Weilheim und Umgebung

Ein Weinjahr wie es selten eines war

Begehung In wenigen Tagen beginnt an der Weilheimer Limburg die Hauptweinlese. Die Botschaft beim traditionellen Rundgang durch die Weinberge: Es ist ein Spitzenjahrgang zu erwarten. Von Bianca Lütz-Holoch

Wie das Bremslicht des Vordermanns - so soll ein guter Spätburgunder laut Hobby-Wengerter Rainer Bauer in der Abendsonne leuchte
Wie das Bremslicht des Vordermanns - so soll ein guter Spätburgunder laut Hobby-Wengerter Rainer Bauer in der Abendsonne leuchten. Susanne Irion, Johannes Züfle und Hartmut Hummel (von links) machen den Test. Wie das Ausgangsprodukt schmeckt, probieren Werner Kauderer, Johannes Züfle, Marcel Musolf, Hartmut Hummel und Susanne Irion (kleines Bild oben, von links).Fotos: Carsten Riedl

Es gab schon Jahre, da bibberten die Gäste zwischen den Rebstöcken trotz dicker Regenjacken und Kapuzen. Die Gruppe, die Weilheims Bürgermeister Johannes Züfle dieses Mal zu seinem traditionellen Weinberg-Rundgang an die Limburg führte, kam dagegen kräftig ins Schwitzen. Warm und sonnig war es - wie so oft in diesem Sommer: Traumbedingungen also für den Wein. „Die Witterung war optimal. Besser kann man es sich nicht wünschen“, bestätigt Werner Kauderer, Vorsitzender der Weilheimer Weinbergbesitzer. Mit seinen Wengerterkollegen ist er sich einig: „Es wird mit Sicherheit einen Spitzenjahrgang geben.“

Die Qualität der Trauben ist aus Kauderers Sicht mit dem Jahrhundertjahrgang 2003 vergleichbar. Der Spätburgunder, aus dem der rote Weilheimer Bertoldwein entsteht, liegt derzeit bei 87, die Silvaner-Trauben für den weißen Bertoldwein zwischen 87 und 93 Grad Oechsle. „Letztes Jahr hatten wir zehn bis 15 Oechslegrade weniger“, zieht Kauderer den Vergleich. Und das Ende der Fahnenstange ist noch nicht erreicht. „Bei solchem Wetter kommen jeden Tag ein bis zwei Oechsle dazu.“

Als Ausnahmejahr verbuchen die Weilheimer Weingärtner 2018 aber noch aus einen anderen Grund: „Es hat in meiner Zeit noch nie einen Jahrgang gegeben, der uns so wenig Sorgen und Probleme bereitet hat“, so Kauderer. Es gab keinen Starkregen und keinen Hagel. Trockenheit und Sonne haben dafür gesorgt, dass die Trauben so gesund sind wie selten. „Wir mussten viel weniger spritzen als sonst.“

Auch Schädlinge haben sich kaum welche blicken lassen. „Letztes Jahr hatten wir massive Probleme mit Wespen und Bienen“, erinnert sich der Vorsitzende der Weinbergbesitzer. Das ist dieses Jahr kein Thema: Für die Insekten ist angesichts des Fallobsts der Tisch bereits auf den Streuobstwiesen reich gedeckt. Nicht blicken lassen hat sich auch die gefürchtete Kirschessigfliege. „Ihr ist es zu heiß“, sagt Rainer Bauer vom Verein der Weinbergbesitzer.

Zumindest ein paar Tage bleiben die Trauben noch hängen - idealerweise gerade so lange, dass die Oechslegrade hoch, die Säure aber noch nicht zu niedrig und der Wein noch lagerfähig ist. Die Hauptlese an der Limburg beginnt voraussichtlich Ende dieser Woche mit den frühen Sorten und dauert bis Ende nächster, Anfang übernächster Woche. Dass auch ein Jahr wie 2017 mit weniger idealen Wetterbedingungen guten Wein hervorbringen kann, davon überzeugten sich Weilheims Bürgermeister Johannes Züfle, Holzmadens Bürgermeisterin Susanne Irion, Bissingens Bürgermeister Marcel Musolf, der Hepsisauer Ortsvorsteher Hartmut Hummel, Weilheims neuer Stadtkämmerer Dennis Bräunle und der Vorsitzende des Weilheimer Obst- und Gartenbauvereins Karl Bölz. Hobby-Wengerter Rainer Bauer ließ sie von einem Neuffener Silvaner, einem Acolon und natürlich den beiden Weilheimer Weinen kosten.

Der rote Bertoldwein ist übrigens erneut vom Weinbauverband Württemberg ausgezeichnet worden: „Der Spätburgunder ist mit 4,4 von fünf Punkten bewertet worden“, so Rainer Bauer.

Info Am Sonntag, 16. September, ab 13 Uhr lädt der Verein der Weinbergbesitzer Weilheim zu seinem Kelterhock ein. Rund um die Kelter an der Weilheimer Weinsteige gibt es Neuffener Täleswein, aber auch alkoholfreie Getränke, Grillwürste, Brezeln und Brote.