Mobilität
Zwei Varianten – ein Kompromiss?

Für den Radschnellweg durch den Plochinger Bruckenwasen ist eine Interimslösung angedacht, die womöglich Bestand haben könnte. Das Naherholungsgebiet soll nicht zerschnitten werden. 

Die Stuttgarter Regierungspräsidentin Susanne Bay, der Landesverkehrsminister Winfried Hermann und der Plochinger Bürgermeister Frank Buß (von rechts) lassen sich die Pläne für den Radschnellweg 4 erklären. Foto: Roberto Bulgrin

Am Radschnellweg 4 (RS 4), der von Reichenbach nach Stuttgart führen soll, wird seit zehn Jahren herumgeplant. Der Landesverkehrsminister Winfried Hermann will das Projekt möglichst zügig voranbringen. Er ist guter Dinge, „dass dies jetzt gelingen könnte“. Auf seiner Sommertour machte der Grünen-Politiker in Plochingen Station, wo es erheblichen Widerstand gegen die vom Regierungspräsidium (RP) ausgearbeitete Vorzugsvariante gibt, die den Landschaftspark Bruckenwasen durchschneiden würde.

Zuletzt haben sich die Wogen ein wenig geglättet, da das Land die ersten Planungskosten für eine von der Stadt Plochingen bevorzugte Trasse übernimmt. Ob sie tatsächlich kommt, steht in den Sternen – und „möglichst zügig“ käme sie sicher nicht, da eine zusätzliche Bahnunterführung gebaut werden müsste. Zudem würde diese Route mit geschätzten fünf Millionen Euro etwa zehnmal soviel kosten wie die Vorzugsvariante – und bis zur Realisierung zehn Jahre vergehen.

Auf der anderen Seite machte Plochingens Bürgermeister Frank Buß deutlich, dass sich „Plochingen querlegen dürfte“, wenn das Naherholungsgebiet Bruckenwasen an diesem neuralgischen Punkt durch die Radtrasse über Gebühr strapaziert würde. Andererseits stellte der Rathauschef klar, dass die Stadt den RS 4 wolle und dass man, wenn die Vorplanung fertig sei, fachlich vergleichen könne, was technisch umsetzbar sei. „Auch wenn das teurer werden würde, muss darüber nachgedacht werden“, forderte Buß. Hermann und die Vertreter des RP, darunter dessen Präsidentin Susanne Bay (Grüne), sagten dieses Nachdenken zu, nicht zuletzt, weil bei dem Ortstermin deutlich wurde, dass die Querung von der jetzigen Eisenbahnunterführung „schon ein ziemlicher Einschnitt wäre“. Hermanns Optimismus, dass es mit dem RS 4 rasch vorangehen könnte, hat einen Grund: Zusätzlich zu den beiden Varianten haben die Planer eine Interimslösung ausgetüftelt.

Dazu würde die Trasse unmittelbar nach der bestehenden Unterführung links abschwenken und entlang der Bahnstrecke bis zu dem Punkt geführt, wo sich die beiden bestehenden Varianten ohnehin vereinen. Ein Problem ist dabei jedoch noch zu lösen: Der dort vorhandene Weg führt direkt am Gelände des Obst- und Gartenbauvereins vorbei, erfordert also dessen Entgegenkommen. Sowohl Hermann und die RP-Vertreter als auch Buß zeigten sich aber zuversichtlich, dass sich da eine Übereinkunft finden ließe.

Seine Erleichterung ließ sich Winfried Hermann auch von einem möglichen Bürgerentscheid nicht nehmen. Der Entscheid richte sich gegen die Finanzierungsvereinbarung zwischen Stadt und Land und werde gerade geprüft, erklärte Buß. Für den Minister ist dennoch klar, „dass wir beim RS 4 das bauen, was geht“.