Zwischen Neckar und Alb

„Blitzeis gab es zum Glück noch nicht“

Winter Eisige Temperaturen, Schnee und Regen sorgen im Landkreis oft für gefrorene Straßen und Gehwege. Die Rettungsdienste sind gewappnet und empfehlen dringend passendes Schuhwerk. Von Thomas Krytzner

Verletzungen am Handgelenk sind die typischen Folgen eines Sturzes bei Glatteis.Foto: Thomas Krytzner
Verletzungen am Handgelenk sind die typischen Folgen eines Sturzes bei Glatteis.Foto: Thomas Krytzner

Durch die extrem kalte Witterung ist die Polizei im Landkreis in Alarmbereitschaft. „Vor allem, wenn es nachts anzieht, wird es auf den Straßen gefährlich“, berichtet Andrea Kopp, Pressesprecherin des Polizeipräsidiums Reutlingen. „Seit dem Schneetreiben am Anfang des Jahres gab es vermehrt Einsätze. Vor allem die Albaufstiege sind neuralgische Punkte. Da wird es richtig glatt. Die kleineren Glatteisunfälle kriegen wir meist nicht mit“, sagt Kopp. Sie mahnt zu vorsichtiger Fahrweise: „Lieber etwas später, dafür heil ankommen.“

Im Paracelsus Krankenhaus in Ostfildern-Ruit leitet Dr. Michael Beier das Notfallteam. Er berichtet, dass seit der eisigen Kälte die Unfallzahlen deutlich nach oben gingen. „Das sind vor allem Verletzungen am Handgelenk, Armbrüche oder gar Oberschenkelhalsbrüche.“ Die Notfallaufnahme ist entsprechend vorbereitet. „Wir haben beim Personal Strukturen geschaffen, die es uns erlauben, vermehrt Personal in die Notaufnahme zu holen, wenn nötig.“ Beier beobachtet, dass besonders in den Morgenstunden Menschen stürzen und sich dabei verletzen. Beier empfiehlt für die eisige Jahreszeit: „Passendes Schuhwerk tragen und vor allem frühmorgens vorsichtig aus dem Haus gehen und prüfen, ob’s glatt ist.“

„Blitzeis gab es zum Glück noch nicht“, atmet Jan Schnack, Pressesprecher des Medius Klinikverbundes, auf. Es komme zwar immer wieder vor, dass jemand stürzt und sich verletzt. In den Kreiskliniken ist man indes auf die eisigen Zeiten vorbereitet: „Wir haben ein generelles Notfallkonzept und beobachten auch die Wettervorhersagen.“ Bei wetterbedingten Katastrophen, zu denen auch großflächiges Blitzeis gehört, greift das Notfallmanagement: „Die Mitarbeiter werden dann durch Piepser verständigt und in die Kliniken geholt.“ Schnack beobachtet, dass die Stürze bei Glatteis weder vor alten noch vor jungen Menschen halt machen. Deshalb empfiehlt auch er gutes Schuhwerk und bei Eisregen lieber im Haus zu bleiben.

Beim Rettungsdienst des Deutschen Roten Kreuzes in Nürtingen gab es in den letzten Wochen keine großen Probleme. Michael Wucherer, der Rettungsdienstleiter berichtet: „Diese Wettersituation führte auch schon dazu, dass wir innerhalb einer Stunde 15 Einsätze verzeichnen mussten.“ Es sind die üblichen Stürze. „Oft gibt es Prellungen und Stauchungen, in schlimmeren Fällen auch Beinbrüche und Rückenverletzungen.“ Dafür sind die Rettungsdienste im Landkreis Esslingen aber vorbereitet. Die Rettungswagen haben die nötigen Unterstützungsmaterialien dabei. „Da gehören die Beinschiene und Halskrause ebenso ins Auto, wie das sogenannte Spineboard. Dieses kommt vor allem bei Rückenverletzungen zum Einsatz.“

Ungemütlich für die Retter in der Not wird es, wenn vereiste Straßen gesperrt werden und die Rettungsfahrzeuge nicht mehr zu den Verletzten kommen. „Tagsüber rufen wir in diesen Fällen die Luftrettung.“ Im Winter erfordert ein Sturz meist eine schnelle Rettung, damit Erfrierungen ausgeschlossen werden können.

In der Esslinger Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie befasst sich Chefarzt Professor Jürgen Degreif mit den Verletzungen durch Glatteis. „Am häufigsten sind es Brüche der Speiche am Arm oder Verletzungen am Sprunggelenk.“ Er stellt fest, dass sich die Anzahl der Verletzungen in den Wintertagen deutlich erhöht hat und beobachtet einen kuriosen Nebeneffekt: „Seltsamerweise steigen mit den Unfällen auf Glatteis parallel die Haushaltsunfälle. Erklären kann man sich die Situation jedoch nicht.“ In der Esslinger Klinik sind keine besonderen Vorkehrungen für die Wintermonate getroffen worden. „Das läuft mit dem normalen Personalbestand.“ Treffen kann ein Glatteisunfall zwar jeden, „aber es sind schon vermehrt ältere Menschen, die Brüche auf glatter Straße erleiden“. Degreif hat keine besonderen Tipps, um Stürze zu vermeiden. „Aufpassen, wenn man aus dem Haus geht. Die meisten Leute wissen ja, dass es glatt ist.“