Zwei vollbepackte Pferde und sechs Wanderer, darunter vier Kinder – das sieht man auf den Wanderwegen rund um die Teck nicht alle Tage. Wer dem bunten Trupp in den vergangenen Tagen begegnet ist, sei deshalb aufgeklärt: Es handelt sich Franziska Bütikofer und Zoltan Kaszas mit ihren Kindern. Die Schweizer Familie hat sich vor sechs Monaten auf Trekkingtour begeben und ist vom Züricher Oberland bis an die Alb gewandert.
Der Startschuss fiel Anfang Februar 2022. Bepackt mit nur dem Nötigsten führte der Weg erst einmal durch die Schweiz in Richtung Deutschland. „Bei so einer Tour kommt es auf jedes Gramm an“, sagt Franziska Bütikofer. Sie ist der kreative Kopf und zuständig für die Routenplanung und die Auswahl der Übernachtungsplätze. Ihr Mann, Zoltan Kaszas, ist „der Mann für’s Grobe“ und für den Haushalt unterwegs zuständig. Deswegen freut er sich, wenn er mal eine Waschmaschine benutzt werden kann. Sonst ist eben Handwäsche angesagt, erzählt er.
Mit zum Team gehören die vier Kinder im Alter zwischen vier und zehn Jahren und natürlich die zwei Pferde. Der 11-jährige Wallach Sueno hat eine im wahrsten Sinne des Wortes tragende Aufgabe. Auf seinem Rücken wird ein Großteil der Ausrüstung transportiert. Rund 75 kg sind auf einem speziellen Packsattel angebracht. Die 22-jährige Ponydame Tara muss – ihrer Größe entsprechend – deutlich weniger tragen. Sollte es einmal nötig sein, kann eines der kleineren Kinder auf ihr reiten.
„So eine Trekkingtour mit Kindern und Pferden zu machen, war schon lange unser Wunsch“, erzählt Franziska. „Und jetzt war einfach der richtige Zeitpunkt“. Die Kinder seien nicht mehr zu klein, aber auch noch nicht in der Oberstufe, und vor allem habe es die Möglichkeit gegeben, dass ihr Mann ein halbes Jahr Auszeit nehmen kann. In der Schweiz ist das nicht nur erwünscht, sondern teilweise fester Bestandteil des Arbeitslebens. „Man muss in dieser Zeit etwas Sinnvolles tun. Eine Studie zum Beispiel oder etwas anderes Horizont-erweiterndes“, sagt Zoltan Kaszas, der Gymnasiallehrer ist.
Dass die schulpflichtigen Kinder auf die Reise mitkönnen, ist einem Gesetz im Kanton Zürich zu verdanken, nach dem Kinder bis zu einem Jahr aus der Schule genommen werden können. Das Ziel ist aber, dass nach den Sommerferien alle Kinder in die nächste Klasse wechseln. Dafür heißt es natürlich auch auf der Wandertour Vokabeln lernen und Kopfrechnen. Vieles davon geht unterwegs, und die Aufgaben, die online am Tablet erledigt werden müssen, sind an den Ruhetagen dran. Alle drei bis vier Tage legt die Familie eine solche Pause ein, um einzukaufen, Wäsche zu wachen, Reparaturen durchzuführen und Schularbeiten zu machen. Als Übernachtungsplatz reicht eigentlich eine Wiese, frisches Wasser und ein Platz für das Zelt. „Alles was darüber hinausgeht, ist schon Luxus“ grinst Zoltan. Platz finden die Wanderer bei Landwirten, Pferdehöfen oder auch mal im privaten Garten. Für die Ruhetage wird dann aber eher eine Wanderreitstation wie in Bissingen angesteuert.
Das Besondere an dieser Tour ist das Sich-treiben-lassen, kleine Dinge zu entdecken und die abwechslungsreiche Landschaft zu genießen und zu er-laufen – da sind sich alle sechs Familienmitglieder einig. Und natürlich die vielen Begegnungen unterwegs. „Ob staunende Rentnergruppe an einem Touristen Hotspot oder andere Wanderer, wir haben nur nette und hilfsbereite Menschen kennengelernt“, freut sich Zoltan. Um in der Zwischenzeit Freunde und Familie auf dem Laufenden zu halten, gibt es auch einen Blog auf der Internetseite der Familie. Auf https://ver-saeumen.ch finden sich auch viele Tipps und Informationen für alle, die ähnliche Touren planen. Mehr Fotos der Wanderer gibt es auf www.teckbote.de.