Mobilität
S-Bahn-Halt: Finanzierung ist geritzt

Die Region Stuttgart hat grünes Licht für den Bahnsteigumbau in Oberboihingen gegeben. Wie geht es in Wendlingen und Nürtingen weiter? 

Noch fährt die S-Bahn von Wendlingen nach Kirchheim. In ein paar Jahren soll sie auch nach Nürtingen kommen. Foto: Ralf Just

Ab 2027 soll die S-Bahn auch in Oberboihingen und Nürtingen halten. In einem Halbstundentakt fährt die S1 dann einmal nach Kirchheim und einmal nach Nürtingen. Dafür müssen in Wendlingen und Oberboihingen die Bahnsteige angepasst werden, in Nürtingen muss sogar ein Außenbahnsteig neu gebaut werden.

Der Ausbau in Wendlingen hätte eigentlich schon früher gemacht werden können. Hier gab es sogar schon einen sogenannten Rahmenterminplan, der besagt, dass mit dem Bau des Bahnsteigs 2 und 3 am 11. April 2025 begonnen werden soll. Schon am 25. April hätte alles tipptopp erledigt sein sollen. Doch dieser Terminplan verschiebt sich nun erst einmal. Schuld daran ist die Verzögerung bei der Inbetriebnahme von Stuttgart 21. Ob sich bis dahin die Kosten von voraussichtlich 1,793 Millionen Euro halten lassen, ist nicht sicher. Sicher ist aber, dass die Finanzierung durch das Land und den Verband Region Stuttgart übernommen wird.

Kosten von 6,06 Millionen Euro

In Oberboihingen und Nürtingen wird das Thema S-Bahn ebenfalls erst relevant, wenn die ICE-Trasse Stuttgart-Ulm in Betrieb gegangen ist. Was nicht heißt, dass mit der Anpassung der Bahnsteige in Oberboihingen nicht schon mal begonnen werden kann. Die Planungen zumindest laufen. Und der Finanzierungsvertrag erhielt nun den Segen der Regionalräte. Damit ist klar: Der Oberboihinger Haushalt wird nicht mit dem Umbau belastet. Auch hier stehen das Land und der Verband Region Stuttgart für die Finanzierung gerade. Die beläuft sich insgesamt auf 6,06 Millionen Euro.

Damit Fahrgäste stufenlos einsteigen können, soll der Bahnsteig dort, wo die ersten beiden Türen der S-Bahn zum Halten kommen, 96 Zentimeter hoch werden. Da die Metropolexpress-Züge eine andere Einstieghöhe haben, ist hier der Bahnsteig nur 76 Zentimeter hoch. Baubeginn für Bahnsteig 1 in Oberboihingen soll im März 2026 sein. Bis Juli 2026 ist man an Gleis 1 beschäftigt. Bahnsteig 2 soll dann von Juli bis Oktober 2026 für den S-Bahn-Halt ausgebaut werden. Wie in Wendlingen wird auch in Oberboihingen die aus der DB-Netze hervorgegangene Infrastruktur-Gesellschaft Infrago den Bau übernehmen.

Da die S-Bahn in Oberboihingen im 30-Minuten-Takt fährt, sagte Regionaldirektor Jürgen Wurmthaler: „Wir erwarten vom Land, seinen eigenen Prinzipien treu zu bleiben und auch MEX-Züge in Oberboihingen halten zu lassen.“ Durch den Halbstundentakt der S-Bahn, die einmal nach Kirchheim und einmal nach Nürtingen fährt, sieht Plochingens Bürgermeister Frank Buß, Regionalrat der Freien Wähler, allerdings den wünschenswerten Viertelstundentakt entschwinden. „Langfristig müssen wir überlegen, ob das der Schlusspunkt ist“, sagte er und regte an, über eine Verlängerung der Tälesbahn bis Wendlingen nachzudenken, um die Taktverdichtung zu erreichen.

Rena Farquhar (FDP) begrüßte es „als alte Nürtingerin“, dass mit der S-Bahn-Verlängerung nach Nürtingen eine Art „Ringschluss light“ von den Fildern ins Neckartal geschafft werden kann. Denn der Ringschluss, der noch vor einigen Jahren heiß diskutiert wurde, erwies sich als nicht wirtschaftlich genug und schon seit einiger Zeit vom Tisch. Der kleine Ringschluss führt vom Flughafen mit dem Metropolexpress über die Kleine Wendlinger Kurve nach Oberboihingen und Nürtingen. Wer dann nach Wendlingen oder Plochingen will, kann dafür die S-Bahn nutzen.

In Nürtingen muss für den S-Bahn-Halt ein eigener Bahnsteig gebaut werden, der lang genug ist, damit auch die Tälesbahn hier andocken kann. Er verläuft als Außenbahnsteig parallel zur Plochinger Straße. Das Planfeststellungsverfahren für den Bahnsteig läuft seit Juli 2023.

Photovoltaikanlage geplant

Übrigens, nicht nur dafür ist das Genehmigungsverfahren gedacht. Auch die vorhandenen Bahnsteige 1, 2 und 3 entsprächen hinsichtlich des baulichen Zustands und der Verkehrssicherheit nicht mehr den aktuellen Anforderungen der Baustandards der DB Station und Service AG und dem Regelwerk der Deutschen Bahn. An Gleis 6, an dem S-Bahn und Tälesbahn halten sollen, ist übrigens auch ein Bahnsteigdach mit integrierter Photovoltaik-Anlage in Planung. Eine Potenzialanalyse soll aufzeigen, wie der dort erzeugte Strom sinnvoll genutzt werden kann. Und ob in Folge dann vielleicht auch die Dächer der anderen Bahnsteige damit ausgestattet werden sollen.