Der Humorist Loriot alias Vicco von Bülow bringt es wie so oft auf den Punkt. „Entschuldige, das ist mein erster Ruhestand. Ich übe noch“, lässt er sein Alter Ego Heinrich Lohse im Film „Pappa Ante portas“ sagen. Ja, so ein Ruhestand ist eben nichts für schwache Nerven und will gut vorbereitet sein. Das weiß auch Renate Schaumburg, eine der beiden Vorsitzenden des Kreisseniorenrats Esslingen: „Es war ein seltsames Gefühl, als ich plötzlich meinen Rentenausweis erhalten habe.“ Plötzlich sei man alt. Auch Gisela Rehfeld, ebenfalls Vorsitzende des Kreisseniorenrats, kennt die Schwierigkeiten des Übergangs vom Arbeitsleben in den Ruhestand: „Auf einmal ruft kein Mensch mehr an.“
Schnell stellt sich die Sinnfrage
Zuvor sei der Tag durchgeplant gewesen, viele Termine hätten im Kalender gestanden, und plötzlich müsse alles neu strukturiert werden. „Da stellt sich dann schnell die Sinnfrage“, sagt Rehfeld, die es seltsam findet, dass der Ruhestand an Stillstand denken lässt, doch meist sei er alles andere als das. Doch das Berufsende ist künftig für immer mehr Berufstätige in Sicht, denn die geburtenstarken Jahrgänge, die sogenannten Babyboomer, verabschieden sich nach und nach aus dem Arbeitsleben. Was ist mit dem Wissen der Ruheständler? Und was kommt danach? Der Kreisseniorenrat will auf diese Frage in einer achtteiligen Veranstaltungsreihe unter dem Titel „Berufsende in Sicht – Perspektiven für einen neuen Lebensabschnitt“ Antworten geben. Welches Ehrenamt kommt infrage? Wie gestalte ich den Neubeginn? Was kann ich tun, damit ich den Ruhestand auch genießen kann? Als Kooperationspartner sind die Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen und der Landkreis Esslingen im Boot. „Wir wollen mit dem Angebot eine Brücke bilden“, sagt Schaumburg. Viel Überzeugungsarbeit mussten sie und ihre Mitstreiter bei den beiden Partnern nicht leisten. „Das ist ein absolut richtiger Ansatz“, sagt Regina Lutz, Leiterin des Kreissozialamts. Sie sei zwar erst Mitte 50, fühle sich von den Themen aber schon angesprochen. Auch Marcus Wittkamp, Teamleiter Gesellschaftliches Engagement bei der Kreissparkasse, weiß, welches Wissen die Rentner und Pensionäre haben. „Wir haben Mitarbeiter, die wären schon seit zwei Jahren im Ruhestand, arbeiten aber immer noch zwei Tage in der Woche bei uns.“ Gerade die jungen Kollegen freuten sich über diese Unterstützung.
Den Auftakt der Reihe bildet am Mittwoch, 26. Februar, eine Veranstaltung im Kronensaal der Kreissparkasse in Esslingen. Beginn ist um 19.30 Uhr. Moderiert wird der Abend unter dem Titel „Berufsende in Sicht – Impulse für einen neuen Lebensanschnitt“ von Anneliese Lieb, die auch dem geschäftsführenden Vorstand des Kreisseniorenrats angehört. Auf dem Podium sitzen: Landrat Marcel Musolf, sein Vorgänger Heinz Eininger, die Unternehmerin im Ruhestand, Elli Schnierle, Burkhard Wittmacher, der Vorstandvorsitzende der Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen und der frühere Geschäftsführer des Kreisdiakonieverbands, Eberhard Haußmann.
Termine bis September
Bis September folgen sieben weitere Veranstaltungen an unterschiedlichen Orten mit unterschiedlichen Schwerpunkten im Landkreis. Ein gefragter Gesprächspartner ist der ehemalige Direktor des Instituts für Gerontologie an der Universität Heidelberg, Andreas Kruse. Er wird am 17. April in der IHK-Esslingen über die Vorbereitungen auf den Ruhestand sprechen. Weitere Referentinnen und Referenten sind: der Vorsitzende des Landesseniorenrats, Eckart Hammer (27. März), die Diplom-Gerontologin Ursula Werner (21. Mai). Andrea Helmer-Denzel, Professorin an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (26. Juni), Verleger Joachim E. Keding (24. Juli), Paul Stefan Ross, ebenfalls Professor an der Dualen Hochschule (20. August) und die Sozialwissenschaftlerin Inge Hafner (25. September).