üppigen Bläsersatz wunderbar zur Geltung. Dem Arrangeur Bösendorfer gelang es, die vierstündige Oper auf zehn Minuten „einzudampfen“. Das berühmte hymnische Thema erklang in majestätischer Größe und Erhabenheit und mündete – Wagner-typisch als unendlich dahinströmende Melodie – in den langsamen weihevollen Mittelteil, ehe die Schlusssteigerung im Fortissimo das spätromantische Pathos erglühen ließ.

Klingende Bilder ließ die Filmmusik „Tanz der Vampire“ assoziieren, zum Beispiel eine Fahrt durch das Reich des Grafen Dracula, die Landschaft der Karpaten. Diese Idylle wurde dem schauerlichen Inhalt gemäß kontrastiert durch Dissonanzen, skurrile Klänge und Geräusche. Spröde Xylophon-Schläge ertönten wie Knochengeklapper. Eine wichtige Funktion kam den sehr guten Schlagwerkern zu, nicht nur in den fulminanten Schlusstakten.

Die Begeisterung des Publikums – allen voran die der beiden Bürgermeister Johannes Züfle und Florian Schepp – kannte keine Grenzen und erforderte eine Zugabe. Und was für eine. Mit der Big-Band-Nummer „Sing, Sing, Sing“ von Luis Prima aus dem Jahr 1936 sorgte die swingende Spielgemeinschaft für einen mitreißenden Abschluss. Dabei setzte Daniel Straub mit seinem genialen Schlagzeugsolo im Stil eines Gene Krupa das i-Tüpfelchen auf das hervorragende Winterkonzert.

Ehrungen

Für langjährige Mitgliedschaft und besondere Verdienste wurden geehrt:

10 Jahre: Friederike Moll (Querflöte), Maike Peters (Klarinette, Jugendleiterin)

20 Jahre: Julian Linsenmayer (Posaune, Tuba, Trompete, Ausbilder und Jugendleiter)

30 Jahre: Kurt Linsenmayer (Schlagzeug, Tuba, ehemaliger Jugendleiter)

50 Jahre:  Hermann Kemmler (Tenor-Horn, Posaune), Joachim Kamin (Tenorhorn und 1. Vorsitzender)