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Petition für den Erhalt des Regionalexpress 200 nach Merklingen und Ulm

Der Wendlinger Benjamin König möchte auf die schnelle, komfortable und klimafreundliche Verbindung zwischen Alb und Neckartal nicht verzichten. Die Option in Nürtingen und am Flughafen umsteigen zu müssen, um in den Zug nach Ulm zu kommen, hält er nicht für zielführend.

Der IRE 200 im Wendlinger Bahnhof. Noch bis 2027 ist er auf der Strecke Wendlingen-Ulm eingeplant. Foto: Peter Dietrich

Benjamin König fährt gerne Rad. Gerne auch mal sportlich. Deswegen ist er auch Mitglied in der Mountainbike-Abteilung des SKV Unterensingen. „Seit es den Regionalexpress 200 gibt, nutzen wir den zu gerne mal, um nach einer sportlichen Fahrt auf die Alb wieder nach Wendlingen hinunterzufahren“, sagt er.

Indes, der Zug, den das Land aufs Gleis gesetzt hat, ist nur vorübergehend zwischen Wendlingen und Ulm unterwegs. Ist die Strecke zwischen Stuttgart und Ulm einmal fertig gebaut, wird ein anderer Regionalzug die Strecke befahren. Der startet in Karlsruhe und fährt über Stuttgart, den Flughafenbahnhof und Merklingen nach Ulm. Also an Wendlingen vorbei.

Benjamin König will das so nicht hinnehmen und startete vor vier Wochen eine Petition für den Erhalt des Regionalexpresses, der mittlerweile Ausflügler, Pendler, Studenten und eben auch sportliche Radler transportiert. Dass diese Option mit der Inbetriebnahme von Stuttgart 21 ersatzlos gestrichen wird, findet er schade. „Wendlingen hat so viele Grundstücke geopfert, der Bonatzhof musste aufgegeben werden. Die Bürger mussten viele Belastungen ertragen. Doch von der Strecke profitiert die Stadt nicht“, sagt er. Auch den Köngenern, Oberboihingern, Unterensingern und den Wernauer Bahnfahrern wird so eine Option genommen.

Rückschritt für die Verkehrswende

In der Petition auf Change.org, die mittlerweile ungefähr 2000 Unterstützer hat, beschreibt König, was auf dem Spiel steht. Nämlich eine Direktverbindung in unter 30 Minuten von Wendlingen nach Ulm – ohne Umstieg. Denn genau das ist es, was auf Pendler und Ausflügler zukommt, wenn der RE 200 nicht mehr von Wendlingen auf die Alb fährt. Wer den Zug dem Auto vorzieht, muss dann zunächst nach Nürtingen fahren, dort in den Mex zum Flughafen umsteigen und am Flughafen in den Zug nach Ulm umsteigen. „Zwei Umstiege, das macht keiner“, sagt König. Er befürchtet, dass die Fahrt nach Ulm, die dann ja deutlich länger dauert als derzeit, ein Rückschritt für die Verkehrswende in der Region bedeutet. Denn viele werden dann wieder auf das Auto zurückgreifen, ist sich der 43-Jährige sicher.

Dem IT-Fachmann ist bewusst, dass es nicht ganz trivial ist, nach der Inbetriebnahme der Gesamtstrecke den RE 200 in den Fahrplan der ICE-Trasse zu integrieren. Denn die Streckenführung ab Wendlingen ist nicht optimal. Der RE 200 fährt durch die Güterzuganbindung und dann zunächst einmal rund acht Kilometer auf der falschen Seite durch den Albvorlandtunnel. Erst bei Nabern lenkt eine Weiche den Zug und auch die von Stuttgart kommenden ICE aufs rechte Gleis. Im Augenblick ist das wegen der wenigen Züge, die die Strecke nutzen, gut machbar. In dem Moment, in dem die Gesamtstrecke in Betrieb ist, könnte ein Zug auf dem Gegengleis jedoch gefährlich werden. Indes: „Für die kurze Fahrzeit von 3.15 Minuten im Gegengleis muss sich bei Nutzung des modernen ETCS-Systems eine Lösung finden lassen“, sagt König. ETCS, das ist das Europäische Zugkontrollsystem, mit dem die Neubaustrecke ausgestattet ist.

Petition soll noch bis Ende Juli im Netz bleiben

Die geplanten Güterzüge, da ist sich der Petent ziemlich sicher, werden in der Praxis kaum fahren. „Diese Infrastruktur könnte daher sinnvoll für den Personenverkehr genutzt werden. Der Erhalt der RE200 ist wirtschaftlich, ökologisch und sozial sinnvoll – eine Streichung wäre das falsche Signal“, sagt König. Bis Ende Juli/Anfang August will er die Petition noch im Netz stehen lassen. Und auch auf Bundes- und Landtagsabgeordnete will der Wendlinger zugehen, um seinem Anliegen Gehör zu verschaffen.

Mit Wendlingens Bürgermeister Steffen Weigel hat Benjamin König schon gesprochen. Viel Hoffnung auf eine Fortführung der Verbindung hat ihm der Schultes nicht gemacht. Bei der Präsentation des neuen Busbetreibers für Wendlingen jedoch erwähnte Weigel im Kreise seiner Bürgermeisterkollegen die Petition. Wer auch der Meinung ist, der Regionalexpress 200 von Wendlingen nach Ulm sollte erhalten bleiben, kann Benjamin König auf der Internet-Plattform Change.org unterstützen.