Zwischen Neckar und Alb
Zukunft des Nobelhotels ist ungewiss

Immobilie Der Betrieb des „Park Consul“ wurde eingestellt und am 1. Januar ein Insolvenzverfahren eröffnet. Die Stadt Esslingen möchte als Besitzerin den Standort möglichst erhalten. Von Simone Weiß

Im „Park Consul“ sind die Lichter ausgegangen. Ob und wann sie in dem Vier-Sterne-Hotel wieder angeknipst werden, will die Stadt Esslingen als Eignerin bis Ende des Monats März entscheiden.

Der Name klingt edel. Und das „Park Consul“ an der Grabbrunnenstraße beim Esslinger Neckar-Forum verstand sich auch als gute Adresse im Hotelbusiness. Doch nun ploppt auf der Homepage des Hotels zwar zunächst ein riesiger, roter Button mit der Aufschrift „Zu unseren Corona-Regeln gelangen Sie hier“ auf. Doch dahinter wird mitgeteilt, dass der Betrieb eingestellt wurde: „Die Hoffnung stirbt zuletzt. In diesem Sinne - auf ein baldiges Wiedersehen 2021.“ Die Brendal Esslingen Hotelbetriebs-GmbH hat als Betreiberin des „Park Consul“ den Betrieb zum 31. Dezember 2020 beendet. Das Insolvenzverfahren wurde zum 1. Januar eröffnet.

Tourismus stärker im Fokus

Das Gebäude, in dem das Hotel untergebracht ist, gehört der Stadt Esslingen. Nach Angaben von Sprecher Roland Karpentier werden derzeit „verschiedene Möglichkeiten für eine Fortführung des Hotelbetriebs“ geprüft. Die Entscheidung zum weiteren Vorgehen solle aber bis Ende dieses Monats getroffen werden. Als möglicher wichtiger Termin gilt die nächste Gemeinderatssitzung am kommenden Montag. Ob das Thema auf die Tagesordnung kommt, steht aber noch nicht fest. Karpentier betont, die Stadt halte an einer Nutzung der Immobilie als Hotel fest. Er verweist auf die zentrale Lage: Durch die räumliche Nähe sei das Hotel ein wichtiger Baustein für den Veranstaltungsbetrieb im Neckar-Forum. Zudem sei die Nachfrage vor Beginn der Pandemie gut gewesen: Das „Park Consul“ habe hat sich seit der Eröffnung 2005 für Geschäftsreisende, aber auch für den Tourismus etabliert und sei in der Beherbergungslandschaft aufgrund der Lage mit Anbindung zu Flughafen und Messe unverzichtbar.

Mit einer Zukunftsprognose für das „Park Consul“ tut sich Daniel Ohl vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband Baden-Württemberg (Dehoga) schwer. Es sei ein „schönes und gut geführtes Haus in zentraler Lage“, erklärt der Geschäftsführer für Kommunikation. Doch die Hotelkapazitäten und die Bettenzahlen seien in Esslingen in den letzten Jahren gewachsen. Und etwa 70 Prozent der Übernachtungen im Großraum Stuttgart würden von Geschäftsreisenden oder Besuchern von Tagungen gebucht. Durch Corona hätten viele Betriebe und Unternehmen aber gelernt, Geschäftsreisen auf die virtuelle Ebene zu verlegen oder Konferenzen online abzuhalten. Darum hänge die Zukunft des Beherbergungsgewerbes in der Region Stuttgart auch davon ab, wie sie künftig für Touristen noch attraktiver gemacht und vermarktet werden könne.

Bei der Frage nach der Zahl der Insolvenzen in der Branche verweist Ohl auf die besondere Situation von Hotellerie und Gastronomie: „Die wenigsten Betriebe melden Insolvenz an. Die meisten drehen einfach den Schlüssel um und stellen den Betrieb ein.“ Vor Corona wurden laut Dehoga etwa 31 000 gastgewerbliche Betriebe im Land gezählt, pro Jahr wurden etwa 7500 Gewerbeanmeldungen und -abmeldungen registriert. Die Gründe waren vielfältig - Betriebsaufgaben aus wirtschaftlichen Gründen, Pächterwechsel, Änderung der Rechtsform, ungeklärte Nachfolge. Anfang März hatte der Verband laut Ohl eine Umfrage unter 1000 seiner insgesamt etwa 12 000 Mitglieder durchgeführt: Dabei kam heraus, dass 25 Prozent der Befragten über eine Betriebsaufgabe nachdenken. 60 Prozent treibt die Sorge um, ob ihr Betrieb die Corona-Zeit übersteht. Darum sei es in der Region wichtig, nach der Pandemie die „Marke Tourismus“ und den Fremdenverkehr zu stärken - auch mit Blick auf eine Weiterführung des Esslinger „Park Consul“.