Das Ziel steht für ihn fest: „Wir wollen, dass der Große Keller in diesem Jahr fertig wird“, sagt Andreas Frey, Rektor der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU) beim Pressegespräch. Der Bauantrag sei eingereicht: „Wir sind auf einem guten Weg.“ Die Hochschule hatte eine Spendenaktion im Jahr ihres 75-jährigen Bestehens ins Leben gerufen. Der Keller liegt seit einigen Jahren in einer Art Dornröschenschlaf, weil ein Fluchtweg fehlt. Finanzieren muss das die HfWU über Spenden. Es ist zwar schon eine größere Summe zusammengekommen. 170.000 Euro werden aber benötigt, knapp 77.000 Euro sind gesammelt worden. „Sponsoren sind daher nach wie vor gefragt“, sagt Frey. Alle Informationen dazu gibt es auf der Internetseite der Hochschule.
Der Rektor ist froh, dass kürzlich der Startschuss für den Neubau für die drei therapeutischen Studiengänge in der Nürtinger Braike gefallen ist. Ein großer Brocken wartet aber mit der Modernisierung des Hofguts Tachenhausen auf die HfWU. Dort soll laut Frey auch ein Ziegenforschungsstall eingerichtet werden. Dringend benötigt wird ein Seminargebäude: „Wenn die Studierenden heute auf den Feldern sind, werden sie nass.“ Bislang könne man sich nur unter dem Vordach einer der Hallen unterstellen. Zudem gelte es, das Thema nachhaltige Landwirtschaft weiterzuentwickeln, sagt Frey und ergänzt: „Diesen Schwerpunkt wollen wir stärken.“ Insgesamt will die Hochschule sich auch mehr einmischen und stärker in die Gesellschaft hineinwirken und bei der Transformation der Wirtschaft aktiv mithelfen. Eine große Aufgabe werde auch die Einführung von Künstliche-Intelligenz (KI)-Werkzeugen werden. „Das wird sich sicherlich auf die Prüfungen auswirken.“ Künftig werden sicherlich mehr Empirik gefragt sein und mehr Gewicht werde sicherlich die mündliche Leistung der Studierenden haben. „Das wird die Hochschule verändern“, ist sich Frey sicher.
Aufwand im Jubiläumsjahr hat sich gelohnt
Sehr zufrieden blickt der Rektor auf das HfWU-Jubiläumsjahr 2024 zurück. „Es war ein Riesenaufwand, aber der hat sich gelohnt.“ Dies sei durchaus auch mit einem Zuwachs an Followern auf den Sozialen Medien der Hochschule verbunden gewesen. Ebenfalls positiv sieht Frey die neue Hochschulfinanzierungsvereinbarung III, die am 2. April unterschrieben werden soll. Damit wird die Finanzierung in den Jahren 2026 bis 2030 sichergestellt.
Eine Vorreiterrolle spielt die HfWU bei den sogenannten Tandemprofessuren. „Auch wir spüren den Fachkräftemangel“, sagt Frey. So haben man beispielsweise für die Theatertherapie niemanden gefunden. Helfen soll nun das Projekt „GeBindE“, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und dem Wissenschaftsministerium in Baden-Württemberg unterstützt wird. Das Programm dient der Gewinnung, Bindung und Entwicklung professoralen Personals an der HfWU, wie es auf der Internetseite der Hochschule heißt. Konkret bedeutet das: Den Bewerberinnen und Bewerbern fehlt eine Einstiegsvoraussetzung. „Das kann Berufserfahrung oder auch die Promotion sein“, erklärt Frey. Die angehenden Professoren sind zu mindestens 51 Prozent bei einem Unternehmen angestellt, die restliche Zeit sind sie an der Hochschule. „Dort haben sei dann vier Jahre Zeit für ihre Promotion“, sagt Frey. Die HfWU hat schon eine konkrete Bewerberin für die Theatertherapie im Blick. Im März solle es losgehen. Kooperationspartner ist das Fachkrankenhaus Christophsbad in Göppingen. „So etwas hatten wir zuvor nie auf dem Schirm“, sagt Frey.
Spitzenplatz bei Bewertungsportal Study-Check
Von den Professoren zu den Studierenden: Dort sind die Zahlen sehr konstant. Waren es im Wintersemester 2023/2024 an den Standorten Nürtingen und Geislingen 5226 Studierende sind es ein Jahr später zehn mehr. „Wir sind voll“, sagt Frey. Zwar habe es im Vergleich leicht weniger Bewerberinnen und Bewerber gegeben. „Dafür haben mehr das Zulassungsangebot angenommen. Sie haben sich bewusster für uns entschieden.“ Dass dies keine schlechte Wahl ist, zeigt auch der jüngste Spitzenplatz bei der Umfrage des Bewertungsportals Study-Check. Auf Bundesebene rangiert die HfWU auf Platz zehn, im Vergleich mit den Hochschulen und Universitäten in Baden-Württemberg auf Platz sechs. Das macht sich auch im Ausland bemerkbar. So kommen beispielsweise Studierende aus Italien, Spanien und den Niederlanden gern an die HfWu. Außerhalb Europas rangieren Studierende mit deutlichem Abstand ganz vorn. Auch Gastprofessorinnen und -professoren verbringen gern ihr sogenanntes Visiting Professorship im Schwäbischen, das die Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen finanziert. „Das stärkt die internationalen Beziehungen“, sagt Frey. Vielleicht können die nächsten Besucherinnen und Besucher auch mal eine Feier im dann wieder geöffneten Großen Keller miterleben. Das würde sicherlich auch den Rektor sehr freuen.