Energie
Getankt wird frisch vom Schuppendach

Nach mehreren vergeblichen Anläufen hat Neidlingen nun seine erste öffentliche Elektrotankstelle bekommen. Sie kommt ohne dauerhafte Subventionierung durch die Gemeinde aus. 

Die erste öffentlichen Elektrotankstelle in Neidlingen ist eingeweiht. Foto: Peter Dietrich

Schon mehrmals lag das Thema „Elektrotankstelle“ im Neidlinger Gemeinderat auf dem Tisch. Bei einem Angebot im Jahr 2019 standen geschätzten jährlichen Einnahmen von nur 150 Euro allerdings Ausgaben von deutlich über 2.000 Euro gegenüber. Das fanden die Gemeinderäte inakzeptabel. Zuletzt wurde im Sommer 2023 darüber diskutiert, ob Ladesäulen für Elektroautos zur öffentlichen Daseinsvorsorge gehören, also zumindest teilweise aus Steuergeldern zu finanzieren sind. Denn bisher gab es in Neidlingen keine solche Ladesäule, die nächsten waren in Weilheim, Bissingen, bei Gruibingen an der Autobahn und in Wiesensteig zu finden.

Trotz öffentlichem Förderprogramm hätte die Gemeinde Stand Sommer 2023 einen Teil der Ladesäulen – es hätten mindestens zwei sein müssen, um bei der Förderung über die Bagatellgrenze von 30.000 Euro zu kommen – selbst bezahlen müssen. Was den laufenden Betrieb danach anging, gab es noch immer Zweifel an der Wirtschaftlichkeit – auch wenn es inzwischen mehr Elektroautos gab. Erneut wollte der Gemeinderat nicht zum dauerhaften „Tankstellensubventionierer“ werden. Einem privaten Betreiber den nötigen Platz zur Verfügung zu stellen, dazu äußerten Gemeinderat und Bürgermeister aber grundsätzliche Bereitschaft. Die Gemeindeverwaltung, so der damalige Tenor, solle sich eben um ein besseres Angebot bemühen.

Scheint die Sonne nicht, kann trotzdem geladen werden

Dieses Angebot, das der Bürgermeister nicht ablehnen konnte, kam inzwischen von Rudolf Hitzer. Um ihn gibt es eine private Investorengruppe, die die Solaranlage auf dem großen Neidlinger Gemeinschaftsschuppen betreibt. Für den produzierten Strom erhält sie eine Einspeisevergütung. Nun wurde vor dem Schuppen eine Ladesäule für zwei Fahrzeuge aufgestellt. Scheint die Sonne nicht, können die Autos trotzdem geladen werden, dann kommt der Strom statt vom Dach aus dem Netz. Den Preis für das Laden kann die GbR „Rudolf Hitzer Solarstrom Neidlingen“ selbst festlegen, sie erhält dabei mehr als die Einspeisevergütung und kann mit der Zeit die Kosten für die Ladesäule refinanzieren.

Die Gemeinde musste nichts bezahlen, aber sie stellte das Grundstück zur Verfügung und der Bauhof erstellte in Eigenarbeit die beiden Parkplätze. Der linke davon ist breiter und damit behindertengerecht, die Ladesäule mit zweimal elf Kilowatt Ladestrom ist erprobtermaßen auch vom Rollstuhl aus zu nutzen. Die Straßenbeschilderung wird noch angepasst, damit die Zufahrt zur Ladestelle legal wird. Von dort, am Neidlinger Ortsrand gelegen, lässt es sich übrigens schön zum Neidlinger Wasserfall wandern.

So sind die Ladesäulen genehmigungsfrei

Wichtig war, dass der Gemeinschaftsschuppen, die Ladesäule und die Parkplätze alle auf einem einzigen, gemeindeeigenen Grundstück sind. Wäre irgendeine Grundstücksgrenze überschritten worden, etwa mit einer Ladesäule auf dem nahen Wanderparkplatz, wäre die Genehmigung deutlich komplizierter geworden, und das Albwerk als lokaler Versorger hätte konsultiert werden müssen. So aber, berichtete Bürgermeister Jürgen Ebler, sei die Ladesäule genehmigungsfrei gewesen. Nur die beiden Parkplätze – mit wasserdurchlässigem Boden – hätten einen Bauantrag gebraucht. Nachdem Ebler wegen der fehlenden Genehmigung langsam ungeduldig wurde, hakte er beim Landratsamt nach, danach ging es dann ganz schnell. Ebler sieht die neue Ladesäule als „ersten Schritt“. Elektrofahrer sehen die neue Ladestation in ihrer Lade-App, mit den Preisen.