Mit dem Biobauern durchs Jahr
Die Nässe hat der Natur gutgetan

Landwirtschaft Das Jahr neigt sich dem Ende und damit endet auch die Serie. Es war ein Jahr voller Herausforderungen auf dem Biobauernhof der Familie Kächele in Unterlenningen.

Für die Familie Kächele geht ein herausforderndes Jahr zu Ende. Den Spaß an der Arbeit haben sie sich dennoch bewahrt.  Foto: Cornelia Wahl

Es ist einer dieser Tage im Dezember, an denen es nicht wirklich hell werden will. Das Wetter trübe, aber immerhin trocken, die Temperaturen knapp über null Grad Celsius.

Als die Serie im Januar begann, waren die Temperaturen unter den Landwirten frostig. Mit Traktoren und Schleppern protestierten sie gegen die Vorhaben der Bundesregierung, Steuervergünstigungen abzuschaffen. So sollten landwirtschaftliche Fahrzeuge mit grünem Kennzeichen erstmals zur Kfz-Steuer herangezogen werden und die staatliche Förderung für den Agrar-Diesel wegfallen. Auch wenn die Kfz-Steuerbefreiung bleibt, so wird die Förderung des Agrar-Diesels in drei Stufen nach und nach komplett abgeschafft. So laut die Proteste der Bauern waren, so wenig scheint ihnen die Politik zugehört zu haben. In der Gesellschaft, so der Eindruck von Katharina Kächele, sei die Botschaft der Proteste angekommen, in der politischen Umsetzung eher weniger.

Jetzt im Herbst gab es wieder Proteste. Diesmal ist es das EU-Freihandelsabkommen „Mercosur“, das den Bauern Schweißperlen auf die Stirn treibt. Auch auf dem Biohof der Kächeles sieht man das Abkommen mit gemischten Gefühlen. „Wir haben viele Auflagen, die wir einhalten müssen. Das alles macht die Produktion teuer. Dafür schauen wir aber auch, dass es den Tieren gut geht, dass sie ein qualitativ hochwertiges Futter bekommen, was die Produkte hochwertig macht, aber letztendlich auch den Preis bestimmt“, sagt Katharina Kächele.

Zu den Auflagen, von denen sie spricht, zählen etwa diejenigen, die für die Einhaltung des Tierwohls sorgen oder aber – und das sind nur die wichtigsten – das Bundes-Bodenschutzgesetz, das Düngegesetz mit der Düngemittelverordnung, das Bundesnaturschutzgesetz, das Wasserhaushaltsgesetz, das Pflanzenschutzgesetz, die 43. Bundesimmissionsschutz-Verordnung, das Bundes-Klimagesetz sowie das GAP-Regelwerk mit drei Gesetzen, die die Konditionalitäten, die Direktzahlung und das Verwaltungs- und Kontrollsystem regeln.

 

Die Natur und der Wald konnten auftanken. 

Katharina Kächele

 

Und so sind die Befürchtungen groß, dass die Agrarimporte aus den „Mercosur“-Staaten Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay die heimischen Erzeugnisse zum Nachteil von Klima, Landwirten, Tieren, Umwelt und Verbrauchern verdrängen. Denn in den „Mercosur“-Staaten sind die Löhne niedriger und die eingeführten Agrarprodukte werden nach Standards aus längst vergangenen Zeiten produziert.

Das Jahr auf dem Wiesenhof hatte dagegen allerhand Gutes zu bieten. Für die Natur und die Bäume war das nasse Wetter gut. „Die Natur und der Wald konnten auftanken“, erzählt Katharina Kächele. Und Johannes Kächele fügt hinzu: „Den Fichten hat das nasse Wetter gutgetan. Sie haben nicht so viele Borkenkäfer bekommen, weil sie nicht so sehr unter der Trockenheit gelitten haben.“ Gut war auch, dass es 2024 nicht so viele Tage mit extremer Hitze gab. Auch die Wiesen profitierten von der Nässe. Der Futterertrag war gut. Auf der anderen Seite hatten die Kächeles aber nur ein kleines Zeitfenster, in dem sie das Heu mähen und einfahren konnten. „Den ersten Schnitt Heu konnten wir in diesem Jahr circa vier Wochen später machen als sonst. Die Qualität des Heus war deshalb auch schlechter, weil das Gras zu alt war.“ Auch hat die Temperatur gefehlt, um das Heu trocken einfahren zu können.

Bei der Getreideernte hatten die Kächeles Glück. Die konnte überwiegend trocken eingefahren werden, besser als die Jahre zuvor. Schwieriger war das Jahr bei den Kartoffeln. Auf den Äckern, wo Staunässe entstand, fiel der Ertrag deutlich geringer aus. „Es gab sortenabhängig weniger Kartoffeln, als wir erwartet haben“, so die Kächeles. Trotz all der Herausforderungen, die der Beruf mit sich bringt: Die Kächeles leben, was sie tun. Sie arbeiten gerne mit den Tieren, sind gerne draußen in der Natur und haben Spaß dabei. Und sie wollen diesen Beruf weitermachen, sofern es möglich ist.

Dass ihre Arbeit wertgeschätzt wird, erfahren sie durch Begegnungen, wenn etwa der Kindergarten zu Besuch ist, oder von Wanderern, die sie auf den Weiden antreffen. Und dafür sind sie dankbar. Bleibt zu hoffen, dass die Botschaft der Wertschätzung der heimischen Landwirtschaft in der Bevölkerung sich in künftigen politischen Entscheidungen positiv niederschlägt.