Es war eine kaum zu lösende Aufgabe: Elf Stunden hatte Maren Steege 2014 Zeit, um ein deutsches Ärzteteam zusammenzustellen. Dann sollten die Mediziner abreisefertig am Flughafen sein. Ihre Mission: gemeinsam mit israelischen Ärzten auf den Philippinen Leben retten, wo ein Taifun gewütet hatte. Der israelische Generalkonsul hatte sie darum gebeten, und die heute 42-Jährige meisterte diese Aufgabe. „Ich habe schon immer ehrenamtlich viel mit Israel gemacht“, sagt Steege. Ein halbes Jahr lebte sie auch in Jerusalem. „Ich habe da viele großartige Menschen kennengelernt, die mich schwer beeindruckt haben“, sagt die zweifache Mutter. Seit 2017 arbeitet sie für das Generalkonsulat als Repräsentantin des Staates Israel in Baden-Württemberg: „Das ist mein Traumjob.“
Doch diesen will sie aufgeben, wenn die CDU sie als Landtagskandidatin für den Wahlkreis Nürtingen nominiert. Steege hat als erste Kandidatin ihre Bewerbung öffentlich gemacht. Die CDU will ihre Kandidaten am 13. März 2025 nominieren. Im Wahlkreis Nürtingen hatte in den vergangenen beiden Wahlperioden Thaddäus Kunzmann (CDU) klar das Nachsehen gegen Ministerpräsident Winfried Kretschmann. Doch nach dessen Ausscheiden werden die Karten neu gemischt. Für Steege war die Kandidatur offenbar keine einfache Entscheidung: „Ich habe mir das zwei Jahre reiflich überlegt.“ Sie hat sich unter anderem mit Natalie Pfau-Weller, der aktuellen Landtagsabgeordneten im Wahlkreis Kirchheim, ausgetauscht. Ist die Politik mit der Familie unter einen Hut zu bringen? Ehemann Antonio Lovrincevic-Steege war sich sicher, dass „das passt“, und so machte Steege schließlich ihre Kandidatur öffentlich. „Ich habe seitdem viel Unterstützung erfahren und war positiv überrascht von den Reaktionen“, sagt die Filderstädterin. Sie habe schon immer „lieber Fußball gespielt als zugeschaut“. Ihre Motivation: „Die Welt mitgestalten und mit vielen kleinen Schritten etwas bewirken.“ In der CDU hat sie ihre Heimat gefunden und war im CDU-Stadtverband Filderstadt erst Mitgliederbeauftragte, danach stellvertretende Vorsitzende, und seit Ende Juni steht sie an der Spitze. Steege sieht sich als „leidenschaftliche Netzwerkerin und Teamspielerin“.
Durch ihren Job als Repräsentantin des Staates Israels hat sie viele Kontakte geknüpft, vor allem auch zur Start-up-Szene: „Ich habe dadurch meine tiefe Liebe zu Baden-Württemberg entdeckt.“ Der Mittelstand ist ihr ein besonderes Anliegen. Kein Wunder, war sie doch zwölf Jahre lang im Familienunternehmen Steege Immobilien & Marketing tätig. Ihre berufliche Laufbahn hat sie am Flughafen Stuttgart mit einer Diplomarbeit zur Arbeitsstättenerhebung begonnen. Später war sie dort zuerst in der Marketingabteilung tätig und danach in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Das Wirtschaftswissenschaftsstudium an der Universität liegt da nahe, Steege hat aber auch noch einen Master in Theologie draufgesetzt – berufsbegleitend. „Ich lese sehr gern in der Bibel und wollte die Zusammenhänge einfach noch besser verstehen“, sagt die mögliche CDU-Kandidatin. Dazu passt auch, dass sie als Seelsorgerin in einer christlichen Gemeinde in Stuttgart aktiv ist.
Den Fokus ihrer künftigen politischen Arbeit würde Steege aber auf die Themen Wirtschaft, Bildung und Gesellschaft legen. „Ich möchte mithelfen, dass die Kreativität und Kraft der Unternehmen zum Zug kommt.“ Man müsse durch stabile Rahmenbedingungen „Luft zum Atmen schaffen“ und „Verlässlichkeit“ bieten. Die DNA der Tüftler und Denker müsse gestärkt werden. In der Bildung sei die Ganztagsschule beschlossen. In die Planungen müsste aber auch die Expertise der Kommunen einbezogen werden. „Es gilt, gute Lösung zu finden, und ganz oft geht es um Details“, sagt Steege.
Was den Austausch zwischen Israel und Deutschland betrifft, hat Steege eine ordentliche Wegstrecke zurückgelegt. Doch der 7. Oktober 2023, mit dem Massaker der Terrororganisation Hamas an israelischen Bürgern, hat vieles verändert: „Es ist ein Einschnitt in der Geschichte Israels“, sagt die Repräsentantin. Wenn sie nach der Elternzeit wieder ihr Amt antritt, müsse sie sich „neu orientieren und wieder mit allen Partnern ins Gespräch kommen“. Das ist sicherlich eine Herausforderung, ebenso wie möglicherweise ein Landtagswahlkampf.