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Ein Modulplan für den Friedhof

Friedhof Der Landschaftsarchitekt Harald Fischer hat weiter an der Vorentwurfsplanung für den Neidlinger Friedhof gefeilt. Die Planung soll nun schrittweise umgesetzt werden, teils vom eigenen Bauhof. Von Peter Dietrich

Der Friedhof in Neidlingen. Foto: Peter Dietrich

Bei der Friedhofsplanung brachte Bürgermeister Jürgen Ebler die Grundsatzfrage auf den Punkt: „Wollen wir nur schnell Gräber schaffen? Oder den Friedhof für die nächsten 30 bis 50 Jahre gestalten?“ Der Friedhof habe eine hohe Aufenthaltsqualität und werde von den Bürgern geschätzt, sagte er. Zu lange dürfe man aber auch nicht vorausplanen, gab der Gemeinderat Ulrich Zaiser zu bedenken: Keiner weiß, wie sich die Bestattungskultur in den nächsten 20 oder mehr Jahren entwickeln wird.

Der Modulplan, den der Reichenbacher Landschaftsarchitekt Harald Fischer im Neidlinger Gemeinderat vorstellte, passt gut zu dieser Spannung: Er sieht eine sichtbare Neugestaltung vor, aber nicht alles auf einmal. Platzmangel herrscht zum Glück keiner: Der Friedhof habe genügend Freiflächen, versicherte Fischer. In die überarbeitete Planung flossen zugleich die Ergebnisse der Bürgerbeteiligung vom Juli 2023 als auch von einem Ortstermin mit Friedhofskommission, Bauausschuss und interessierten Bürgern am 15. April ein.

Fischer hat die Planung in fünf flexible Module eingeteilt. Modul 1 liegt vom Eingang aus gesehen gleich auf der rechten Seite. Dort sollen Gemeinschaftsgrabanlagen mit einem ringförmigen Urnenhof, einem Mauergarten und einem Staudengarten entstehen und im Endausbau insgesamt 96 Urnenbeisetzungsstellen bieten. Der Urnenhof ist barrierefrei zugänglich. Die Bauarbeiten sollen im Herbst 2024 ausgeschrieben werden, die Firmen sollen aber bis zum Herbst 2025 Zeit für die Ausführung haben. Lasse man den Firmen etwas Flexibilität, sagte Fischer, bekomme man als Auftraggeber bessere Preise. Den Beschluss zur Ausschreibung fasste der Gemeinderat mit großer Mehrheit, bei zwei Gegenstimmen.

Das Modul 3 befindet sich im Innenbogen der breiten Zufahrt, die den Neidlinger Friedhof erschließt. Dort sollen unter zwei neu gepflanzten Bäumen 50 Urnenbeisetzungsstellen geschaffen werden. Dies ist eine Aufgabe, die laut Fischer der kommunale Bauhof selbst übernehmen kann. So ist es auch geplant, parallel zum beauftragten Bau von Modul 1. Die Urnen werden so in den Boden eingelassen, dass die Wiese befahrbar bleibt. Fischer zeigte dazu im Bild ein Beispiel auf dem Reichenbacher Friedhof. Zugleich entschied der Gemeinderat, dass das Ehrenmal an seiner jetzigen Stelle bleibt, die angedachte Versetzung wurde verworfen.

Die anderen drei Module sollen erst bei Bedarf verwirklicht werden. Bei Modul 2 handelt es sich um 60 Wiesengräber für Urnen im Außenbogen der Zufahrt, hinter den bestehenden Blocksteinen in der Hangwiese. Auch dieses Modul könnte, zu einem späteren Zeitpunkt, eine Aufgabe für den Bauhof werden, das ist aber noch nicht entschieden.

Modul 4 ist der Bereich links des Eingangs. Dort sollen bei Bedarf die Urnenerdgräber ergänzt werden, außerdem sind neue Bäume und Sträucher vorgesehen. Andere Bäume direkt am Eingang sollen entfernt werden, weil sie gegen die Friedhofsmauer drücken und künftige Schäden abzusehen sind. Auch vor der Aussegnungshalle sind neue, größere Bäume geplant. An mehreren Stellen laden neue Sitzbänke zum Aufenthalt ein.

Es bleibt Modul 5: Dies ist die obere Wiese, die mit neuen Bäumen und Sträuchern versehen und für künftige Nutzungen hergerichtet werden soll – ohne jedoch bereits jetzt die Art der Bestattung festzulegen.

Der Landschaftsarchitekt konnte im Gemeinderat zugleich eine Entwarnung geben: Der Verdacht, dass es auf dem Neidlinger Friedhof für Grabkammern zu feucht ist, wurde durch fünf Schürfungen mit bis zu 2,40 Metern Tiefe ausgeräumt. Sie zeigten, dass das Wasser in den Grabkammern nicht aus den Gesteinsschichten kommt, sondern von oben eindringt. Laut Fischer genügt es, die Grabkammern mit Löchern zu versehen, durch die das Wasser nach unten abließen kann. Auch Grabkammern bleiben also auf dem Neidlinger Friedhof prinzipiell weiterhin möglich. Sofern gewünscht, der Friedhof wird künftig eine größere Vielfalt an Bestattungsarten als je zuvor bieten.