Für welchen Beruf soll ich mich entscheiden, welche Arbeit passt zu meinen Interessen? Die Qual der Wahl ist bei 320 Ausbildungsberufen, etwa in Industrie und Handwerk, im öffentlichen Dienst, in der Hauswirtschaft oder in der Landwirtschaft, groß. Genau hier will die Ausbildungsmesse „Karriere 2022“ Antworten geben. Am Wochenende fand die Veranstaltung bereits zum dritten Mal hybrid statt. Digital war das Angebot über mehrere Tage zu erleben, in Präsenz zweitägig im Neckar Forum. Rund 1900 Jugendliche und junge Erwachsene nutzten in Präsenz die Möglichkeit, sich mit den 48 Ausstellern persönlich auszutauschen.
Großer Andrang herrschte schon am ersten Tag. Mehr als 500 Schülerinnen und Schüler waren für die „Karriere“ vorangemeldet, gekommen sind mit rund 1200 Besuchern mehr als doppelt so viele. „Das hat uns schon ein bisschen überrascht“, gab die langjährige Messechefin Heike Poliak-Klein zu. Im Vorfeld waren alle weiterführenden Schulen im Landkreis Esslingen angeschrieben worden. Um den jungen Menschen den Einstieg zu erleichtern, gab es geführte Touren über die Ausstellungsfläche. Welches Berufsfeld infrage kommt, ermittelten die Jugendlichen vorab in einem Test.
So führte die Tour „Kreativ“ an den Stand der Lazi Akademie. Dort informierten sich die Schüler etwa über die Ausbildung zum staatlich anerkannten Mediendesigner Digital und Print. „Ein sehr gutes Konzept“, befand Akademieleiterin Dagmar von Münster-Lazi. So hätten dem Impulsvortrag gleich die richtigen Interessenten gelauscht: „Und zwar nicht nur einer oder zwei, sondern gleich eine Gruppe. Die Schüler, die es wirklich interessiert hat, sind später für ein Gespräch wiedergekommen.“ Auch bei den Schülern kam das Tour-Angebot gut an: „So erhält man einen guten Überblick – ich wusste vorher gar nicht, wie viele verschiedene Ausbildungsmodelle es gibt“, sagte eine Schülerin. Am zweiten Tag verzeichnete die „Karriere“ rund 700 Besucher. Im Gegensatz zum Vortag, als der Nachwuchs meist im Klassenverband kam, hatten nun viele der Schülerinnen und Schüler ihre Eltern im Schlepptau. „Ich war vom ersten Tag schon positiv überrascht“, sagte Olaf Höhn von der Dachdeckerinnung Stuttgart, die sich zum ersten Mal in Esslingen präsentierte: „Bereits da haben wir viele gute Gespräche geführt.“ Allerdings habe die Qualität der Gespräche am folgenden Tag einen Sprung nach oben gemacht: „Da waren die Inhalte oft um einiges tiefgründiger, teilweise haben auch die Eltern die Fragen gestellt.“ Die Dachdecker hatten sich zu ihrer Premiere in Esslingen einiges einfallen lassen – per virtueller Brille durften Interessierte selbst mit aufs Dach. Auch eine kleine Challenge, bei der die Teilnehmer auf Zeit eine kleine Fläche mit Ziegeln bestückten, zog Aufmerksamkeit auf sich. Mit gutem Grund – die Konkurrenz sei groß, erklärte Höhn: „Praktisch alle ausbildungswilligen Betriebe unserer Branche suchen händeringend Nachwuchs.“
Auch Geschäftsführer Fabian Weber von der Kreishandwerkerschaft Esslingen bestätigte, dass die meisten der alten Handwerksberufe viel komplexer geworden seien: „Zum Beispiel sind Nachhaltigkeit und die erneuerbaren Energien im Handwerk zu ganz großen Themen geworden.“ Er ermutigt alle Interessierten, sich bei Interesse bei einem Handwerksbetrieb für ein Praktikum zu melden und mal in den Alltag eines Schreiners oder eines Zimmermanns reinzuschnuppern.
Die Berufsbezeichnung allein sage heute nicht mehr viel aus, pflichtete Teamleiter Markus Knorpp von der Berufsberatung der Arbeitsagentur bei, die ebenfalls mit einem Stand auf der „Karriere“ vertreten war. Da seien er und seine Kollegen gefordert, um den Blick der jungen Leute auf die Vielfalt der Möglichkeiten zu schärfen.
Info Die virtuelle Messe läuft noch bis zum heutigen Dienstag und ist unter www.karrieremesse-esslingen.de erreichbar. Es ist keine Registrierung notwendig. Wer die Karrieremesse online besucht, trifft auf dieselben Aussteller wie in Präsenz im Neckar Forum. Fast 50 Industriebetriebe, Dienstleister, Schulen und sonstige Einrichtungen verschiedener Branchen präsentieren sich sowie ihre Aus- und Weiterbildungsangebote, auch im Live-Chat. Die virtuellen Vorträge sind rund um die Uhr abrufbar.