Mit über 100 Teilnehmern waren die Menschen in der Überzahl, doch rund ein Dutzend Hunde waren ebenfalls dabei, um den neuen Rundweg um Ohmden zu beschnuppern. Zuerst gab es beim Naturdenkmal Königslinde ein Ständerling mit Roten im Weggle, dort ist auch eine der drei neuen Schautafeln aufgestellt. Dann machten sich die Wanderer im Uhrzeigersinn auf den Weg über die neun Kilometer lange Strecke. Auf halber Strecke, bei der kurzen Durchquerung von Ohmden, gab es Kaffee und leckeren Kuchen.
Der neue Weg ist schön, und das ohne Ausnahme. So mancher Wanderweg hat ja mal einen langweiligeren Abschnitt, wo es womöglich auch noch entlang einer Straße geht. Dieser nicht, nur ein ganz kurzer Abschnitt verläuft auf dem Radweg entlang der recht ruhigen Straße nach Schlierbach. Mit viel Wald, Feld und Streuobstwiesen bietet der Weg viel Abwechslung und zudem schöne Ausblicke auf Ohmden und den Albtrauf mit Limburg, Burg Teck und Hohenneuffen. Und dieser Rundweg ist in beide Richtungen allerbestens ausgeschildert.

Kinderwagentauglich ist der Weg nicht immer, Kinder sollten besser in die Trage oder selbst laufen – es gibt fast keinen Verkehr. Die Steigungen sind jeweils nur kurz. Zuerst habe sie an diesem Sonntag woanders wandern wollen, sagte eine Wanderin, doch dann die zwölf Kilometer und die Steigungen gescheut. Stattdessen wage sie es nun hier. Für das Fahrrad eignet sich die Strecke nur teilweise – es wäre aber auch schade, nur durchzurauschen, anstatt die Ausblicke in Ruhe zu genießen.
Ein Weg für alle Jahreszeiten
Der neue Rundweg verdankt seine Existenz drei Gründen: Bürgermeisterin Barbara Born, dem 1. Vorsitzenden der Ortsgruppe Ohmden des Schwäbischen Albvereins, Roland Blum, und einem alten Sparbuch. Barbara Born hatte die Idee schon vor einigen Jahren: „Ohmden liegt wunderschön eingebettet in der Landschaft, aber es gibt keine ausgeschilderten Wanderwege.“ Sie sprach mit ihrem Bauhofleiter Roland Blum. Beide suchten nach der besten Route. Einmal stand eine Rinderherde im Weg, da merkten sie: Hoppla, das ist privater Grund. So suchten sie eine Alternative. Sie sprachen sich mit drei Forststellen und wo nötig mit privaten Grundbesitzern ab und organisierten die nötigen forstrechtlichen Genehmigungen.

Drei Tage lang waren Roland Blum und der Schwäbische Albverein zur Montage der Wegweiser unterwegs, ein Hoch auf das Ehrenamt. Heraus kam, was Blum einen „Weg für alle vier Jahreszeiten“ nennt. Er führt im Wald auch über schmale Wege, die sonst wohl kaum jemand finden und benützen würde. „„Da bin I mai Lebdag no nie ganga“, meinte ein Wanderer.
Auf das alte Sparbuch hatten Ohmdener Gemeinderäte ihre Sitzungsgelder eingezahlt, um später mit dem Angesparten gemeinsam einen Ausflug oder eine Reise zu unternehmen. Doch irgendwann ging das Sparbuch vergessen – obwohl noch einiges Geld darauf war. Eines Tages sagte der Kämmerer zur Bürgermeisterin: „Da ist noch ein Sparbuch da.“ Damit finanzierte die Gemeinde eine neue Linde, die hoffentlich zur Nachfolgerin des abgängigen Naturdenkmals Königslinde heranwachsen wird, dazu eine Ruhebank und eine Himmelsliege. Danach war noch immer Geld da, und das reichte nun für die drei großen Tafeln zum neuen Rundweg. Jede steht an einem anderen Parkplatz, so dass der Einstieg in den Rundweg für den Autofahrer an drei verschiedenen Stellen möglich ist.

Der neue Rundweg fand seine Liebhaber gleich am ersten Tag, und er wird sicher noch viele weitere finden. Ohmden ist ein Wandernest, von den gut 1700 Einwohnern gehören aktuell 143 zur Ortsgruppe des Schwäbischen Albvereins. Sie wurde 1962 gegründet und hat sich in den vergangenen Jahren deutlich verjüngt, mit ihr wandern Jung und Alt.
Ein Teilnehmer der Einweihung wird bald umziehen: Es ist der hölzerne Ohmdenosaurus, der für das Ereignis extra im Wald platziert wurde. Sein endgültiger Platz, unter einer schützenden Plexiglashaube und mit Beschriftung, wird auf einem Spielplatz sein.

