Weilheim und Umgebung
Die zwei von der Pfarrstelle  

Kirche Pfarrerin Ute Stolz teilt sich die Pfarrstelle in Neidlingen und Hepsisau künftig mit Inga Kaltschnee. Damit geht ein großer Wunsch in Erfüllung. Von Peter Dietrich

Mein Ziel war immer, ab 60 Jahren zu reduzieren“, sagt Pfarrerin Ute Stolz. Nun ging ihr Wunsch pünktlich in Erfüllung, denn Inga Kaltschnee ist da, und die Umstände passen dabei alle „himmlisch“ zusammen.

Dekanin Renate Kath kannte den Wunsch von Ute Stolz, musste aber zugeben: Eine Ergänzung, die gerne die andere Hälfte der Neidlinger und Hepsisauer Pfarrstelle übernehmen würde, ­könne sie leider nicht aus dem Talar­ärmel schütteln. Doch dann traf Ute Stolz eine Studienkollegin von Inga Kaltschnee und erzählte dieser Studienkollegin von ihrem Wunsch. „Ich weiß da jemanden“, antwortete sie und stellte den Kontakt her. So fuhr Ute Stolz nach Reutlingen-Sickenhausen, um sich erstmals mit Inga Kaltschnee zu treffen. „Wir waren uns sympathisch“, sagt Ute Stolz. Inga Kaltschnees Pfarrstelle wurde aufgelöst, so suchte sie eine neue Stelle, wegen dem dreijährigen Valentin und dem zehnmonatigen Samuel sollte es nur eine in Teilzeit sein.

Es folgten weitere Kontakte, Ute Stolz präsentierte der möglichen Stellenteilerin und ihrer Familie Neidlingen und Hepsisau und was Inga Kaltschnee dort sah, gefiel ihr auf Anhieb. Aufgewachsen ist Inga Kaltschnee in Nürtingen-Raidwangen, im dortigen Pfarrhaus. Von Raidwangen ging ihr Weg zuerst nach Estland, ein Jahr lang hat sie dort mit mehrfach behinderten Kindern gearbeitet. „Ich habe mich gefragt, was ich studieren soll“, erzählt die 33-Jährige. „Dann habe ich gedacht, mache doch das, was deine Leidenschaft ist – schon in der Schule hatte ich Reli als Leistungskurs.“ Das Theologiestudium begann und endete in Tübingen, dazwischen lagen zwei Trimester in Exeter im Südwesten Englands und ein Jahr in Marburg. Besonders prägend war die Beschäftigung mit der Theologie der Befreiung. Ihren Ehemann hat die Pfarrerin während des Studiums kennengelernt, im befreiungstheologischen Lesekreis.

Beruflich lernte sie aber auch städtische Situationen kennen, war als Vikarin in Stuttgart-Vaihingen Teil des Teams einer großen Gemeinde, schätzt aber die Vorzüge einer kleinen Gemeinde für junge Familien. „Ich bin gerne in der Natur, das Wandern kommt auch wieder, wenn die beiden Jungs größer sind.“ Von wegen Familie: Der noch nicht genannte Part heißt Peter, ist von Beruf Sozialarbeiter, derzeit in Elternzeit und gehört zur Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK).
Pfarrerin Ute Stolz war 2002 nach Hepsisau gekommen, ab 2009 war sie auch für ­Neidlingen zuständig. Zusätzlich ­wurde sie letztes Jahr ­Diakoniepfarrerin des Evangelischen Kirchenbezirks Kirchheim. Der Wunsch zur Stellenteilung hat nicht nur Altersgründe: „Ich arbeite gerne im Team. Das ist schön und bereichert. Wir beide sind hier vollkommen gleichberechtigt.“

Sie konnte beim Oberkirchenrat in Stuttgart die Reduzierung beantragen und – natürlich in Absprache mit dem Kirchen­gemeinderat und der Dekanin – zugleich die Kandidatin für den abzugebenden Anteil präsentieren. Deren formelle Wahl steht zwar noch aus, was bedeutet, dass es am Sonntag, 3. Oktober, noch keine Investitur geben wird – aber einen Begrüßungsgottesdienst allemal.

Warum steht in der Überschrift keine „drei“? Weil die Dritte im Bunde mit Larissa Hopp zwar ebenfalls vor Ort ist, aber als Ausbildungsvikarin eine besondere Stelle hat. Nach einem Jahr Elternzeit setzt sie nun ihre Ausbildung fort, auf sie warten in der kommenden Zeit viele Prüfungen.

Inga Kaltschnee gefällt die Vielfalt im Pfarrberuf: „Man begegnet ganz verschiedenen Menschen, in ganz verschiedenen Lebenslagen. Jesus hat auch ganz unterschied­liche Menschen getroffen, auch Leute, die sonst nicht gehört wurden. Ich bin gerne mit anderen miteinander unterwegs.“

Der Begrüßungsgottesdienst mit Dekanin Renate Kath wird am Ernte­dankfest am Sonntag, 3. Oktober, um 10 Uhr in der Reußensteinhalle gefeiert.