Nachruf
Trauer um die Kirchheimer Gastro-Ikone Michael Holz

Der Ex-Villa- und Bären-Wirt, Event-Manager und Kommunalpolitiker ist am Wochenende nach langer Krankheit gestorben.

Michael Holz am Zapfhahn im Bären. Archiv-Foto: Jörg Bächle

Die Nachricht hat sich am Wochenende wie ein Lauffeuer in Kirchheim verbreitet: Michael Holz ist tot. Der Gastronom ist in der Nacht von Freitag auf Samstag in Nürtingen nach langer, schwerer Krankheit im Alter von 63 Jahren gestorben. Holz war rund um die Teck bekannt wie der sprichwörtliche bunte Hund. Nicht nur die von ihm geführten Kneipen wie Wunderbar, Villa, Bären oder Schinderhannes sind legendär, auch Großveranstaltungen wie die Kirchheimer Musiknacht oder das Weindorf sind untrennbar mit seinem Namen verbunden.

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Stadtgespräch des Bürgertreffs im Januar 2024 mit Michael Holz in der Linde
Michael Holz präsentiert den preisgekrönten Dokumentarfilm Schattenkind über den Fotografen Andreas Reiner im Stadtkino. Regie bei dem Film führte der Kirchheimer Jo Müller (rechts).
Im 3K
Frühstück in Corona-Zeiten
Beim Weindorf-Aufbau
Bei der Eröffnung des Weindorfs im Jahr 2021 mit Oberbürgermeister Bader.
Ministerpräsident Winfried Kretschmann zu Besuch auf dem Weindorf Angelika Matt-Heidecker, Annalena Götz, Andreas Schwarz, Michael Holz, Karl Zimmermann
Blues zwischen den Jahren im Stadtkino, rechts Werner Dannemann
Bürgermeisterkandidat Michael Holz, links Mitbewerber Hendrik van Woudenberg
Bei der Bewerbervorstellung in Weilheim
Die Musiknacht-Macher Micha Holz und Anne Kenner
Abschiedskonzert im Bären
Bärenwirt
Bärenwirt
Bärenstube in Jesingen
Vor der Villa in der Dettinger Straße
Michael Holz als Gipser
Kirchheimer Musiknacht 2023
im Pipers
drei Bärenwirte
Fasching im Bären

Aufgewachsen ist Michael Holz in Weilheim. Anfang der 80er Jahre engagierte er sich in der Friedensbewegung und hat damals über die alternative „Liste 80“ den Einzug in den Weilheimer Gemeinderat nur knapp verfehlt. Kommunalpolitisch engagiert blieb Holz sein gesamtes Leben, saß für die Grünen später viele Jahre im Kreistag und im Kirchheimer Gemeinderat. Auch kulturell war Michael Holz schon als Jugendlicher aktiv. Mit der Jugendinitiative Weilheim hat er Konzerte organisiert und durchgesetzt, dass Jugendräume eingerichtet werden.

Nach der Gipserlehre in die Gastronomie

Holz absolvierte eine Gipserlehre, wechselte aber schon bald in die Gastronomie. Die erste Station war die Jesinger „Klamotte“, aufgezogen im Stile eines Hard-Rock-Cafés. Es folgte die Germania, übrigens mit der ersten antialkoholischen Cocktailkarte in Kirchheim. „Die berühmte ,Herbe Hertha’ wurde dort erfunden“, erzählte Holz 1994 in einem Interview mit dem Jugendmagazin Tick. Nächste Station war die 1988 eröffnete „Wunderbar“. Weit über die Grenzen Kirchheims hinaus bekannt wurde Michael Holz mit der „Villa“ in der Dettinger Straße. Die Kombination Discothek und Kulturbetrieb lockte die jungen Menschen vor allem am Wochenende in Scharen in die Teckstadt. 

Rammstein den Saft abgedreht

Im Januar 2024 war Holz beim Stadtgespräch im Kirchheimer Bürgertreff zu Gast und erinnerte sich an eine besonders turbulente Szene in der Villa: Zu Gast war die damals noch recht unbekannte Band „Rammstein“. „Die waren damals erst im Kommen, aber die hatten von Anfang an eine Macke“, erzählte Holz. Die Lautstärke war das eine, die Pyrotechnik das andere. „Plötzlich hat es auf der Tanzfläche gebrannt und ich musste mit dem Feuerlöscher eingreifen.“ Und auch das Problem mit der Lautstärke musste Holz schließlich persönlich regeln: „Ich habe dem Mann am Mischpult den Saft abgedreht.“

20 Jahre „Bären“

1995 übernahm Michael Holz den „Bären“. Die 20 Jahre Bären war vermutlich die prägendste Zeitspanne in seiner gastronomischen Karriere: „Der Bären war nicht nur ein Treffpunkt für viele Stammgäste. Er war für Mitglieder des Gemeinderats auch eine Art Ratskeller.“ Einige Zeit war Holz auch jenseits der Kirchheimer Stadtgrenzen aktiv und hat das „Amadeus“ in Wendlingen und die Kneipe im Tübinger Hauptbahnhof gepachtet. Zwischendurch betrieb Michael Holz auch das Sportstudio „Pro Fitness“ in der Dettinger Straße, das „Café Tass“ in der Osianderstraße oder auch die „Hutteninsel“, den „Schinderhannes“, das „Krokodil“ und die „Bärenstube“ in Jesingen. Und dann gab’s da noch die Catering-Aufträge, etwa in der Kirchheimer Stadthalle, und nicht zu vergessen die Großveranstaltungen wie Weindorf oder Musiknacht. Über 20 Jahre hat „Micha“ Holz gemeinsam mit „Anne“ Kenner die Kirchheimer Musiknacht organisiert.

2015 verabschiedete sich Holz aus gesundheitlichen Gründen als Bären-Wirt, betrieb aber weiter das Stadtkino als Veranstaltungsort. Und 2019 wagte der Gastronom mit Burgern und Livemusik im ehemaligen Dreikönigs einen Neustart, doch dann kam Corona, und 2022 war Schluss im „3K“.

Darüber hinaus war Holz immer für das Gemeinwohl engagiert, als ehrenamtlicher Richter beim Verwaltungsgericht, als Stadtrat in Kirchheim oder als Kreisrat der Grünen in Esslingen. Im Kreistag wurde er erst vor wenigen Wochen, im Oktober 2024, auf eigenen Wunsch wegen seiner Erkrankung verabschiedet. 2017 hatte Holz zudem einen Anlauf gestartet, das ehrenamtliche politische Engagement zum Beruf zu machen und sich bei der Bürgermeisterwahl in Weilheim beworben. Im fünfköpfigen Bewerberfeld landete er mit 15,4 Prozent auf Platz 3​​​​​​​.

Zu seinem 60. Geburtstag war er sein eigener Event-Manager und hat eine gigantische Open-Air-Party auf die Beine gestellt. Hunderte von Freunden und Weggefährten kamen nach Weilheim gepilgert, um mit Micha Holz groß zu feiern. Er wusste damals selbst am besten Bescheid darüber​​​​​​​, wie wichtig es ist, sich am Leben zu freuen​​​​​​​ und gemeinsam bei bester Laune einen lauen Sommerabend zu genießen​​​​​​​, der kein Ende nehmen wollte.