Kreis Esslingen. Zu jeder Lossprechungsfeier der Kreishandwerkerschaft Esslingen gehört eine außergewöhnliche Showeinlage. Diesmal war der Tänzer Sven Weller mit dem Künstlernamen „Poppin Hood“ zu Gast. Der zweifache Weltmeister erklärte auch, woher sein Künstlername kommt: Von Robin Hood und von seinem Tanzstil. „Der Muskel explodiert, er bewegt sich wie bei Popcorn.“ Wobei Poppin Hood auch solche Muskeln und Gelenke absolut beherrscht, von denen normale Leute nicht einmal wissen, dass sie diese haben. Seine Vorstellung, exakt auf den eingespielten Soundtrack getaktet, kam derart gut an, dass eine Zugabe fällig war. Poppin Hood trainiert seinen Tanzsport bereits seit 2001 und betreibt eine Tanzschule in Echterdingen, hat aber auch einen direkten Bezug zum Handwerk: Er ist gelernter Stuckateur.
Gleichzeitig zum Gesellen und zum Meister
Zwei weitere Stuckateure standen diesmal im Mittelpunkt von Ausbildungs-TV. Rafael Treite, der Moderator des Abends, hatte die Auszubildenden Manuel Künkele und Leart Bucaj bei ihrer Arbeit auf dem Kirchturm in Esslingen-Mettingen besucht. Beide haben bei der Firma Oskar Ernst gelernt. Manuel Künkele hat in seiner gut dreieinhalbjährigen Ausbildung auch gleich den Meister mit gemacht. Als Geselle zählte er mit der Gesamtnote 2,0 zu den Besten des Gewerks. Leart Bucaj hat sich so gut bewährt, dass er eine Ausbildungsverkürzung auf zweieinhalb Jahre bekam, er schloss mit der Gesamtnote 2,4 ebenfalls als guter Prüfling ab. Er schätze die Vielfalt der Arbeiten, sowohl drinnen als auch draußen, sagte er. Von dieser Sorte hätte der Ausbildungsmeister der beiden, Sammy Lieb, gerne noch weitere junge Männer und Frauen: Es sei teilweise schwierig, für die Firma Nachwuchs zu bekommen, sagte er in der Filmeinspielung.
Der Anlagenmechaniker war am beliebtesten
Insgesamt 51 der 122 losgesprochenen Auszubildenden hatten den Beruf des Anlagenmechanikers erfolgreich erlernt. Damit war dies mit Abstand der am stärksten vertretende Beruf. An zweiter Stelle folgte mit 26 Auszubildenden der Kraftfahrzeugmechatroniker, an dritter Stelle mit 19 Auszubildenden der Elektroniker. Jeweils fünf junge Menschen hatten sich zum Tischler oder zur Tischlerin und zum Friseur oder zur Friseurin ausbilden lassen. Es gab vier Metallbauer und je drei Stuckateure und Feinwerkmechaniker. Jeweils einzeln waren der Zimmerer, der Maurer, die Kauffrau für Büromanagement, die Fachverkäuferin im Lebensmittelhandwerk, der Beton- und Stahlbetonbauer und der Bäcker vertreten.
Die Besten des Gewerks auf der Bühne
Zuerst wurden 19 gute Prüflinge geehrt, die alle die Gesamtnote 2,4 und besser erreicht haben. Dann folgten die Besten des Gewerks: Die Anlagenmechaniker Tim Bastian und Julian Dreher mit jeweils Note 1,9, der Elektroniker Fabian Flödl mit Note 2,0, der Friseur Luka Andres Rieker mit der Note 2,4, der Metallbauer Moritz Meyenberg mit der Note 1,9 und der bereits genannte Manuel Künkele mit Note 2,0.
Die Kammerpreisträger
Der stellvertretende Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Region Stuttgart, Christoph Gräter, würdigte die drei Kammerpreisträger – sie sind zugleich Beste ihres Gewerks und haben alle in Orten mit „–ingen“ gelernt. Dass alle ihre Ausbildung mit der hervorragenden Gesamtnote 1,4 abschlossen, liegt aber eher an ihrer Begabung, ihrem Fleiß, einem engagierten Ausbildungsbetrieb und der Unterstützung durch Lehrkräfte und Eltern. Der Kraftfahrzeugmechatroniker Laurin Scheider hat beim Autohaus Martin Wurst in Bempflingen gelernt, der Tischler Tobias Guilliard bei Rainer Geißler in Oberboihingen und der Zimmerer Swidbert Höflinger bei Holzsymbiose Riempp ebenfalls in Oberboihingen.
Goldenes Hobby und lästige Bürokratie
„Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht“, sagte die Goldschmiedin Marie Knapp in einer Talkrunde. Nun will sie ab September ihren Meister machen. Sie persönlich hat kaum Probleme mit überbordender Bürokratie, aber Kreishandwerksmeister Karl Boßler wusste sehr wohl von dieser zu berichten. Bürokratieabbau sei fast die einzige politisch sinnvolle Maßnahme, die kein Geld koste, sagte er, sie koste nur Mut. „Aber wenn versucht wird, die Reduzierung der Aufbewahrungsfrist von zehn auf sechs Jahre als Bürokratieabbau zu verkaufen, bin ich nicht so richtig zufrieden.“ Positiv sei, dass viele Gewerke noch immer eine gute Auslastung hätten. Das gelte aber nicht für den Bau, kaum einer könne sich das Bauen noch leisten. Und eines sollten sich die Politiker bei allen Maßnahmen merken: „Mit der Brechstange funktioniert es nicht.“
Ein kräftiger Dank von Boßler ging an den Landkreis Esslingen: Dieser macht nicht nur den nächsten „Tag des Handwerks“ am 20. und 21. September im Freilichtmuseum Beuren möglich, sondern verzichtet an beiden Tagen auch auf den Museumseintritt. Fabian Weber, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, warb dafür, dass Handwerksbetriebe die kleinen Ausbildungsmessen, die es inzwischen an vielen Schulen gibt, nutzen: Jugendliche bekämen eine Begeisterung fürs Handwerk, wenn sie etwas mitmachen könnten.
Lossprechung und Gesellentrunk
Karl Boßler sprach die Prüflinge von den Pflichten in ihrer Ausbildungszeit frei und gratulierte ihnen zur Erhebung in den Gesellenstand. Der Unterschied zwischen Wollen und Können, sagte er, sei eine Ausbildung. Mit ihrer Gesellenprüfung hätten sie die Voraussetzung für eine erfolgreiche berufliche Karriere geschaffen, sagte er den jungen Menschen. „Ob Energiewende, Digitalisierung oder Infrastruktur: Gehen Sie Ihre Aufgaben mit Begeisterung an und führen Sie sie kompetent und vorbildlich aus.“ Nach der Lossprechung lud er alle Prüflinge zum Gesellentrunk auf die Bühne ein.











