Auszeichnung
Nürtingens Alt-OB Alfred Bachofer: Der neue Ehrenbürger lobt die anderen

In einer Feierstunde hat der einstige Rathauschef die Ehrenbürgerwürde der Stadt Nürtingen erhalten. Die Laudatio hielt Guido Wolf. Der ehemalige Mitstreiter im Nürtinger Rathaus hatte einige Anekdoten parat.

Oberbürgermeister Johannes Fridrich und der neue Ehrenbürger Alt-OB Alfred Bachofer. Foto: Jürgen Holzwarth

Ein bisschen musste er doch überredet werden. „Am liebsten wäre ihm die Ehrung im Rahmen einer Gemeinderatssitzung gewesen“, erzählt OB Johannes Fridrich. Schließlich habe man sich aber auf die Kreuzkirche verständigen können. Diese bildete am Donnerstagabend einen würdigen Rahmen für die Verleihung der Ehrenbürgerwürde an Alt-OB Alfred Bachofer.100 geladene Gäste waren gekommen. Sie applaudierten am Ende der Veranstaltung einem Mann im Stehen, der sein Wirken für die Stadt Nürtingen immer als selbstverständlich angesehen hat. Eben weil er ja 1979 bei seinem Amtsantritt, es war der 31. Dezember, gelobt hatte, die Rechte der Stadt gewissenhaft zu wahren und ihr Wohl und das ihrer Einwohner nach Kräften zu fördern. „Das war in all den Jahren mein Maßstab“, sagte der Geehrte zu Beginn seiner Rede, die am Ende von den Zuhörern als „fulminant“ bezeichnet wurde. Einige Mitstreiterinnen und Mitstreiter aus seiner Amtszeit nannte er namentlich. „Ich stand nie allein da, hatte ein prima Team. Die kommunalen Gremien haben mir auch in schwierigen Situationen vertraut, Freiraum gegeben und mich unterstützt.“ Er würdigte zudem die „große Leistung“ seines Vorgängers Karl Gonser: „Darauf konnten wir aufbauen.“ Musikalisch umrahmt wurde der Abend vom Klarinetten-Trio der Musik- und Jugendkunstschule Nürtingen (Franziska Haussmann, Annika Hauser und Dominik Hornung) aus der Klasse von Thomas Löffler.

Mit Eifer, Energie und Elan am Werk

Dass die Auszeichnung über alle Maßen verdient war, hatten zuvor Nürtingens OB Johannes Fridrich und der ehemalige Justizminister Guido Wolf hervorgehoben. Letzterer hatte von 1996 bis 2002 als Erster Bürgermeister mit Bachofer Hand in Hand zum Wohl der Stadt zusammengearbeitet. „Selten hat es jemand mehr verdient“, sagte Wolf und verwies auf den „großen Eifer, die Energie und den Elan“, mit der Bachofer am Werke gewesen sei. Er sei sogar Autor eines Buches übers öffentliche Baurecht und habe auch die Lose-Blatt-Sammlung „Kommunales Redehandbuch“ herausgegeben. „Wenn man manche Politiker heute hört, sollte es häufiger gekauft werden“, sagte der ehemalige CDU-Spitzenkandidat. Bachofer sei ein „Mensch, von dem man viel lernen kann.“

Dauerläufer und Visionär

Auch Kleinigkeiten hatte er offenbar im Blick. So erzählte Wolf davon, wie er zu seiner ersten Sitzung gegangen sei. Die ersten Worte Bachofers, als sie sich im Sitzungssaal trafen: „Sie haben das Licht nicht ausgemacht.“ Er habe später genau darauf geachtet. „Wir sind zu einem Team geworden“, resümierte Wolf aber auch. Mit dem Technischen Beigeordneten Wilfried Hajek, der auch in die Kreuzkirche gekommen war, wurde daraus sogar ein Trio, das bei der Fasnet beispielsweise als Asterix, Obelix und Majestix auftrat. Guido Wolf war da auch aufgrund seiner oberschwäbischen Herkunft der Initiator, aber Bachofer sei gern dabei gewesen: „Die Fasnet war ihm nicht in die Wiege gelegt, aber er hat es genossen.“ Als Dauerläufer sei Bachofer immer in Bewegung gewesen. „Er war und ist ein Visionär, seine Sitzungsleitung war legendär“, lobte Wolf. Der akkurate Verwaltungsfachmann habe aber auch „einen weichen Kern“ gehabt. „Ohne seine Frau Renate wäre er aber nicht das geworden, was er heute ist“, ergänzte der CDU-Politiker.

Bei der Kunst hätte es aber auch Grenzen gegeben. Augenzwinkernd erinnerte sich Wolf an die Domina-Äffäre. Wolf hatte damals eine Ausstellung der Freien Kunstakademie (FKN) kuratiert. Als Bachofer aus dem Urlaub zurückkehrte, ließ er zwei Bilder abhängen, eines davon zeigte eine Domina auf einem Stadtsäckel. „Das hat im Sommerloch Nürtingen zu einer bundesweiten Aufmerksamkeit geführt“, sagte Wolf lachend.

Macher, Manager und Kümmerer

Sehr zu seiner Freude konnte er sich in seiner Laudatio auf solche Erlebnisse beschränken, weil zuvor OB Johannes Fridrich das Wirken Bachofers in Nürtingen ausführlich erläutert hatte. „Für ihn war Nürtingen 24 Jahre eine Herzensangelegenheit“, sagte der amtierende Rathauschef. An seinen Verdiensten komme man in Nürtingen nicht herum. Ganz egal, ob es das Rathaus, die Stadthalle oder auch die Kreuzkirche sei. Unter seiner Ägide wurde das Gotteshaus zur Veranstaltungskirche: „Der Feierort ist also gut gewählt“, sagte Fridrich. Bachofer sei ein herausragender Redner: „Er ist ein Mann der Tat und nicht der leeren Floskeln.“ Zugleich sei sein Vorvorgänger ein Macher, Manager und Kümmerer. „Als schwäbischer Kämmerer waren ihm Schulden ein Graus“, fügte der OB hinzu. Die Einführung der Bürgersprechstunden und des Bürgertelefons habe er veranlasst. Das führte unter anderem dazu, dass Nürtingen mit dem Bertelsmannpreis als Bürgerorientierte Stadt Nummer eins in Deutschland ausgezeichnet wurde. Viele andere Projekte fallen in seine Amtszeit, wie die Eröffnung des Schlachthof-Areals und des Kauflands oder auch der Wohnanlage Kroatenhof der Samariterstiftung. „Er hatte einen klaren Blick für die Zukunft und wollte die Stadt zum Wohle der Menschen positiv gestalten“, ergänzte Fridrich. Die Ehrenbürgerwürde sei daher „überfällig“.

Ein Hoch auf das Miteinander

Der derart Gelobte fragte vor seinem Vortrag lächelnd in die Runde. „Ich weiß nicht, von wem die beiden Vorredner gesprochen haben.“ Er zeigte auf, was in Nürtingen alles passiert ist und stellte fest, dass vieles nur im Miteinander gelingen konnte. Er habe die Verwaltung immer als einen „Dienstleistungsbetrieb“ gesehen. Seiner Frau sei er sehr dankbar: „Sie hat mich 40 Jahre lang aktiv durch mein gesamtes Berufsleben begleitet, hat unsere Familie getragen und war die persönliche Brücke zu den Menschen, stand nie hinter mir, sondern stets an meiner Seite und nicht selten vor mir“, sagte der 82-Jährige.

Ohnehin sieht der Alt-OB ganz viele Mitgestalter, welche die Erfolge in seiner Amtszeit ermöglicht haben und sieht auch diese mitbeteiligt an der Auszeichnung. „Wenn der Beschluss des Gemeinderats zur Verleihung der Ehrenbürgerwürde so zu verstehen war, dass er alle mit einbindet, die in dem von mir beschriebenen Sinne gewirkt haben, nehme ich ihn gern an“, sagte Bachofer, der nun der einzige lebende Ehrenbürger Nürtingens ist. Bachofer, seine Frau und auch Guido Wolf trugen sich zum Schluss der Veranstaltung ins Goldene Buch der Stadt ein. Auch das dürfte eine von vielen bleibenden Erinnerungen an diesen „besonderen Festabend“ sein, wie es OB Johannes Fridrich formulierte.