Nürtingen. Elf Jahre lang haben Udo und Sandra Ruoff die Bäckerei Baumeister an der Kirchstraße 12 in Nürtingen geführt. Dieses Kapitel ist nun seit dem 31. August geschlossen. Die Geschäftsaufgabe hat manchen Kunden überrascht, doch beim Inhaber kommt ein paar Tage danach wenig Wehmut auf: „In den vergangenen beiden Jahren hat der Stress immer mehr zugenommen.“ Immer wieder habe man sich überlegen müssen, wie es weitergeht. „Wir hatten keine Freizeit und haben sechs Tage in der Woche gearbeitet“, erzählt der 56-Jährige. Wenn jemand vom Personal ausgefallen ist, sei seine Frau eingesprungen. Nicht nur die langen Arbeitstage waren der Grund für die Geschäftsaufgabe, auch die wirtschaftliche Lage sei mit Beginn der Corona-Pandemie immer schwieriger geworden.
Viele Kunden seien in dieser Zeit nicht mehr in die Stadt gekommen. „Wir haben aber immer von der Laufkundschaft gelebt“, sagt Ruoff. Er und seine Frau hatten sich schon 2017 einen Verkaufswagen angeschafft, um Firmen mit Vesper zu beliefern. „Drei Jahre haben wir das gemacht“, so Ruoff. Dann fielen erst beide Fahrerinnen aus und die Firmen während Corona weg. Erfolgreich war hingegen der Verkauf von Backwaren auf Wochenmärkten. Seit 2018 macht Udo Ruoff immer samstags Station auf dem Markt in Stuttgart-Heslach. „Der Verkaufswagen hat uns 2022 bei der zweiten Corona-Krise gerettet“, sagt der Bäckermeister. Sonst hätte man damals schon aufhören müssen. „Der Wagen hat mehr Umsatz gemacht als der Laden“, erzählt er.
Künftig auf den Wochenmärkten
Durch den Ukraine-Krieg, die Energiekrise und die steigenden Rohstoffpreise hätte sich die Lage noch weiter zugespitzt. „Wir haben auch kein Personal mehr bekommen“, sagt Ruoff. Die gestiegenen Preise habe er nicht komplett weitergeben können. „Ein Euro für eine Brezel – das hat mir schon weh getan.“ Der Bäckermeister vermisst generell eine Wertschätzung fürs Backhandwerk. Dabei sind ihm nicht die großen Bäckerei-Ketten ein Dorn im Auge, sondern die Discounter, deren Backtheken immer größer wurden. Das Personal, ein Bäcker und ein Lehrling seien nun in anderen Betrieben untergekommen. Die Damen vom Verkauf seien ohnehin im Ruhestand. Die Kunden hätten die Entscheidung zwar bedauert, aber auch Verständnis dafür gehabt, sagt Ruoff.
Selbst backt Udo Ruoff nicht mehr, wird aber weiterhin mit Weckle und Brot sein Geld verdienen, dann allerdings auf den Wochenmärkten. Die Backwaren, die er verkauft, kommen von der Bäckerei Bohnacker aus Oberlenningen. Gearbeitet wird künftig noch an vier Tagen.