Seit die Max-Eyth-Straße Fußgängerzone ist, dürfen Autos nicht mehr zur Post fahren
Kein Gewohnheitsrecht beim Parken

Seit Herbst ist die untere Max-Eyth-Straße Fußgängerzone. Baulich ist das aber zumindest am Anfang der früheren Einbahnstraße nicht zu erkennen. Deshalb fahren viele Autofahrer nach wie vor zur Post - obwohl es weder öffentliche Parkplätze noch Kundenparkplätze gibt.

Post - Verkehr
Post - Verkehr

Kirchheim. Für Bürgermeister Günter Riemer ist die Sache eindeutig: „Vor der Post ist Fußgängerzone.“ Die Fußgängerzone beginne mit dem Verkehrsschild. Dieses sei auf Höhe der Zufahrt zu dem Gebäude angebracht, das zwischen Post und Nanz-Center steht. Die Zufahrt zu den dortigen Parkplätzen, die beispielsweise zur Arztpraxis gehören, ist also erlaubt. Die Weiterfahrt zum einstigen Parkplatz der Post im Hof oder aber zu den früheren Parkplätzen entlang der Max-Eyth-Straße ist dagegen nicht mehr gestattet, weil es sich beim Weg dorthin bereits um eine Fußgängerzone handelt.

Die Parkplätze vor der Post gibt es also gar nicht mehr, weil es ja widersinnig wäre, in einer Fußgängerzone Parkplätze auszuweisen. Die Parkplätze im Hof der Post sind Privatparkplätze oder Mitarbeiterparkplätze, die unter anderem zur Immobiliengesellschaft „P & H Projektmanagement“ im ersten Obergeschoss des Postgebäudes gehören. Wer diese privaten Parkplätze anfahren will, braucht dazu eigens einen Berechtigungsschein. Bis dahin klingt alles einsichtig und vernünftig. Aber nicht alle Autofahrer sind einsichtig genug, um sich auch an die neue Verkehrsregelung zu halten. Teilweise mag das auch auf Unwissenheit oder auf jahrelang eingeschliffene Gewohnheiten zurückzuführen sein.

Zum Vorgehen der Stadt sagt Günter Riemer, dass nach Eröffnung der Fußgängerzone die Autofahrer verstärkt auf das Fahrverbot hingewiesen wurden. Später seien dann auch Strafzettel verteilt worden, wobei sich die Mitarbeiter des Ordnungsamts sehr vieles an Beschimpfungen gefallen lassen müssten. Über die Rechtslage bestehe jedoch kein Zweifel: „Natürlich darf auch Lieferverkehr in der Fußgängerzone fahren. Aber einen Brief in den Briefkasten werfen, das ist kein Lieferverkehr.“ Und auch ein Päckchen zur Post tragen oder abholen, fällt nicht unter die Definition von Lieferverkehr.

Wer also zur Post möchte, muss sich einen öffentlichen Parkplatz in der Nähe suchen und die restliche Strecke - ob mit oder ohne Paket - zu Fuß zurücklegen. Und wer trotzdem direkt mit dem Auto zur Post fahren möchte, muss auf eine der Filialen ausweichen. Filialen gibt es in der Dettinger Straße, auf dem Schafhof, in Jesingen und Ötlingen. Beim Südbahnhof gibt es eine vollautomatische Packstation, an der man rund um die Uhr Pakete aufgeben oder sogar entgegennehmen kann.

Vor Einführung der Fußgängerzone habe die Stadt mit der Post diskutiert, und die Post sei damit einverstanden gewesen, sagt Bürgermeister Riemer, der allerdings die Kommunikation mit der Post nicht gerade als einfach einstuft.

Bei der zuständigen Pressestelle der Postbank in Bonn heißt es dagegen: „Die Postbank ist bei dieser Entscheidung nicht einbezogen worden.“ Zumindest aber führe die Postbank derzeit Gespräche mit der Stadt „über die dadurch entstandene Parkplatzsituation“.

Und auch auf eine vieldiskutierte mögliche Veränderung der Post geht die schriftliche Antwort aus Bonn auf die Nachfrage des Teckboten ein: „Gerüchten über einen Standortwechsel des Postbank Finanzcenters möchten wir entgegentreten.“ Aktuell lägen keine konkreten Planungen für einen Standortwechsel vor. Die Postbank habe einen Mietvertrag für die Räume am Postplatz, der noch bis Mitte 2012 läuft.

Somit bleibt also vorerst alles beim Alten, außer dass eben seit einigen Monaten keine Autos mehr zur Post fahren dürfen. Ein Leidtragender der Parkplatzsituation ist übrigens Dr. Günter Tschürtz, der für seine Arztpraxis sechs Parkplätze vorhält. Die Fußgängerzone bewertet er ausgesprochen positiv. Aber seither gebe es täglich Autos, die auf seinen Parkplätzen abgestellt sind, ohne dass die Fahrer zu ihm in die Praxis kommen: „Damit sind die Parkplätze für meine Patienten blockiert.“

Wie sich das Problem für alle Seiten zufriedenstellend lösen lässt, muss sich noch zeigen. Aber wenigs­tens soll die Fußgängerzone als solche ab Februar besser gekennzeichnet sein. „Die Blumentröge sind schon bestellt, und sie werden so schnell wie möglich aufgestellt“, sagt Bürgermeister Günter Riemer. Danach müssten sich also nur noch die Gewohnheiten der Autofahrer und der Päckchenschicker ändern.