Zwischen Neckar und Alb
Wieder frische Theaterluft schnuppern

Kultur Das Naturtheater Grötzingen meldet sich mit „Robin Hood“ aus der Corona-Zwangspause zurück. Die Proben hatten den Darstellern viel abverlangt. Von Nicole Mohn

Eine lange Durststrecke liegt hinter dem Naturtheater Grötzingen. Mehr als ein Jahr coronabedingte Zwangspause, eine ausgefallene Spielzeit und virtuelle Proben. Jetzt meldet sich die Amateurbühne zurück: Am morgigen Samstag startet mit „Robin Hood“ die Spielzeit 2021.

„Endlich“, sagt Kerstin Schürmann. Und in jeder Silbe tanzt bei der Künstlerischen Leiterin des Naturtheaters die Freude mit, wieder auf der Bühne stehen zu dürfen. Endlich wieder das tun zu dürfen, wofür sie alle hier am Grötzinger Galgenberg so brennen: Theater machen. Dass es so weit kommen könnte, haben sie hier alle gehofft. Mit Optimismus und Energie stürzten sich die Spieler mit Regisseur Jürgen Lingmann im Dezember, also mitten im Lockdown, in die Probenarbeit. „Alles online natürlich“, sagt Regieassistentin Karin Münzinger. Mit Sondergenehmigung und unter strengen Auflagen seit wenigen Wochen auch in kleinen Gruppen - Regisseur und Regieassistenz plus maximal drei Darsteller. „Bei der Genehmigung hat uns die Stadt sehr unterstützt“, bedankt sich Finanzvorstand Klaus Herzog.

„Das war teilweise schon sehr bizarr“, gibt Kerstin Schürmann, die als Sheriff von Nottingham im Cast dabei ist, zu. Manchmal stand da für eine Szene nur die Hälfte der Schauspieler real auf der Bühne. „Die anderen haben wir teils online zugeschaltet“, erzählt die Schauspielerin von der wohl ungewöhnlichsten Probenzeit, die das Naturtheater in seiner über 65-jährigen Geschichte je erlebt hat.

Seit sie wieder zusammen arbeiten und proben dürfen, herrscht rund um die Uhr Betrieb am Galgenberg. An der Bühne wird noch gearbeitet, Probe auf Probe läuft. „Es ist alles sehr komprimiert“, sagt Kerstin Schürmann. Sie ist deshalb umso begeisterter, wie alle der insgesamt 55 Akteure des Stücks und alle Ehrenamtlichen mitziehen. „Da murrt niemand“, lobt sie das Team. Um etwas mehr Zeit zu gewinnen, rückte das Naturtheater den Premierentermin drei Wochen nach hinten. Und auch eines der Gastspiele flog deshalb aus dem Programm. Weil die Finanzdecke wegen der ausgefallenen Spielzeit 2020 dünn ist, muss bei vielem improvisiert und recycelt werden. Der Kostümfundus wurde geplündert, um das Volk auszustatten, Kulissen wiederverwendet. „Trotzdem werden wir auch dieses Jahr ein Minus haben“, rechnet Finanzvorstand Klaus Herzog nicht damit, dass die Einnahmen ausreichen werden.

Entschluss war ein Wagnis

Durch die Durststrecke haben auch viele Freunde des Theaters geholfen: „Wir sind dankbar für die vielen Spenden, die wir bekommen haben“, sagt sie. Unter diesen Voraussetzungen war der Entschluss für die Spielzeit 2021 ein Wagnis. Und bis zuletzt blieb es eine Zitterpartie, ob am Galgenberg gespielt werden darf oder nicht. Vorsichtiges Aufatmen erlauben sich die Verantwortlichen erst, als die Zahlen nachhaltig sinken und die Inzidenzen stabil unter 35 bleiben. Unsicherheiten bleiben dennoch. Dass es zum Beispiel eine Sondervorstellung für die Schulen von „Robin Hood“ geben darf, ist erst seit dieser Woche klar. „Als das Go vom Kultusministerium für außerschulische Veranstaltungen kam, haben wir uns entschlossen, sie doch zu machen“, sagt Karin Münzinger. „Die Schüler haben so viel entbehren müssen“, freut sich auch Vorstandskollegin Kerstin Schürmann darüber, dass die Kinder kommen dürfen. Ein eigenes Stück für die kleinen Theaterfans wird es in diesem Jahr nicht geben. Das wäre für das Team kaum zu stemmen gewesen, vor allem unter den schwierigen Probenbedingungen in diesem Jahr. Weil die Geschichte vom König der Diebe jedoch generationenübergreifend begeistert, fiel die Wahl auf „Robin Hood“, das zuletzt 2007 schon einmal auf dem Programm stand. „Absolut familientauglich“, findet Karin Münzinger. Und eine Geschichte, die gut in die Zeit passt, ergänzt Kerstin Schürmann. Denn hier geht es viel um Gemeinschaft und Zusammenhalt. Gespielt wird der Abenteuer-Spaß deshalb nicht nur samstags um 20.30 Uhr, sondern auch sonntags um 15 Uhr. „Dann aber in einer kinderfreundlichen Fassung“, verrät Kerstin Schürmann. Für die ganz Kleinen ist das spannungs- und actionreiche Stück aber dann doch nicht unbedingt geeignet, meint Karin Münzinger: „Wir empfehlen das Stück für Kinder ab zehn Jahren“, sagt sie.

Nun hoffen alle vom Naturtheater auf volle Ränge für die ungewöhnliche Spielzeit. Bislang läuft der Vorverkauf noch etwas zögerlich, sagt Kerstin Schürmann. „Viele haben noch gar nicht mitbekommen, dass wir spielen“, hat sie festgestellt. Doch das können sie nun wirklich wieder endlich.

Karten gibt es im Vorverkauf montags und donnerstags von 9 bis 12 Uhr direkt vor Ort, Restkarten an der Abendkasse. Alle weiteren Termine und Informationen findet man unter naturtheater-groetzingen.de