Gemeinderat
Viel Buntes ohne Bürgermeister

Gemeinderat Viele Neidlinger Programmpunkte galten Baumaßnahmen, der wichtigste war der Ausbau der Veitstraße.

Neidingen. Weil Bürgermeister Jürgen Ebler erkrankt war, leitete seine Stellvertreterin Daniela Ruoß die Sitzung des Neidlinger Gemeinderats. Routiniert ging es in einer knappen Stunde durch 13 Tagesordnungspunkte. Sehr viel zu diskutieren gab es im aktuellen Stadium bei keinem Punkt, dennoch sind einige der meist einstimmigen Beschlüsse sehr wichtig. Einer dürfte bei den Anliegern der Veitstraße für Erleichterung sorgen: Der Gemeinderat hat dem Ausbau zugestimmt, die Kostenschätzung liegt bei circa 1,1 Millionen Euro. Dem Beschluss ging im September 2024 ein Informationstermin für die Anwohner voraus. Der Ausbau der Veitstraße, die schon immer ein Provisorium war, beschäftigt die Gemeinde seit vielen Jahren, nun kann er endlich beginnen.

Deutlich günstiger kommt die Gemeinde der Check, ob noch alle circa 240 Masten der Neidlinger Straßenbeleuchtung sicher stehen. Mit dieser Prüfung nach dem Windlast-Simulations-Verfahren wurde das Albwerk beauftragt, sie kostet pro Mast 22,36 Euro plus Umsatzsteuer. Auch die elf Flutlichtmasten der Sportanlagen werden geprüft. Auf die Prüfungsergebnisse gibt das Albwerk jeweils sechs Jahre Garantie.

Die Telekom hat beim Breitbandanschluss des Neubaugebiets Schießhütte wirtschaftliche Bedenken, der bisherige Anschlusspunkt ist zu weit weg. Daher beschloss der Gemeinderat, die Tiefbaukosten in der Gießenstraße in Höhe von rund 25.000 Euro zu übernehmen. Die Trasse führt in die Hofstraße, dort entsteht der neue Übergabepunkt, ab dem die Telekom auf ihre Kosten weiterbaut. Es gebe dazu keine Alternative, befand das Gremium, wolle die Gemeinde nicht auf Neubaugrundstücken ohne Breitbandanschluss sitzen bleiben.

Um die Bürger schneller zu informieren, will die Gemeindeverwaltung einen Social-Media-Auftritt auf Instagram einrichten. Dort sollen auch Artikel der Homepage gespiegelt werden. Auf dieser, so die Auswertung der Zugriffszahlen, würden viele Bürger nicht nachsehen. Auftritte der Gemeinde auf Facebook oder X wurden als zu zeit- und personalintensiv verworfen. Das Portal soll keinen Dialog und nur Sachinformationen bieten, keine Berichte und keine Meinungsbildung. Berichte, so die beschlossenen Social-Media-Richtlinien der Gemeinde, gehörten in die Lokalzeitung. Es soll Werbebanner geben, deren Einnahmen sollen nur zur Finanzierung des Social-Media-Auftritts verwendet werden.

Zum Stichtag 15. Mai 2022 hatte Neidlingen 1759 Einwohner. Das hat das Statistische Landesamt Baden-Württemberg auf Basis des Zensus 2022 festgestellt und der Gemeinde in einem Bescheid mitgeteilt. Diese Befragung war keine Vollerhebung, deshalb ist die Zahl eigentlich nur eine Hochrechnung. Mit einer Wahrscheinlichkeit von 95 Prozent, gab das Statistische Landesamt an, habe die tatsächliche Einwohnerzahl am Stichtag zwischen 1726 und 1792 gelegen. Die Abweichung vom Standesamts­register ist deutlich, dieses hatte zum Stichtag einen Datenbestand von 1849 Einwohnern. Doch ein genauer Abgleich ist nicht möglich. Denn die Rückmeldung von Daten des Zensus 2022 an die Gemeindeverwaltung, damit diese vermeintliche „Karteileichen“ prüfen kann, ist verboten. Durch die statistisch 90 Einwohner weniger erhält die Gemeinde künftig etwas geringere finanzielle Zuweisungen. Dass aber ganz Baden-Württemberg beim Zensus 2022 Einwohner verloren hat, gleicht den Verlust teilweise wieder aus. Peter Dietrich