Wer bestellt, der bezahlt auch. Was in der Kneipe gilt, gelte leider nicht im öffentlichen Dienst, sagte Bürgermeister Jürgen Ebler in seiner Haushaltsrede. Der Bund beschließe neue Aufgaben, Bund und Länder definierten die Standards, umsetzen oder gar ausbaden dürften diese dann die Kommunen. Sie seien strukturell unterfinanziert. Hinzu komme, dass sich übergeordnete Behörden oft zu 100 Prozent absichern wollten, aus Angst vor juristischen Klagen, die überbordende Bürokratie verschlinge unvorstellbare Summen.
„Wir können nur noch kommunale Pflichtaufgaben erfüllen“, sagte Ebler. Die Gemeinde müsse sparen, aber sie werde klug sparen, sich nicht kaputtsparen. Wo dringend nötig und sinnvoll, werde weiterhin in die Infrastruktur investiert.
Reserven 2028 komplett weg
Ein „ordentliches Ergebnis“ von fast 1,98 Millionen Euro und ein „Zahlungsmittelüberschuss aus laufender Verwaltungstätigkeit“ von 2,34 Millionen Euro sehen 2025 sehr gut aus. Sie kommen aber nur durch einen Sondereffekt zustande. Denn die Zuweisungen, die eine Gemeinde erhält, und die Umlagen, die sie bezahlen muss, hängen immer von der Finanzkraft zwei Jahre zuvor ab. 2025 richtet sich also nach dem Jahr 2023. Damals hatte Neidlingen eine hohe Gewerbesteuerrückzahlung zu leisten. Statt mit einem kleinen Plus von knapp 100.000 Euro wie geplant schloss das Jahr 2023 mit einem Minus von 4,4 Millionen Euro. Deshalb erhält die Gemeinde nun, zwei Jahre später, Schlüsselzuweisungen von 2,27 Millionen Euro – in den vergangenen Jahren hatte sie gar keine solche Zuweisungen bekommen. Zugleich sinken die Kreisumlage und die Finanzausgleichsumlage, die die Gemeinde abführen muss, um jeweils rund zwei Millionen Euro.
Insgesamt will Neidlingen im laufenden Jahr 4,45 Millionen Euro investieren. Davon entfallen 4,05 Millionen Euro auf Baumaßnahmen und 335.000 Euro auf den Erwerb von Grundstücken und Gebäuden. Ganz oben auf der Liste stehen das letzte Neubaugebiet Schießhütte, die Ortskernsanierung und die Sanierung der Gottlieb-Stoll-Straße. Von diesen 4,45 Millionen muss die Gemeinde 1,74 Millionen aus ihren Rücklagen entnehmen. Ende 2025 bleiben ihr voraussichtlich noch liquide Mittel von 3,56 Millionen Euro. Der größte Unsicherheitsfaktor bei der Kalkulation ist allerdings die Gewerbesteuer, für 2025 hat Neidlingen eine Million Euro einkalkuliert.
Haushalt der Wasserversorgung ausgeglichen
Positiv: Bürgermeister Ebler konnte im Gemeinderat den „sukzessiven Abbau von Sanierungsrückständen“ vermelden. Die dahinschmelzenden Rücklagen wurden in den vergangenen Jahren unter anderem in die Kindergärten, in Abwasserkanäle, in die Feuerwehr und in den Unterhalt der Straßen investiert. Die zweite gute Nachricht ist, dass Neidlingen im Kernhaushalt fast schuldenfrei ist – die Restschulden von 27.300 Euro zum Jahresende sind zu vernachlässigen. Aus heutiger Sicht muss die Gemeinde aber im Jahr 2026 erstmals nach vielen Jahren wieder neue Kredite aufnehmen. Sonst könnte sie ihre Investitionen nicht mehr finanzieren. Denn für 2026 und 2027 wird aus heutiger Sicht jeweils ein „ordentliches Ergebnis“ von minus 1,5 bis 1,7 Millionen Euro erwartet. Die Reserven der Gemeinde, die Ende 2022 einen Rekordwert von 13,5 Millionen Euro erreicht hatten, werden voraussichtlich Ende 2028 komplett aufgebraucht sein.
Der Haushalt der Wasserversorgung ist für 2025 ausgeglichen, es ist aber für Investitionen ein neuer Kredit von 365.000 Euro nötig. Die Verabschiedung des Haushalts für 2025 ist am 24. Februar geplant, zuvor könnten die Gemeinderäte noch Haushaltsanträge stellen. Das ist aber in Neidlingen nicht üblich.