Bahn
DB erhält Zuschlag für das Neckartal

Ab dem 1. August wird die viel genutzte Verbindung wieder von der DB Regio bedient. Damit löst sie die landeseigene SWEG ab, die nach der Pleite von Abellio die Strecke übernommen hatte. 

Ein gewohntes Bild am Nürtinger Bahnhof mit den weiß-gelben Zügen der SWEG Bahn Stuttgart. Doch bald soll die DB Regio wieder die Strecke Tübingen–Stuttgart bedienen. Foto: Ralf Just

Die DB Regio hat sich in einem Ausschreibungsverfahren für den Regionalverkehr im Land durchgesetzt. Sie soll damit auch die SWEG Bahn Stuttgart (SBS), aktuell Tochter der landeseigenen SWEG, übernehmen. Diese Bedingung war Teil der Ausschreibung. Neben der Strecke Tübingen–Stuttgart soll auch die Südbahn bedient werden. Noch muss das Bundeskartellamt prüfen, ob es fusionsrechtliche Bedenken gibt. Auch bei der Vergabe selbst gilt eine zehntägige Wartefrist.

Für die Mitarbeiter der SBS gibt es gute Nachrichten, denn sie werden von der DB Regio gleich mit übernommen. „Ich bin zuversichtlich, dass die Mitarbeitenden bei der DB Regio eine gute Perspektive für die Zukunft finden können“, so Winfried Hermann.

Der neue Vertrag gilt vom 1. August 2025 bis zum Fahrplanwechsel im Dezember 2032. Bei den konkreten Verkehrsleistungen geht es im Detail um das heutige Los 1 (Neckartal) der Stuttgarter Netze und um die Südbahn, wo die DB allerdings erst ab Dezember 2027 am Start ist. Neckartal und Südbahn firmieren künftig unter der Bezeichnung Los 3 Nordbaden-Oberschwaben.

Die Landesanstalt Schienenfahrzeuge Baden-Württemberg (SFBW) wird die 52 bisher an die SBS verpachteten Fahrzeuge der Baureihe Talent 3 weiter beistellen. Zusätzlich kommen weitere 16 Fahrzeuge der gleichen Baureihe im Eigentum des Landes dazu, die aus einem auslaufenden Verkehrsvertrag (Gäu-Murr) in das neue Netz Nordbaden-Oberschwaben überführt werden. „Die SFBW stellt auch die Werkstatt in Pforzheim zur Verfügung, die sie nach der Insolvenz der Abellio zur Sicherung des Standorts übernommen hatte. Die Wartung der Züge spielt für den Betrieb eine sehr wichtige Rolle“, erläuterte Hermann.

Zusätzlich stellt das Land Baden-Württemberg für den neuen Verkehrsvertrag weitere Fahrzeuge der Baureihe Talent 3 plus zur Verfügung, um gleichzeitig die bisherige Bestandsflotte der SBS auf das European Train Control System (ETCS) bis zum Fahrplanwechsel im Dezember 2026 umzurüsten. Dies ermöglicht beispielsweise kürzere Abstände der Züge während der Fahrt und erhöht damit die Kapazität der Strecken rund um die Landeshauptstadt.

Indes, damit auch das Neckartal von diesem Zugbeeinflussungs­­system profitieren kann, müsste das System auch in den Netzbezirken Stuttgart und Plochingen verbaut werden. Dieser Baustein umfasst rund 300 weitere Netzkilometer, bis mindestens zu den ­Linienendpunkten der S-Bahn. Doch Ende Dezember 2024 entschied der Aufsichtsrat der DB AG, den Gremienvorbehalt für die Finanzierung dieser dritten Ausbaustufe, den sogenannten DKS 3, nicht aufzuheben. Man konnte sich damals lediglich dazu durchringen, die Ausschreibung zu beauftragen, allerdings unter Finanzierungsvorbehalt für das Projekt. Damit steht hinter der ETCS-Inbetriebnahme im Neckartal 2026 also noch ein Fragezeichen.

Wie viel Geld hat die DB Regio nun in die Hand genommen, um die Ausschreibung für sich zu entscheiden? Noch will sich das Verkehrsministerium dazu nicht äußern, denn es gibt noch eine Einspruchsfrist der Mitbewerber. Wie viele Mitbewerber es überhaupt gab, auch darüber will das Ministerium keine Auskunft geben.

Die Strecke im Neckartal ist eine der Stecken mit hoher Fahrgastdichte. Schon 2017 gab es eine Ausschreibung, die der baden-württembergische Ableger der niederländischen Staatsbahn, Abellio, gewann.

Die Deutsche Bahn kam damals nicht zum Zuge, weil sie einen Fehler im Vergabeverfahren gemacht hatte. Allerdings konnte Abellio Rail Baden-Württemberg die Ansprüche nicht erfüllen und musste 2021 Insolvenz anmelden. Die landeseigene Südwestdeutsche Landesverkehrs-GmbH (SWEG) sprang Anfang 2022 in die Bresche und übernahm das Unternehmen. Auch damals fanden alle Arbeitnehmer der Abellio einen Arbeitsplatz beim Nachfolge­unternehmen.